Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.marterten Menschheit vormalte. Dan schlos ich Frieden mit allen Richter Morgen schick ich dir den Rest; aber du thust mir den Gefallen, alles10 Jezt früh. Ich wolt es gestern vergeblich volenden. Lies, eh das Andre kömt, 181. An Emanuel. Hof d. 23 Okt. 95 [Freitag].Geliebter Rechtschaffener, Möge der Tag Ihrer hiesigen flatternden Erscheinung, dieser ab- Dem Aufsaze hab ich ausser der Bitte, daß Sie mir ihn auf den marterten Menſchheit vormalte. Dan ſchlos ich Frieden mit allen Richter Morgen ſchick ich dir den Reſt; aber du thuſt mir den Gefallen, alles10 Jezt früh. Ich wolt es geſtern vergeblich volenden. Lies, eh das Andre kömt, 181. An Emanuel. Hof d. 23 Okt. 95 [Freitag].Geliebter Rechtſchaffener, Möge der Tag Ihrer hieſigen flatternden Erſcheinung, dieſer ab- Dem Aufſaze hab ich auſſer der Bitte, daß Sie mir ihn auf den <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0133" n="122"/> marterten Menſchheit vormalte. Dan ſchlos ich Frieden mit allen<lb/> Menſchen und mit mir und haſſe nun keinen mehr, (die ſchnellen<lb/> Minuten der Schwäche ausgenommen). Möge mein Aufſaz ſtat der<lb/> Rauchwolke dienen! — Wenn der Punkt der „Metempſychoſe“ darin<lb/> nicht die Stimmung nachläſſet, die nie aufhört: ſo hab ich nichts von<lb n="5"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd2_118">[118]</ref></note>allem ausgedrükt, was ich wolte. Mögeſt auch du alles, mein lieber<lb/> Theuerer, mit dieſer kleinen Unterſuchung ausheilen wie ich, was dich<lb/> an deiner oft verlezten Seele ſchmerzt!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Morgen ſchick ich dir den Reſt; aber du thuſt mir den Gefallen, alles<lb n="10"/> bis auf den Sonabend — weil es da zu <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> ſol — durchzuleſen<lb/> und zurükzugeben. Die andere Woche begleitet es die Berlin[er] Briefe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p> <hi rendition="#c">Jezt früh.</hi> </p><lb/> <p>Ich wolt es geſtern vergeblich volenden. Lies, eh das Andre kömt,<lb/> nur bis zum Einbug.<lb n="15"/> </p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>181. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 23 Okt. 95 [Freitag].</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Geliebter Rechtſchaffener,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Möge der Tag Ihrer hieſigen flatternden Erſcheinung, dieſer ab-<lb/> gekürzte Nachſommer, der meteorologiſch auſſen und pſychologiſch<lb n="20"/> innen vor uns einen blauen Himmel aufthat, noch mit einem ſo<lb/> ſchönen und langen Abendrothe in Ihrer Seele ſtehen wie in unſern<lb/> allen! — Möge mein Emanuel noch glüklicher ſein als der, der es hier<lb/> wünſcht! — Denn für mich Unerſätlichen giebt es ſeit meinem Blicke<lb/> in die hieſige Vergänglichkeit und Einſchränkung aller <hi rendition="#g">höhern</hi> Freuden<lb n="25"/> wenig mehr als Seufzer im Glük und Hofnungen des Jenſeits. —</p><lb/> <p>Dem Aufſaze hab ich auſſer der Bitte, daß <hi rendition="#g">Sie mir ihn</hi> auf den<lb/><hi rendition="#g">Dienſtag</hi> <hi rendition="#aq">(exclus.)</hi> wieder <hi rendition="#g">ſchicken,</hi> nichts mitzugeben als den Wunſch,<lb/> daß er die Stunde, in der ich mit allen Weſen dieſer Erde und mit mir<lb/> ſelber Frieden ſchlos, weiter gebe. Troz der leichten ſpielenden Ein-<lb n="30"/> kleidung ſind alle Säze darin des ſtrengſten Beweiſes fähig: ich ſage<lb/> alles frivol was ich ernſthaft meine: leider iſt gerade die Neigung, über<lb/> alles zu ſcherzen, nach nichts zu fragen, und Reichthum und Armuth,<lb/> Freude und Schmerz für gröſſer[e] Nachbarn und für kleinere Dinge<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0133]
marterten Menſchheit vormalte. Dan ſchlos ich Frieden mit allen
Menſchen und mit mir und haſſe nun keinen mehr, (die ſchnellen
Minuten der Schwäche ausgenommen). Möge mein Aufſaz ſtat der
Rauchwolke dienen! — Wenn der Punkt der „Metempſychoſe“ darin
nicht die Stimmung nachläſſet, die nie aufhört: ſo hab ich nichts von 5
allem ausgedrükt, was ich wolte. Mögeſt auch du alles, mein lieber
Theuerer, mit dieſer kleinen Unterſuchung ausheilen wie ich, was dich
an deiner oft verlezten Seele ſchmerzt!
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Richter
Morgen ſchick ich dir den Reſt; aber du thuſt mir den Gefallen, alles 10
bis auf den Sonabend — weil es da zu Emanuel ſol — durchzuleſen
und zurükzugeben. Die andere Woche begleitet es die Berlin[er] Briefe.
Jezt früh.
Ich wolt es geſtern vergeblich volenden. Lies, eh das Andre kömt,
nur bis zum Einbug. 15
181. An Emanuel.
Hof d. 23 Okt. 95 [Freitag].
Geliebter Rechtſchaffener,
Möge der Tag Ihrer hieſigen flatternden Erſcheinung, dieſer ab-
gekürzte Nachſommer, der meteorologiſch auſſen und pſychologiſch 20
innen vor uns einen blauen Himmel aufthat, noch mit einem ſo
ſchönen und langen Abendrothe in Ihrer Seele ſtehen wie in unſern
allen! — Möge mein Emanuel noch glüklicher ſein als der, der es hier
wünſcht! — Denn für mich Unerſätlichen giebt es ſeit meinem Blicke
in die hieſige Vergänglichkeit und Einſchränkung aller höhern Freuden 25
wenig mehr als Seufzer im Glük und Hofnungen des Jenſeits. —
Dem Aufſaze hab ich auſſer der Bitte, daß Sie mir ihn auf den
Dienſtag (exclus.) wieder ſchicken, nichts mitzugeben als den Wunſch,
daß er die Stunde, in der ich mit allen Weſen dieſer Erde und mit mir
ſelber Frieden ſchlos, weiter gebe. Troz der leichten ſpielenden Ein- 30
kleidung ſind alle Säze darin des ſtrengſten Beweiſes fähig: ich ſage
alles frivol was ich ernſthaft meine: leider iſt gerade die Neigung, über
alles zu ſcherzen, nach nichts zu fragen, und Reichthum und Armuth,
Freude und Schmerz für gröſſer[e] Nachbarn und für kleinere Dinge
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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