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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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zureden, die zweifelhafte Dämmerung müsse ihn
getäuscht haben.

Großmutter schlief schon. Er ging auf den Zehen,
um sie nicht zu wecken, entschlummerte spät, sah dann
im Traume den Musikdirektor Carino mit einer unbe-
kannten Frau im lebhaften Gespräch einherwandeln,
wobei er sich, wie häufig im Traume vorkommt,
fruchtlos abmühete, beide zu erreichen und abge-
brochene Worte zu erlauschen. Nur seinen eigenen
Namen verstand er bisweilen.

Als er aus unruhigem Schlafe erwachte, die Bil-
der des quälenden Traumes zu sondern versuchte,
fand er eine merkwürdige Aehnlichkeit zwischen jener
unbekannten Frau und den Schilderungen, die ihm
die Großmutter von seiner Mutter zu machen pflegte.
Er hätte sich nicht genug verwundern können, daß
ihm dies nicht schon im Traume aufgefallen sei, wenn
er sich nicht zugleich erinnern müssen, daß Ottiliens
ihm nachgeworfener Fingerkuß, der ihm bei der
Dämmerung des Abends zweifelhaft und fraglich
erschien, während der Dunkelheit der Nacht und des
Traumes zu großer Bedeutung angewachsen war.
Nach einer Stunde des Besinnens, Erwägens, des
Zweifels und der Hoffnung, verschwanden ihm Carino

zureden, die zweifelhafte Daͤmmerung muͤſſe ihn
getaͤuſcht haben.

Großmutter ſchlief ſchon. Er ging auf den Zehen,
um ſie nicht zu wecken, entſchlummerte ſpaͤt, ſah dann
im Traume den Muſikdirektor Carino mit einer unbe-
kannten Frau im lebhaften Geſpraͤch einherwandeln,
wobei er ſich, wie haͤufig im Traume vorkommt,
fruchtlos abmuͤhete, beide zu erreichen und abge-
brochene Worte zu erlauſchen. Nur ſeinen eigenen
Namen verſtand er bisweilen.

Als er aus unruhigem Schlafe erwachte, die Bil-
der des quaͤlenden Traumes zu ſondern verſuchte,
fand er eine merkwuͤrdige Aehnlichkeit zwiſchen jener
unbekannten Frau und den Schilderungen, die ihm
die Großmutter von ſeiner Mutter zu machen pflegte.
Er haͤtte ſich nicht genug verwundern koͤnnen, daß
ihm dies nicht ſchon im Traume aufgefallen ſei, wenn
er ſich nicht zugleich erinnern muͤſſen, daß Ottiliens
ihm nachgeworfener Fingerkuß, der ihm bei der
Daͤmmerung des Abends zweifelhaft und fraglich
erſchien, waͤhrend der Dunkelheit der Nacht und des
Traumes zu großer Bedeutung angewachſen war.
Nach einer Stunde des Beſinnens, Erwaͤgens, des
Zweifels und der Hoffnung, verſchwanden ihm Carino

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[70/0086] zureden, die zweifelhafte Daͤmmerung muͤſſe ihn getaͤuſcht haben. Großmutter ſchlief ſchon. Er ging auf den Zehen, um ſie nicht zu wecken, entſchlummerte ſpaͤt, ſah dann im Traume den Muſikdirektor Carino mit einer unbe- kannten Frau im lebhaften Geſpraͤch einherwandeln, wobei er ſich, wie haͤufig im Traume vorkommt, fruchtlos abmuͤhete, beide zu erreichen und abge- brochene Worte zu erlauſchen. Nur ſeinen eigenen Namen verſtand er bisweilen. Als er aus unruhigem Schlafe erwachte, die Bil- der des quaͤlenden Traumes zu ſondern verſuchte, fand er eine merkwuͤrdige Aehnlichkeit zwiſchen jener unbekannten Frau und den Schilderungen, die ihm die Großmutter von ſeiner Mutter zu machen pflegte. Er haͤtte ſich nicht genug verwundern koͤnnen, daß ihm dies nicht ſchon im Traume aufgefallen ſei, wenn er ſich nicht zugleich erinnern muͤſſen, daß Ottiliens ihm nachgeworfener Fingerkuß, der ihm bei der Daͤmmerung des Abends zweifelhaft und fraglich erſchien, waͤhrend der Dunkelheit der Nacht und des Traumes zu großer Bedeutung angewachſen war. Nach einer Stunde des Beſinnens, Erwaͤgens, des Zweifels und der Hoffnung, verſchwanden ihm Carino

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/86>, abgerufen am 31.10.2024.