Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Viertes Buch. sen wil so viel sagen, als ein inneres Nachsinnen geistlicher Dinge und Verborgenheiten,das so tief und inbrünstig geschiehet, daß die sinlichen Empfindungen durch die Stärke des Verstandes ganz entkräftet werden, um nicht irgend etwas von dem Verborgenen außer Acht zu lassen. Nach des Jngen Ueberkunft sind viele von den Sjuto oder den philosophischen Sekten, Dieser Jngen aber, aller seiner Hoheit, und, wie man glaubt, unvergleichlichen Nach seinem Absterben war ein gewisser So kuffi sein Nachfolger, ein Man von Nach dessen Abgang wurde das Kloster Oobaku mit einem eingebornen Japaner Die Klerisey aller Sekten und Orden sowohl in Nagasacki als im ganzen Reiche Die Klosterprioren haben außer dem, daß sie ihren Klosterbrüdern gültige Reise- und
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch. ſen wil ſo viel ſagen, als ein inneres Nachſinnen geiſtlicher Dinge und Verborgenheiten,das ſo tief und inbruͤnſtig geſchiehet, daß die ſinlichen Empfindungen durch die Staͤrke des Verſtandes ganz entkraͤftet werden, um nicht irgend etwas von dem Verborgenen außer Acht zu laſſen. Nach des Jngen Ueberkunft ſind viele von den Sjuto oder den philoſophiſchen Sekten, Dieſer Jngen aber, aller ſeiner Hoheit, und, wie man glaubt, unvergleichlichen Nach ſeinem Abſterben war ein gewiſſer So kuffi ſein Nachfolger, ein Man von Nach deſſen Abgang wurde das Kloſter Oobaku mit einem eingebornen Japaner Die Kleriſey aller Sekten und Orden ſowohl in Nagaſacki als im ganzen Reiche Die Kloſterprioren haben außer dem, daß ſie ihren Kloſterbruͤdern guͤltige Reiſe- und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="56"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ſen</hi> wil ſo viel ſagen, als ein inneres Nachſinnen geiſtlicher Dinge und Verborgenheiten,<lb/> das ſo tief und inbruͤnſtig geſchiehet, daß die ſinlichen Empfindungen durch die Staͤrke des<lb/> Verſtandes ganz entkraͤftet werden, um nicht irgend etwas von dem Verborgenen außer Acht<lb/> zu laſſen.</p><lb/> <p>Nach des <hi rendition="#fr">Jngen</hi> Ueberkunft ſind viele von den <hi rendition="#fr">Sjuto</hi> oder den philoſophiſchen Sekten,<lb/> nicht weniger von der <hi rendition="#fr">Sinto</hi> oder einheimiſchem Heidenthum zur <hi rendition="#fr">Bugo</hi> oder <hi rendition="#fr">Budsdo</hi> uͤber-<lb/> gegangen: und weil damals die Austilgung der lezten Spuren des Chriſtenthums, das ſich<lb/> unter beſagten beiden Sekten bequem verbergen konte, beeifert wurde, ſo durfte kein Haus<lb/> im ganzen Reiche uͤbrig bleiben, welches nicht ein <hi rendition="#fr">Dſuſi,</hi> d. i. einen Plaz oder kleinen mit<lb/> ein oder dem andern <hi rendition="#fr">Fotoge</hi> oder Goͤtzen dieſer Religion ausgezierten Altar hielte: ein jeder,<lb/> der ſeine Wohnung etwa mit einer andern verwechſelt, kramt am allererſten ſein <hi rendition="#fr">Dſuſi</hi> aus,<lb/> und laͤſſet es ſeinen Nachbar ſehen, weil einer fuͤr den andern in dieſem Stuͤk haften und buͤ-<lb/> ßen mus, wenn das etwa nicht befolgt wuͤrde.</p><lb/> <p>Dieſer <hi rendition="#fr">Jngen</hi> aber, aller ſeiner Hoheit, und, wie man glaubt, unvergleichlichen<lb/> Gelehrſamkeit ungeachtet, hat es doch nicht dahin bringen koͤnnen, daß ſich weder die Kleri-<lb/> ſey, die unter ſo vielen ſtrittigen Sekten vertheilt ſtand, noch auch ſelbſt die hartnaͤckigen<lb/> Eingebohrnen ſeiner eigenen Sekte, unter ſeinen Schuz begeben und ihn als das oberſte<lb/> Haupt anerkant haͤtten.</p><lb/> <p>Nach ſeinem Abſterben war ein gewiſſer <hi rendition="#fr">So kuffi</hi> ſein Nachfolger, ein Man von<lb/> wenigerem Eindruk, Anſehen und Gelehrſamkeit.</p><lb/> <p>Nach deſſen Abgang wurde das Kloſter <hi rendition="#fr">Oobaku</hi> mit einem eingebornen Japaner<lb/> als Generalprior der drei vorhin benahmten ſineſiſchen Kloͤſter verſehen.</p><lb/> <p>Die Kleriſey aller Sekten und Orden ſowohl in Nagaſacki als im ganzen Reiche<lb/> haben demnach ihr Oberhaupt, das zu Miaco reſidirt und von dem Kaiſer geduldet und ge-<lb/> ſchuͤzt wird. Alles leiſtet einem ſolchen Oberhaupte oder Generalprior Gehorſam und lebt<lb/> ſeinen Vorſchriften gemaͤs: er ſelbſt aber macht es ſich mit vieler Herablaſſung zu einem Ge-<lb/> ſchaͤfte, die Gunſt der weltlichen Obrigkeit ſich zu erwerben, jedoch aus einem andern Bewe-<lb/> gungsgrunde, als nur, um im nothduͤrftigen Falle ihrer Huͤlfe und Schutzes verſichert<lb/> zu ſeyn.</p><lb/> <p>Die Kloſterprioren haben außer dem, daß ſie ihren Kloſterbruͤdern guͤltige Reiſe-<lb/> paͤſſe ertheilen koͤnnen, in allen politiſchen Sachen wenig zu ſagen, und ſtehen unter dem<lb/> Kaiſer, oder vielmehr unter beſondern weltlichen Aufſichtern, Beſchuͤtzern und Richtern,<lb/> die der Kaiſer der ganzen Kleriſey in ſeinen Staaten, ſie ſeyn von was fuͤr einer Religion<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0070]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.
ſen wil ſo viel ſagen, als ein inneres Nachſinnen geiſtlicher Dinge und Verborgenheiten,
das ſo tief und inbruͤnſtig geſchiehet, daß die ſinlichen Empfindungen durch die Staͤrke des
Verſtandes ganz entkraͤftet werden, um nicht irgend etwas von dem Verborgenen außer Acht
zu laſſen.
Nach des Jngen Ueberkunft ſind viele von den Sjuto oder den philoſophiſchen Sekten,
nicht weniger von der Sinto oder einheimiſchem Heidenthum zur Bugo oder Budsdo uͤber-
gegangen: und weil damals die Austilgung der lezten Spuren des Chriſtenthums, das ſich
unter beſagten beiden Sekten bequem verbergen konte, beeifert wurde, ſo durfte kein Haus
im ganzen Reiche uͤbrig bleiben, welches nicht ein Dſuſi, d. i. einen Plaz oder kleinen mit
ein oder dem andern Fotoge oder Goͤtzen dieſer Religion ausgezierten Altar hielte: ein jeder,
der ſeine Wohnung etwa mit einer andern verwechſelt, kramt am allererſten ſein Dſuſi aus,
und laͤſſet es ſeinen Nachbar ſehen, weil einer fuͤr den andern in dieſem Stuͤk haften und buͤ-
ßen mus, wenn das etwa nicht befolgt wuͤrde.
Dieſer Jngen aber, aller ſeiner Hoheit, und, wie man glaubt, unvergleichlichen
Gelehrſamkeit ungeachtet, hat es doch nicht dahin bringen koͤnnen, daß ſich weder die Kleri-
ſey, die unter ſo vielen ſtrittigen Sekten vertheilt ſtand, noch auch ſelbſt die hartnaͤckigen
Eingebohrnen ſeiner eigenen Sekte, unter ſeinen Schuz begeben und ihn als das oberſte
Haupt anerkant haͤtten.
Nach ſeinem Abſterben war ein gewiſſer So kuffi ſein Nachfolger, ein Man von
wenigerem Eindruk, Anſehen und Gelehrſamkeit.
Nach deſſen Abgang wurde das Kloſter Oobaku mit einem eingebornen Japaner
als Generalprior der drei vorhin benahmten ſineſiſchen Kloͤſter verſehen.
Die Kleriſey aller Sekten und Orden ſowohl in Nagaſacki als im ganzen Reiche
haben demnach ihr Oberhaupt, das zu Miaco reſidirt und von dem Kaiſer geduldet und ge-
ſchuͤzt wird. Alles leiſtet einem ſolchen Oberhaupte oder Generalprior Gehorſam und lebt
ſeinen Vorſchriften gemaͤs: er ſelbſt aber macht es ſich mit vieler Herablaſſung zu einem Ge-
ſchaͤfte, die Gunſt der weltlichen Obrigkeit ſich zu erwerben, jedoch aus einem andern Bewe-
gungsgrunde, als nur, um im nothduͤrftigen Falle ihrer Huͤlfe und Schutzes verſichert
zu ſeyn.
Die Kloſterprioren haben außer dem, daß ſie ihren Kloſterbruͤdern guͤltige Reiſe-
paͤſſe ertheilen koͤnnen, in allen politiſchen Sachen wenig zu ſagen, und ſtehen unter dem
Kaiſer, oder vielmehr unter beſondern weltlichen Aufſichtern, Beſchuͤtzern und Richtern,
die der Kaiſer der ganzen Kleriſey in ſeinen Staaten, ſie ſeyn von was fuͤr einer Religion
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |