Ein off'ner Jagdwagen fuhr vor die Wilde-Wein- laube. Der Kutscher, ein kleiner, dicker Kerl, der seine vier Braunen vom Bock aus tüchtig zusammen- hielt, fragte: wohin fahren wir?
"Wohin Du willst, Peterl! Nur weit! Jch habe mit meinem Gast zu reden!"
Was Anton mir während unserer Spazierfahrt erzählt, brauch' ich dem Leser nicht wiederzuerzählen. Es war nur eine Einleitung zu seinem Tagebuche und dessen Jnhalt kennt jeder, dem es gefallen hat, dieses Buch bis hierher durchzublättern.
Wir langten mit dem ersten Tone des Abend- geläutes im Schlosse wieder an.
Anton zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, nothwendige Geschäfte zu besorgen, weil in den nächsten Abenden, wenn erst Weiber und Kinder eingetroffen wären, auf ungestörte Ruhe nicht zu rechnen sei.
Mir gab er seine Journalhefte und Notizen auf meine Gaststube mit.
Begierig durch seine während der Fahrt empfan- genen Andeutungen, ging ich eifrig über die bunten Blätter. Jch las die ganze Nacht hindurch.
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Ein off’ner Jagdwagen fuhr vor die Wilde-Wein- laube. Der Kutſcher, ein kleiner, dicker Kerl, der ſeine vier Braunen vom Bock aus tuͤchtig zuſammen- hielt, fragte: wohin fahren wir?
„Wohin Du willſt, Peterl! Nur weit! Jch habe mit meinem Gaſt zu reden!“
Was Anton mir waͤhrend unſerer Spazierfahrt erzaͤhlt, brauch’ ich dem Leſer nicht wiederzuerzaͤhlen. Es war nur eine Einleitung zu ſeinem Tagebuche und deſſen Jnhalt kennt jeder, dem es gefallen hat, dieſes Buch bis hierher durchzublaͤttern.
Wir langten mit dem erſten Tone des Abend- gelaͤutes im Schloſſe wieder an.
Anton zog ſich in ſein Arbeitszimmer zuruͤck, nothwendige Geſchaͤfte zu beſorgen, weil in den naͤchſten Abenden, wenn erſt Weiber und Kinder eingetroffen waͤren, auf ungeſtoͤrte Ruhe nicht zu rechnen ſei.
Mir gab er ſeine Journalhefte und Notizen auf meine Gaſtſtube mit.
Begierig durch ſeine waͤhrend der Fahrt empfan- genen Andeutungen, ging ich eifrig uͤber die bunten Blaͤtter. Jch las die ganze Nacht hindurch.
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Ein off’ner Jagdwagen fuhr vor die Wilde-Wein-
laube. Der Kutſcher, ein kleiner, dicker Kerl, der
ſeine vier Braunen vom Bock aus tuͤchtig zuſammen-
hielt, fragte: wohin fahren wir?
„Wohin Du willſt, Peterl! Nur weit! Jch habe
mit meinem Gaſt zu reden!“
Was Anton mir waͤhrend unſerer Spazierfahrt
erzaͤhlt, brauch’ ich dem Leſer nicht wiederzuerzaͤhlen.
Es war nur eine Einleitung zu ſeinem Tagebuche und
deſſen Jnhalt kennt jeder, dem es gefallen hat, dieſes
Buch bis hierher durchzublaͤttern.
Wir langten mit dem erſten Tone des Abend-
gelaͤutes im Schloſſe wieder an.
Anton zog ſich in ſein Arbeitszimmer zuruͤck,
nothwendige Geſchaͤfte zu beſorgen, weil in den
naͤchſten Abenden, wenn erſt Weiber und Kinder
eingetroffen waͤren, auf ungeſtoͤrte Ruhe nicht zu
rechnen ſei.
Mir gab er ſeine Journalhefte und Notizen auf
meine Gaſtſtube mit.
Begierig durch ſeine waͤhrend der Fahrt empfan-
genen Andeutungen, ging ich eifrig uͤber die bunten
Blaͤtter. Jch las die ganze Nacht hindurch.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/215>, abgerufen am 17.06.2024.
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