Die Dorfleute schrieen fröhlich erstaunt durch- einander.
Die Kinder jauchzten.
Der Riese Schkramprl weinte und jauchzte wie ein kleines Kind. Dann stieg er auf einen Stuhl, zeigte sich dem versammelten Volk, und indem er auf seine Brust mit beiden Fäusten schlug, brüllte er unaufhörlich: ipse feci!
Vierundsiebenzigstes Kapitel.
Wie Anton mit seiner seligen Großmutter redet und wie Herr Schkramprl das Gespräch unterbricht. -- Schkramprls Forderungen und wie er sich bezahlt macht. -- Gräfin Julia erklärt nochmals ihres Gatten Sohn für ihren eigenen.
Der Sommertag ist hinabgesunken hinter die dun- kelblauen Waldstreifen. Anton sitzt im Zimmer, wo Onkel Nasus starb. Dämmerung um ihn her und ernste Einsamkeit, die er aufgesucht, um die er flehent- lich gebeten. Er will, er muß allein bleiben. Draußen hat er wohl Geräusch vernommen, hat Gehen und Kommen hören, Wagen rollen, Diener laufen, -- er achtet auf nichts; von Geschäften durfte Niemand mit ihm reden. Von seinen Beamten, vom Gerichts-
7 *
Deines Vaters Wittwe! erwiederte ſie.
Die Dorfleute ſchrieen froͤhlich erſtaunt durch- einander.
Die Kinder jauchzten.
Der Rieſe Schkramprl weinte und jauchzte wie ein kleines Kind. Dann ſtieg er auf einen Stuhl, zeigte ſich dem verſammelten Volk, und indem er auf ſeine Bruſt mit beiden Faͤuſten ſchlug, bruͤllte er unaufhoͤrlich: ipse feci!
Vierundſiebenzigſtes Kapitel.
Wie Anton mit ſeiner ſeligen Großmutter redet und wie Herr Schkramprl das Geſpräch unterbricht. — Schkramprls Forderungen und wie er ſich bezahlt macht. — Gräfin Julia erklärt nochmals ihres Gatten Sohn für ihren eigenen.
Der Sommertag iſt hinabgeſunken hinter die dun- kelblauen Waldſtreifen. Anton ſitzt im Zimmer, wo Onkel Naſus ſtarb. Daͤmmerung um ihn her und ernſte Einſamkeit, die er aufgeſucht, um die er flehent- lich gebeten. Er will, er muß allein bleiben. Draußen hat er wohl Geraͤuſch vernommen, hat Gehen und Kommen hoͤren, Wagen rollen, Diener laufen, — er achtet auf nichts; von Geſchaͤften durfte Niemand mit ihm reden. Von ſeinen Beamten, vom Gerichts-
7 *
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Deines Vaters Wittwe! erwiederte ſie.
Die Dorfleute ſchrieen froͤhlich erſtaunt durch-
einander.
Die Kinder jauchzten.
Der Rieſe Schkramprl weinte und jauchzte wie
ein kleines Kind. Dann ſtieg er auf einen Stuhl,
zeigte ſich dem verſammelten Volk, und indem er auf
ſeine Bruſt mit beiden Faͤuſten ſchlug, bruͤllte er
unaufhoͤrlich: ipse feci!
Vierundſiebenzigſtes Kapitel.
Wie Anton mit ſeiner ſeligen Großmutter redet und wie Herr Schkramprl das
Geſpräch unterbricht. — Schkramprls Forderungen und wie er ſich bezahlt
macht. — Gräfin Julia erklärt nochmals ihres Gatten Sohn für ihren eigenen.
Der Sommertag iſt hinabgeſunken hinter die dun-
kelblauen Waldſtreifen. Anton ſitzt im Zimmer, wo
Onkel Naſus ſtarb. Daͤmmerung um ihn her und
ernſte Einſamkeit, die er aufgeſucht, um die er flehent-
lich gebeten. Er will, er muß allein bleiben. Draußen
hat er wohl Geraͤuſch vernommen, hat Gehen und
Kommen hoͤren, Wagen rollen, Diener laufen, — er
achtet auf nichts; von Geſchaͤften durfte Niemand
mit ihm reden. Von ſeinen Beamten, vom Gerichts-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/103>, abgerufen am 18.06.2024.
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