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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Printzen/ und umfieng ihn mit höchstanständigen
Geberden und diesen Worten: Nechst denen
Göttern so dancke ich auch euch/ tapfferer Frembd-
ling/ daß ihr euch/ durch die verborgene Hand der
Gottheit/ so willig zu einen kräftigen Werck-Zeu-
ge meiner Errettung habet wollen gebrauchen
lassen. Eurer Tapfferkeit bin ich mein Leben
schuldig/ und ausser eurer Hülffe hätte ich ohne
Zweifel ein Todes-Opffer dieser Verräther wer-
den müssen. So entdecket mir demnach euer
Suchen in diesem Lande/ weil ich doch an euerer
Kleidung sehe/ daß euch Pegu nicht gezeuget habe/
saget mir kühnlich/ womit euch kan gedienet wer-
den/ es soll alles geschehen/ was eure Vergnügung
erfüllen kan. Mein Printz begegnete ihm mit
nicht minderer Höffligkeit/ und antwortete:
Tapfferer Ritter/ es würde einiger Beystand un-
vonnöthen gewesen seyn/ wenn nicht öffters die
Tugend der Menge weichen müste. Und weil
mich denn die gütigen Götter zu so erwündschter
Gelegenheit hergeführet/ so ist ihre Gnade um so
viel grösser/ als mein Verdienst desto geringer.
Wo ja aber meine wenige Hülffe in einige Be-
trachtung gezogen wird/ so bitte ich nichts mehr/
als mich in beharrliche Gewogenheit einzuschlies-
sen/ mich an dem Käyserlichen Hofe in Pegu be-
kandt zu machen/ und zu entdecken/ wem meine
schwache Faust zu Diensten gestanden habe?
Dieses alles/ erwiederte jener/ ist viel zu wenig/
eure treue Dienste/ die ihr in Beschützung meines

Le-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Printzen/ und umfieng ihn mit hoͤchſtanſtaͤndigen
Geberden und dieſen Worten: Nechſt denen
Goͤttern ſo dancke ich auch euch/ tapfferer Fꝛembd-
ling/ daß ihr euch/ durch die verborgene Hand der
Gottheit/ ſo willig zu einen kraͤftigen Werck-Zeu-
ge meiner Errettung habet wollen gebrauchen
laſſen. Eurer Tapfferkeit bin ich mein Leben
ſchuldig/ und auſſer eurer Huͤlffe haͤtte ich ohne
Zweifel ein Todes-Opffer dieſer Verraͤther wer-
den muͤſſen. So entdecket mir demnach euer
Suchen in dieſem Lande/ weil ich doch an euerer
Kleidung ſehe/ daß euch Pegu nicht gezeuget habe/
ſaget mir kuͤhnlich/ womit euch kan gedienet wer-
den/ es ſoll alles geſchehen/ was eure Vergnuͤgung
erfuͤllen kan. Mein Printz begegnete ihm mit
nicht minderer Hoͤffligkeit/ und antwortete:
Tapfferer Ritter/ es wuͤrde einiger Beyſtand un-
vonnoͤthen geweſen ſeyn/ wenn nicht oͤffters die
Tugend der Menge weichen muͤſte. Und weil
mich denn die guͤtigen Goͤtter zu ſo erwuͤndſchter
Gelegenheit hergefuͤhret/ ſo iſt ihre Gnade um ſo
viel groͤſſer/ als mein Verdienſt deſto geringer.
Wo ja aber meine wenige Huͤlffe in einige Be-
trachtung gezogen wird/ ſo bitte ich nichts mehr/
als mich in beharrliche Gewogenheit einzuſchlieſ-
ſen/ mich an dem Kaͤyſerlichen Hofe in Pegu be-
kandt zu machen/ und zu entdecken/ wem meine
ſchwache Fauſt zu Dienſten geſtanden habe?
Dieſes alles/ erwiederte jener/ iſt viel zu wenig/
eure treue Dienſte/ die ihr in Beſchuͤtzung meines

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[164/0184] Der Aſiatiſchen Baniſe. Printzen/ und umfieng ihn mit hoͤchſtanſtaͤndigen Geberden und dieſen Worten: Nechſt denen Goͤttern ſo dancke ich auch euch/ tapfferer Fꝛembd- ling/ daß ihr euch/ durch die verborgene Hand der Gottheit/ ſo willig zu einen kraͤftigen Werck-Zeu- ge meiner Errettung habet wollen gebrauchen laſſen. Eurer Tapfferkeit bin ich mein Leben ſchuldig/ und auſſer eurer Huͤlffe haͤtte ich ohne Zweifel ein Todes-Opffer dieſer Verraͤther wer- den muͤſſen. So entdecket mir demnach euer Suchen in dieſem Lande/ weil ich doch an euerer Kleidung ſehe/ daß euch Pegu nicht gezeuget habe/ ſaget mir kuͤhnlich/ womit euch kan gedienet wer- den/ es ſoll alles geſchehen/ was eure Vergnuͤgung erfuͤllen kan. Mein Printz begegnete ihm mit nicht minderer Hoͤffligkeit/ und antwortete: Tapfferer Ritter/ es wuͤrde einiger Beyſtand un- vonnoͤthen geweſen ſeyn/ wenn nicht oͤffters die Tugend der Menge weichen muͤſte. Und weil mich denn die guͤtigen Goͤtter zu ſo erwuͤndſchter Gelegenheit hergefuͤhret/ ſo iſt ihre Gnade um ſo viel groͤſſer/ als mein Verdienſt deſto geringer. Wo ja aber meine wenige Huͤlffe in einige Be- trachtung gezogen wird/ ſo bitte ich nichts mehr/ als mich in beharrliche Gewogenheit einzuſchlieſ- ſen/ mich an dem Kaͤyſerlichen Hofe in Pegu be- kandt zu machen/ und zu entdecken/ wem meine ſchwache Fauſt zu Dienſten geſtanden habe? Dieſes alles/ erwiederte jener/ iſt viel zu wenig/ eure treue Dienſte/ die ihr in Beſchuͤtzung meines Le-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/184>, abgerufen am 03.06.2024.