Und dann lachten sie beide. Und Anton kam dazu und küßte Hedwig.
Ottilie aber sprach: den Kuß müßt' er mir nun geben wenn ich nicht Verstand gehabt hätte, für ihn -- und für mich.
Anton küßte Ottiliens Hand.
Ottilie rief: sieh'st Du, wie dankbar er mir ist, daß ich ihn nicht festhielt?
Dann hinkte der Rittmeister herein und seine [To]chter umschlang ihn mit beiden Armen und sagte: Du bist mein guter, treuer Vater, Du machst mir niemals Aerger.
"Außer wenn ich Deine Anbeter mit dem Säbel in die Flucht schlage!"
Und Hedwig machte sich vom Vater los, neigte sich zu Anton, fuhr ihm in die Locken, schüttelte ihn und flüsterte: hab' ich ihn doch!
So verging der Winter.
Und der Frühling kam wieder; der böse Früh- ling! Wie er lächelnd, mit Blüthen umkränzt, sei- nen Einzug hält, Leben verheißend und Lust, doch im Herzen birgt er den Tod, der Heuchler!
Sie hatten einen Gang in's frische Grün gemacht, Die Maisonne brannte wie im August. Die Luft
Und dann lachten ſie beide. Und Anton kam dazu und kuͤßte Hedwig.
Ottilie aber ſprach: den Kuß muͤßt’ er mir nun geben wenn ich nicht Verſtand gehabt haͤtte, fuͤr ihn — und fuͤr mich.
Anton kuͤßte Ottiliens Hand.
Ottilie rief: ſieh’ſt Du, wie dankbar er mir iſt, daß ich ihn nicht feſthielt?
Dann hinkte der Rittmeiſter herein und ſeine [To]chter umſchlang ihn mit beiden Armen und ſagte: Du biſt mein guter, treuer Vater, Du machſt mir niemals Aerger.
„Außer wenn ich Deine Anbeter mit dem Saͤbel in die Flucht ſchlage!“
Und Hedwig machte ſich vom Vater los, neigte ſich zu Anton, fuhr ihm in die Locken, ſchuͤttelte ihn und fluͤſterte: hab’ ich ihn doch!
So verging der Winter.
Und der Fruͤhling kam wieder; der boͤſe Fruͤh- ling! Wie er laͤchelnd, mit Bluͤthen umkraͤnzt, ſei- nen Einzug haͤlt, Leben verheißend und Luſt, doch im Herzen birgt er den Tod, der Heuchler!
Sie hatten einen Gang in’s friſche Gruͤn gemacht, Die Maiſonne brannte wie im Auguſt. Die Luft
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Und dann lachten ſie beide. Und Anton kam
dazu und kuͤßte Hedwig.
Ottilie aber ſprach: den Kuß muͤßt’ er mir nun
geben wenn ich nicht Verſtand gehabt haͤtte, fuͤr ihn
— und fuͤr mich.
Anton kuͤßte Ottiliens Hand.
Ottilie rief: ſieh’ſt Du, wie dankbar er mir iſt,
daß ich ihn nicht feſthielt?
Dann hinkte der Rittmeiſter herein und ſeine
Tochter umſchlang ihn mit beiden Armen und ſagte:
Du biſt mein guter, treuer Vater, Du machſt mir
niemals Aerger.
„Außer wenn ich Deine Anbeter mit dem Saͤbel
in die Flucht ſchlage!“
Und Hedwig machte ſich vom Vater los, neigte
ſich zu Anton, fuhr ihm in die Locken, ſchuͤttelte ihn
und fluͤſterte: hab’ ich ihn doch!
So verging der Winter.
Und der Fruͤhling kam wieder; der boͤſe Fruͤh-
ling! Wie er laͤchelnd, mit Bluͤthen umkraͤnzt, ſei-
nen Einzug haͤlt, Leben verheißend und Luſt, doch
im Herzen birgt er den Tod, der Heuchler!
Sie hatten einen Gang in’s friſche Gruͤn gemacht,
Die Maiſonne brannte wie im Auguſt. Die Luft
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/164>, abgerufen am 17.06.2024.
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