dem ich mich geliebt wähnte, so lange geschwiegen haben, wenn sein Herz des meinigen sich würdig hielte? Würde er, dessen Namen ich nicht mehr aus- sprechen will, der vor Deiner Drohung entfloh, wie ein Feiger, eben so feig gewesen sein, wenn sein red- licher Wille, seine gute Absicht, seine treue Gesinnung für mich ihm Waffen, gute, gerechte Waffen dargebo- ten hätte? Sein Verstummen klagt ihn an, und rechtfertiget Dich! Mag mein Herz bluten, mag meine Seele sich grämen, -- für Dich hab' ich nur Verehrung, Liebe, Gehorsam; für Dich, mein Vater, hab' ich nur kindliche Hingebung. Diese Dir zu beweisen, gönne mir. Begehre nicht ferner, daß wir zwei uns trennen sollen, daß ich einen Platz, sei es der glänzendste, in einem großen Hause aufsuche! Laß' mich bei Dir. Nur bei Dir ist Trost für verra- thene Liebe; nur an des Vaters Brust wohnt Friede für meine Brust; nur indem ich Dich hüte, mich in Dir vergesse, kann ich vergessen lernen, wie sehr ich ihn liebte, -- wie ich ihn immer noch liebe."
Der Rittmeister lüftete den grünen Schirm, der seine kranken, einst von einer Granate geblendeten Augen verdeckte, um sich die Thränen besser trocknen zu können.
dem ich mich geliebt waͤhnte, ſo lange geſchwiegen haben, wenn ſein Herz des meinigen ſich wuͤrdig hielte? Wuͤrde er, deſſen Namen ich nicht mehr aus- ſprechen will, der vor Deiner Drohung entfloh, wie ein Feiger, eben ſo feig geweſen ſein, wenn ſein red- licher Wille, ſeine gute Abſicht, ſeine treue Geſinnung fuͤr mich ihm Waffen, gute, gerechte Waffen dargebo- ten haͤtte? Sein Verſtummen klagt ihn an, und rechtfertiget Dich! Mag mein Herz bluten, mag meine Seele ſich graͤmen, — fuͤr Dich hab’ ich nur Verehrung, Liebe, Gehorſam; fuͤr Dich, mein Vater, hab’ ich nur kindliche Hingebung. Dieſe Dir zu beweiſen, goͤnne mir. Begehre nicht ferner, daß wir zwei uns trennen ſollen, daß ich einen Platz, ſei es der glaͤnzendſte, in einem großen Hauſe aufſuche! Laß’ mich bei Dir. Nur bei Dir iſt Troſt fuͤr verra- thene Liebe; nur an des Vaters Bruſt wohnt Friede fuͤr meine Bruſt; nur indem ich Dich huͤte, mich in Dir vergeſſe, kann ich vergeſſen lernen, wie ſehr ich ihn liebte, — wie ich ihn immer noch liebe.“
Der Rittmeiſter luͤftete den gruͤnen Schirm, der ſeine kranken, einſt von einer Granate geblendeten Augen verdeckte, um ſich die Thraͤnen beſſer trocknen zu koͤnnen.
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dem ich mich geliebt waͤhnte, ſo lange geſchwiegen
haben, wenn ſein Herz des meinigen ſich wuͤrdig
hielte? Wuͤrde er, deſſen Namen ich nicht mehr aus-
ſprechen will, der vor Deiner Drohung entfloh, wie
ein Feiger, eben ſo feig geweſen ſein, wenn ſein red-
licher Wille, ſeine gute Abſicht, ſeine treue Geſinnung
fuͤr mich ihm Waffen, gute, gerechte Waffen dargebo-
ten haͤtte? Sein Verſtummen klagt ihn an, und
rechtfertiget Dich! Mag mein Herz bluten, mag
meine Seele ſich graͤmen, — fuͤr Dich hab’ ich nur
Verehrung, Liebe, Gehorſam; fuͤr Dich, mein Vater,
hab’ ich nur kindliche Hingebung. Dieſe Dir zu
beweiſen, goͤnne mir. Begehre nicht ferner, daß wir
zwei uns trennen ſollen, daß ich einen Platz, ſei es
der glaͤnzendſte, in einem großen Hauſe aufſuche!
Laß’ mich bei Dir. Nur bei Dir iſt Troſt fuͤr verra-
thene Liebe; nur an des Vaters Bruſt wohnt Friede
fuͤr meine Bruſt; nur indem ich Dich huͤte, mich in
Dir vergeſſe, kann ich vergeſſen lernen, wie ſehr ich
ihn liebte, — wie ich ihn immer noch liebe.“
Der Rittmeiſter luͤftete den gruͤnen Schirm, der
ſeine kranken, einſt von einer Granate geblendeten
Augen verdeckte, um ſich die Thraͤnen beſſer trocknen
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/141>, abgerufen am 18.06.2024.
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