Nach diesen Worten zerfloß der Teufel Leviathan in helle Flam- me, und verschwand.
Faust. Rede, und enthülle die Räthsel.
Wie der sanfte West über die beblümte Wiese hinstreicht, und die sanften Blüthen leise küßt, so säuselte es an der Stirne und den Ohren Fausts. Dann ver- wandelte sich das Säuseln in ein steigendes, anhaltendes, rauschen- des Rasseln, das dem rollenden Donner, dem Zerschlagen der Wo- gen an der Brandung, dem Ge- heule und Gesause in den Felsen- klüften glich. Faust sank in sei- nem Zauberkreiß zusammen, und erholte sich mühsam.
Faust. Ha, ist dies die Sprache der Gei- ster, so verschwindet mein Traum, und ich bin getäuscht, und muß knirschen in der Finsterniß. So hätt' ich nun meine Seele um die Sünde der H -- y verkauft, denn
dies
E 3
Nach dieſen Worten zerfloß der Teufel Leviathan in helle Flam- me, und verſchwand.
Fauſt. Rede, und enthuͤlle die Raͤthſel.
Wie der ſanfte Weſt uͤber die bebluͤmte Wieſe hinſtreicht, und die ſanften Bluͤthen leiſe kuͤßt, ſo ſaͤuſelte es an der Stirne und den Ohren Fauſts. Dann ver- wandelte ſich das Saͤuſeln in ein ſteigendes, anhaltendes, rauſchen- des Raſſeln, das dem rollenden Donner, dem Zerſchlagen der Wo- gen an der Brandung, dem Ge- heule und Geſauſe in den Felſen- kluͤften glich. Fauſt ſank in ſei- nem Zauberkreiß zuſammen, und erholte ſich muͤhſam.
Fauſt. Ha, iſt dies die Sprache der Gei- ſter, ſo verſchwindet mein Traum, und ich bin getaͤuſcht, und muß knirſchen in der Finſterniß. So haͤtt’ ich nun meine Seele um die Suͤnde der H — y verkauft, denn
dies
E 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0080"n="69"/><p><hirendition="#g">Nach dieſen Worten zerfloß der<lb/>
Teufel Leviathan in helle Flam-<lb/>
me, und verſchwand</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Rede, und enthuͤlle die Raͤthſel.</p><lb/><p><hirendition="#g">Wie der ſanfte Weſt uͤber die<lb/>
bebluͤmte Wieſe hinſtreicht, und<lb/>
die ſanften Bluͤthen leiſe kuͤßt, ſo<lb/>ſaͤuſelte es an der Stirne und<lb/>
den Ohren Fauſts. Dann ver-<lb/>
wandelte ſich das Saͤuſeln in ein<lb/>ſteigendes, anhaltendes, rauſchen-<lb/>
des Raſſeln, das dem rollenden<lb/>
Donner, dem Zerſchlagen der Wo-<lb/>
gen an der Brandung, dem Ge-<lb/>
heule und Geſauſe in den Felſen-<lb/>
kluͤften glich. Fauſt ſank in ſei-<lb/>
nem Zauberkreiß zuſammen, und<lb/>
erholte ſich muͤhſam</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Ha, iſt dies die Sprache der Gei-<lb/>ſter, ſo verſchwindet mein Traum, und ich<lb/>
bin getaͤuſcht, und muß knirſchen in der<lb/>
Finſterniß. So haͤtt’ ich nun meine Seele<lb/>
um die Suͤnde der H — y verkauft, denn<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">dies</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[69/0080]
Nach dieſen Worten zerfloß der
Teufel Leviathan in helle Flam-
me, und verſchwand.
Fauſt. Rede, und enthuͤlle die Raͤthſel.
Wie der ſanfte Weſt uͤber die
bebluͤmte Wieſe hinſtreicht, und
die ſanften Bluͤthen leiſe kuͤßt, ſo
ſaͤuſelte es an der Stirne und
den Ohren Fauſts. Dann ver-
wandelte ſich das Saͤuſeln in ein
ſteigendes, anhaltendes, rauſchen-
des Raſſeln, das dem rollenden
Donner, dem Zerſchlagen der Wo-
gen an der Brandung, dem Ge-
heule und Geſauſe in den Felſen-
kluͤften glich. Fauſt ſank in ſei-
nem Zauberkreiß zuſammen, und
erholte ſich muͤhſam.
Fauſt. Ha, iſt dies die Sprache der Gei-
ſter, ſo verſchwindet mein Traum, und ich
bin getaͤuſcht, und muß knirſchen in der
Finſterniß. So haͤtt’ ich nun meine Seele
um die Suͤnde der H — y verkauft, denn
dies
E 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/80>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.