Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.können [!], welches das Herz mit nichts vertauscht, mit dem Kopfe 65. An Christian Felix Weiße in Leipzig. [Konzept, am Schluß Kopie][Leipzig, Ende Nov. 1783]Die Ursache, warum der V[erfasser] dieses Briefs Ihnen sich und 66. An Frau Richter in Hof. Liebe Mama! Ich hätte Ihnen eher geschrieben, wenn ich Ihren Brief so beant- können [!], welches das Herz mit nichts vertauſcht, mit dem Kopfe 65. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig. [Konzept, am Schluß Kopie][Leipzig, Ende Nov. 1783]Die Urſache, warum der V[erfaſſer] dieſes Briefs Ihnen ſich und 66. An Frau Richter in Hof. Liebe Mama! Ich hätte Ihnen eher geſchrieben, wenn ich Ihren Brief ſo beant- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="112"/> können <metamark>[</metamark>!<metamark>]</metamark>, welches das Herz mit nichts vertauſcht, mit dem Kopfe<lb/> nicht einmal. Doch ich kürze dieſen Brief und warſcheinlich zugleich<lb/> auch Ihre Langweile mit ab; an ſeiner Wirkung iſt mir zuviel<lb/> gelegen, daß ich ihn one die Verunſtaltung einer ängſtlichen Gezwun-<lb/> genheit hätte ſchreiben können. ꝛc.<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>65. An <hi rendition="#g">Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Konzept, am Schluß Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Leipzig, Ende Nov. 1783<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Die Urſache, warum der V<metamark>[</metamark>erfaſſer<metamark>]</metamark> dieſes Briefs Ihnen ſich und<lb/> ſeine Geburten bekant zu machen wagt, iſt der verzeihliche Wunſch,<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_120">[120]</ref></note>künftighin den Weg, auf <metamark>[</metamark>dem<metamark>]</metamark> er zeither ſo oft geſtrauchelt, ſicherer an<lb n="10"/> der Hand des Kunſtrichters zurüklegen zu können. Nur die Notwendig-<lb/> keit dieſes Wunſches werden Sie aus dem ältern Produkte ſchlieſſen<lb/> können; das iüngere iſt vielleicht unänlich genug, um beweiſen zu<lb/> können, daß ich einen Lerer der Kritik nicht blos bedürfe, ſondern auch<lb/> verdiene.<lb n="15"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>66. An <hi rendition="#g">Frau Richter in Hof.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Liebe Mama!</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich hätte Ihnen eher geſchrieben, wenn ich Ihren Brief ſo beant-<lb/> worten hätte können als ich und Sie es wünſchten. Neulich ſchon hab’<lb/> ich meinen gänzlichen Mangel an Geld Ihnen bekant gemacht. Schlech-<lb n="20"/> terdings nichts hab’ ich, womit ich Ihnen helfen könte und ich habe<lb/> noch Mühe, für mich ſelbſt ſoviel geborgt zu bekommen, als ich<lb/> brauche. Alſo wie wolt’ ich auch für Sie gelehnet erhalten? Zumal da<lb/> ich hier keine Bekanten habe, bei denen ich ſo etwas ſuchen könte; und<lb/> der einzige Örthel hat mir onehin ſchon mer als zuviel, oft ſo, daß<lb n="25"/> er ſelbſt darüber ſich in Not ſtekte, borgen müſſen. Ich bitte Sie alſo,<lb/> verlaſſen Sie Sich ia niemals auf mich. Wenn ich etwas habe, das ich<lb/> geben kan: ſo thue ich es von ſelbſt, one daß Sie es vorher zu verlangen<lb/> brauchten. — Aber warum lieſſen Sie denn Ihre Stube weiſſen? Sie<lb/> wiſſen ia, daß Sie das Haus doch bald verkaufen müſſen? Es koſtet Sie<lb n="30"/> Geld, das Sie eigentlich zulezt für einen Fremden ausgeben. — Was<lb/> fangen Sie denn iezt mit dem Gotlieb an? Ich wolte lieber, Sie hätten<lb/> meinem Rat gefolgt und bei dem Elrod ihn gelaſſen. Denn ſo kan gar<lb/> nichts aus ihm werden. — Ich ſol Ihnen einen Brief an die groſſe<lb/> Elrodtin machen. Aber für mich ſchikt ſich ia das gar nicht (zumal da<lb n="35"/> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [112/0135]
können [!], welches das Herz mit nichts vertauſcht, mit dem Kopfe
nicht einmal. Doch ich kürze dieſen Brief und warſcheinlich zugleich
auch Ihre Langweile mit ab; an ſeiner Wirkung iſt mir zuviel
gelegen, daß ich ihn one die Verunſtaltung einer ängſtlichen Gezwun-
genheit hätte ſchreiben können. ꝛc. 5
65. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.
[Leipzig, Ende Nov. 1783]
Die Urſache, warum der V[erfaſſer] dieſes Briefs Ihnen ſich und
ſeine Geburten bekant zu machen wagt, iſt der verzeihliche Wunſch,
künftighin den Weg, auf [dem] er zeither ſo oft geſtrauchelt, ſicherer an 10
der Hand des Kunſtrichters zurüklegen zu können. Nur die Notwendig-
keit dieſes Wunſches werden Sie aus dem ältern Produkte ſchlieſſen
können; das iüngere iſt vielleicht unänlich genug, um beweiſen zu
können, daß ich einen Lerer der Kritik nicht blos bedürfe, ſondern auch
verdiene. 15
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66. An Frau Richter in Hof.
Liebe Mama!
Ich hätte Ihnen eher geſchrieben, wenn ich Ihren Brief ſo beant-
worten hätte können als ich und Sie es wünſchten. Neulich ſchon hab’
ich meinen gänzlichen Mangel an Geld Ihnen bekant gemacht. Schlech- 20
terdings nichts hab’ ich, womit ich Ihnen helfen könte und ich habe
noch Mühe, für mich ſelbſt ſoviel geborgt zu bekommen, als ich
brauche. Alſo wie wolt’ ich auch für Sie gelehnet erhalten? Zumal da
ich hier keine Bekanten habe, bei denen ich ſo etwas ſuchen könte; und
der einzige Örthel hat mir onehin ſchon mer als zuviel, oft ſo, daß 25
er ſelbſt darüber ſich in Not ſtekte, borgen müſſen. Ich bitte Sie alſo,
verlaſſen Sie Sich ia niemals auf mich. Wenn ich etwas habe, das ich
geben kan: ſo thue ich es von ſelbſt, one daß Sie es vorher zu verlangen
brauchten. — Aber warum lieſſen Sie denn Ihre Stube weiſſen? Sie
wiſſen ia, daß Sie das Haus doch bald verkaufen müſſen? Es koſtet Sie 30
Geld, das Sie eigentlich zulezt für einen Fremden ausgeben. — Was
fangen Sie denn iezt mit dem Gotlieb an? Ich wolte lieber, Sie hätten
meinem Rat gefolgt und bei dem Elrod ihn gelaſſen. Denn ſo kan gar
nichts aus ihm werden. — Ich ſol Ihnen einen Brief an die groſſe
Elrodtin machen. Aber für mich ſchikt ſich ia das gar nicht (zumal da 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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