Ahndung davon würde dich in Staub ver- wandeln, und wenn du die Kraft des Men- schengeschlechts, vom ersten bis zum letzten Sünder in deiner Brust trügest. Dringe weiter nicht in mich.
Faust. Ich will und bin bestimmt.
Teufel. Du flößest mir Ehrfurcht und Mitleid ein.
Faust. Ich fordere nur Gehorsam.
Teufel. So hadere mit dem, der eine Fa- ckel in dir angezündet hat, die dich aufbren- nen muß, wenn sie die Furcht nicht aus- bläst.
Faust. Ich habe es gethan, und umsonst. Gehorche!
Teufel. Unzubefriedigender! Nun so wis- se, daß auch der Teufel seine Gränzen hat. Seitdem wir gefallen sind, haben wir die Vorbildung der erhabenen Geheimnisse, bis auf die Sprache, sie zu bezeichnen, verloh- ren. Nur die unbefleckten Geister jener Welt vermögen sie zu denken und zu be- singen.
Faust.
E 2
Ahndung davon wuͤrde dich in Staub ver- wandeln, und wenn du die Kraft des Men- ſchengeſchlechts, vom erſten bis zum letzten Suͤnder in deiner Bruſt truͤgeſt. Dringe weiter nicht in mich.
Fauſt. Ich will und bin beſtimmt.
Teufel. Du floͤßeſt mir Ehrfurcht und Mitleid ein.
Fauſt. Ich fordere nur Gehorſam.
Teufel. So hadere mit dem, der eine Fa- ckel in dir angezuͤndet hat, die dich aufbren- nen muß, wenn ſie die Furcht nicht aus- blaͤſt.
Fauſt. Ich habe es gethan, und umſonſt. Gehorche!
Teufel. Unzubefriedigender! Nun ſo wiſ- ſe, daß auch der Teufel ſeine Graͤnzen hat. Seitdem wir gefallen ſind, haben wir die Vorbildung der erhabenen Geheimniſſe, bis auf die Sprache, ſie zu bezeichnen, verloh- ren. Nur die unbefleckten Geiſter jener Welt vermoͤgen ſie zu denken und zu be- ſingen.
Fauſt.
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0078"n="67"/>
Ahndung davon wuͤrde dich in Staub ver-<lb/>
wandeln, und wenn du die Kraft des Men-<lb/>ſchengeſchlechts, vom erſten bis zum letzten<lb/>
Suͤnder in deiner Bruſt truͤgeſt. Dringe<lb/>
weiter nicht in mich.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Ich will und bin beſtimmt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Du floͤßeſt mir Ehrfurcht und<lb/>
Mitleid ein.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Ich fordere nur Gehorſam.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. So hadere mit dem, der eine Fa-<lb/>
ckel in dir angezuͤndet hat, die dich aufbren-<lb/>
nen muß, wenn ſie die Furcht nicht aus-<lb/>
blaͤſt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Ich habe es gethan, und umſonſt.<lb/>
Gehorche!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Unzubefriedigender! Nun ſo wiſ-<lb/>ſe, daß auch der Teufel ſeine Graͤnzen hat.<lb/>
Seitdem wir gefallen ſind, haben wir die<lb/>
Vorbildung der erhabenen Geheimniſſe, bis<lb/>
auf die Sprache, ſie zu bezeichnen, verloh-<lb/>
ren. Nur die unbefleckten Geiſter jener<lb/>
Welt vermoͤgen ſie zu denken und zu be-<lb/>ſingen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Fauſt</hi>.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[67/0078]
Ahndung davon wuͤrde dich in Staub ver-
wandeln, und wenn du die Kraft des Men-
ſchengeſchlechts, vom erſten bis zum letzten
Suͤnder in deiner Bruſt truͤgeſt. Dringe
weiter nicht in mich.
Fauſt. Ich will und bin beſtimmt.
Teufel. Du floͤßeſt mir Ehrfurcht und
Mitleid ein.
Fauſt. Ich fordere nur Gehorſam.
Teufel. So hadere mit dem, der eine Fa-
ckel in dir angezuͤndet hat, die dich aufbren-
nen muß, wenn ſie die Furcht nicht aus-
blaͤſt.
Fauſt. Ich habe es gethan, und umſonſt.
Gehorche!
Teufel. Unzubefriedigender! Nun ſo wiſ-
ſe, daß auch der Teufel ſeine Graͤnzen hat.
Seitdem wir gefallen ſind, haben wir die
Vorbildung der erhabenen Geheimniſſe, bis
auf die Sprache, ſie zu bezeichnen, verloh-
ren. Nur die unbefleckten Geiſter jener
Welt vermoͤgen ſie zu denken und zu be-
ſingen.
Fauſt.
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/78>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.