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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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holdes Kind, das schöne Julchen." Alle waren ganz
erstaunt über Exters seltsames Begehren. Der
nahm aber den Hofrath auf die Seite; beide stell¬
ten sich gegen über, legten einander die Hände auf
die Achseln und wechselten einige arabische Worte.
Darauf kam Reutlinger zurück, nahm Maxens
Hand und sprach sehr mild und freundlich: "Mein
lieber guter Sohn, mein theurer Max, thue mir
den Gefallen und reise nach Constantinopel, es
kann höchstens sechs Monate dauern, dann richte
ich hier die Hochzeit aus!" -- Aller Protestatio¬
nen der Braut unerachtet mußte Max fort nach
Constantinopel.

Nun könnte ich, sehr geliebter Leser! wohl
füglich meine Erzählung schließen, denn du magst
es dir vorstellen, daß Max, nachdem er aus Con¬
stantinopel, wo er die Marmorstufe, wohin der
Seehund Extern das Kind apportirt, nebst vielem
andern Merkwürdigen geschaut hatte, zurückgekehrt
war, wirklich Julien heirathete, und verlangst wohl
nicht noch zu wissen, wie die Braut geputzt war
und wie viel Kinder das Paar bis jetzt erzeugt
hat. Hinzusetzen will ich nur noch, daß am Ta¬
ge Mariä Geburt des Jahres 18-- Max und

holdes Kind, das ſchoͤne Julchen.“ Alle waren ganz
erſtaunt uͤber Exters ſeltſames Begehren. Der
nahm aber den Hofrath auf die Seite; beide ſtell¬
ten ſich gegen uͤber, legten einander die Haͤnde auf
die Achſeln und wechſelten einige arabiſche Worte.
Darauf kam Reutlinger zuruͤck, nahm Maxens
Hand und ſprach ſehr mild und freundlich: „Mein
lieber guter Sohn, mein theurer Max, thue mir
den Gefallen und reiſe nach Conſtantinopel, es
kann hoͤchſtens ſechs Monate dauern, dann richte
ich hier die Hochzeit aus!“ — Aller Proteſtatio¬
nen der Braut unerachtet mußte Max fort nach
Conſtantinopel.

Nun koͤnnte ich, ſehr geliebter Leſer! wohl
fuͤglich meine Erzaͤhlung ſchließen, denn du magſt
es dir vorſtellen, daß Max, nachdem er aus Con¬
ſtantinopel, wo er die Marmorſtufe, wohin der
Seehund Extern das Kind apportirt, nebſt vielem
andern Merkwuͤrdigen geſchaut hatte, zuruͤckgekehrt
war, wirklich Julien heirathete, und verlangſt wohl
nicht noch zu wiſſen, wie die Braut geputzt war
und wie viel Kinder das Paar bis jetzt erzeugt
hat. Hinzuſetzen will ich nur noch, daß am Ta¬
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[373/0381] holdes Kind, das ſchoͤne Julchen.“ Alle waren ganz erſtaunt uͤber Exters ſeltſames Begehren. Der nahm aber den Hofrath auf die Seite; beide ſtell¬ ten ſich gegen uͤber, legten einander die Haͤnde auf die Achſeln und wechſelten einige arabiſche Worte. Darauf kam Reutlinger zuruͤck, nahm Maxens Hand und ſprach ſehr mild und freundlich: „Mein lieber guter Sohn, mein theurer Max, thue mir den Gefallen und reiſe nach Conſtantinopel, es kann hoͤchſtens ſechs Monate dauern, dann richte ich hier die Hochzeit aus!“ — Aller Proteſtatio¬ nen der Braut unerachtet mußte Max fort nach Conſtantinopel. Nun koͤnnte ich, ſehr geliebter Leſer! wohl fuͤglich meine Erzaͤhlung ſchließen, denn du magſt es dir vorſtellen, daß Max, nachdem er aus Con¬ ſtantinopel, wo er die Marmorſtufe, wohin der Seehund Extern das Kind apportirt, nebſt vielem andern Merkwuͤrdigen geſchaut hatte, zuruͤckgekehrt war, wirklich Julien heirathete, und verlangſt wohl nicht noch zu wiſſen, wie die Braut geputzt war und wie viel Kinder das Paar bis jetzt erzeugt hat. Hinzuſetzen will ich nur noch, daß am Ta¬ ge Mariaͤ Geburt des Jahres 18— Max und

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/381>, abgerufen am 31.10.2024.