Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
des klüglich ins Feld/ und dehnete unsere Schlacht-
Ordnung dermassen weit aus/ daß es schiene/ als
ob wir dem Feinde allen Vorthel benommen
hätten. Um den Mittag sahe man den Feind
von ferne als einen grossen Wald mit einem di-
cken Staube daher rauschen/ welcher uns auch
mit einem erschröcklichen Geschrey dermassen an-
fiel/ als ob er gesonnen wäre/ uns auf einmal zu
verschlingen. Allein wir empfiengen ihn der-
gestalt/ daß wir in kurtzem Meister des Feldes
waren/ indem er wegen allzugrosser Unordnung
bald das Feld räumete. So hoch uns nun die-
ses erfreuete/ so sehr wurden wir erschrecket/
als wir durch unsere Kundschafft benachrich-
tiget wurden/ es wären nur die Vor-Troup
pen in funfftzig tausend Mann starck von uns
geschlagen worden. Zudem hatten wir bey die-
sem blutigen Anfange bey zehen tausend Mann
eingebüsset/ da hingegen auch bey fünsund zwan-
tzig tausend feindliche Leichen das Feld bedecke-
ten. Nach diesem Siege rückten wir wieder in
unser Lager/ um des Feindes Vorhaben folgen-
den Morgen zu erwarten. Dieser kam aber-
mals mit der völligen Macht angezogen/ und griff
uns dergestalt auff allen Seiten an/ daß inner-
halb drey Stunden/ ungeachtet äussersten Wi-
derstandes/ fast alle niedergemacht/ unser König
gefangen/ und kaum drey tausend der Unsrigen in
die Stadt entkommen waren. Was dieses
vor eine entsetzliche und grausame Schlacht ge-

we-
P 3

Erſtes Buch.
des kluͤglich ins Feld/ und dehnete unſeꝛe Schlacht-
Ordnung dermaſſen weit aus/ daß es ſchiene/ als
ob wir dem Feinde allen Vorthel benommen
haͤtten. Um den Mittag ſahe man den Feind
von ferne als einen groſſen Wald mit einem di-
cken Staube daher rauſchen/ welcher uns auch
mit einem erſchroͤcklichen Geſchrey dermaſſen an-
fiel/ als ob er geſonnen waͤre/ uns auf einmal zu
verſchlingen. Allein wir empfiengen ihn der-
geſtalt/ daß wir in kurtzem Meiſter des Feldes
waren/ indem er wegen allzugroſſer Unordnung
bald das Feld raͤumete. So hoch uns nun die-
ſes erfreuete/ ſo ſehr wurden wir erſchrecket/
als wir durch unſere Kundſchafft benachrich-
tiget wurden/ es waͤren nur die Vor-Troup
pen in funfftzig tauſend Mann ſtarck von uns
geſchlagen worden. Zudem hatten wir bey die-
ſem blutigen Anfange bey zehen tauſend Mann
eingebuͤſſet/ da hingegen auch bey fuͤnſund zwan-
tzig tauſend feindliche Leichen das Feld bedecke-
ten. Nach dieſem Siege ruͤckten wir wieder in
unſer Lager/ um des Feindes Vorhaben folgen-
den Morgen zu erwarten. Dieſer kam aber-
mals mit der voͤlligen Macht angezogen/ und griff
uns dergeſtalt auff allen Seiten an/ daß inner-
halb drey Stunden/ ungeachtet aͤuſſerſten Wi-
derſtandes/ faſt alle niedergemacht/ unſer Koͤnig
gefangen/ und kaum drey tauſend der Unſrigen in
die Stadt entkommen waren. Was dieſes
vor eine entſetzliche und grauſame Schlacht ge-

we-
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0249" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
des klu&#x0364;glich ins Feld/ und dehnete un&#x017F;e&#xA75B;e Schlacht-<lb/>
Ordnung derma&#x017F;&#x017F;en weit aus/ daß es &#x017F;chiene/ als<lb/>
ob wir dem Feinde allen Vorthel benommen<lb/>
ha&#x0364;tten. Um den Mittag &#x017F;ahe man den Feind<lb/>
von ferne als einen gro&#x017F;&#x017F;en Wald mit einem di-<lb/>
cken Staube daher rau&#x017F;chen/ welcher uns auch<lb/>
mit einem er&#x017F;chro&#x0364;cklichen Ge&#x017F;chrey derma&#x017F;&#x017F;en an-<lb/>
fiel/ als ob er ge&#x017F;onnen wa&#x0364;re/ uns auf einmal zu<lb/>
ver&#x017F;chlingen. Allein wir empfiengen ihn der-<lb/>
ge&#x017F;talt/ daß wir in kurtzem Mei&#x017F;ter des Feldes<lb/>
waren/ indem er wegen allzugro&#x017F;&#x017F;er Unordnung<lb/>
bald das Feld ra&#x0364;umete. So hoch uns nun die-<lb/>
&#x017F;es erfreuete/ &#x017F;o &#x017F;ehr wurden wir er&#x017F;chrecket/<lb/>
als wir durch un&#x017F;ere Kund&#x017F;chafft benachrich-<lb/>
tiget wurden/ es wa&#x0364;ren nur die Vor-Troup<lb/>
pen in funfftzig tau&#x017F;end Mann &#x017F;tarck von uns<lb/>
ge&#x017F;chlagen worden. Zudem hatten wir bey die-<lb/>
&#x017F;em blutigen Anfange bey zehen tau&#x017F;end Mann<lb/>
eingebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ da hingegen auch bey fu&#x0364;n&#x017F;und zwan-<lb/>
tzig tau&#x017F;end feindliche Leichen das Feld bedecke-<lb/>
ten. Nach die&#x017F;em Siege ru&#x0364;ckten wir wieder in<lb/>
un&#x017F;er Lager/ um des Feindes Vorhaben folgen-<lb/>
den Morgen zu erwarten. Die&#x017F;er kam aber-<lb/>
mals mit der vo&#x0364;lligen Macht angezogen/ und griff<lb/>
uns derge&#x017F;talt auff allen Seiten an/ daß inner-<lb/>
halb drey Stunden/ ungeachtet a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Wi-<lb/>
der&#x017F;tandes/ fa&#x017F;t alle niedergemacht/ un&#x017F;er Ko&#x0364;nig<lb/>
gefangen/ und kaum drey tau&#x017F;end der Un&#x017F;rigen in<lb/>
die Stadt entkommen waren. Was die&#x017F;es<lb/>
vor eine ent&#x017F;etzliche und grau&#x017F;ame Schlacht ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch">we-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0249] Erſtes Buch. des kluͤglich ins Feld/ und dehnete unſeꝛe Schlacht- Ordnung dermaſſen weit aus/ daß es ſchiene/ als ob wir dem Feinde allen Vorthel benommen haͤtten. Um den Mittag ſahe man den Feind von ferne als einen groſſen Wald mit einem di- cken Staube daher rauſchen/ welcher uns auch mit einem erſchroͤcklichen Geſchrey dermaſſen an- fiel/ als ob er geſonnen waͤre/ uns auf einmal zu verſchlingen. Allein wir empfiengen ihn der- geſtalt/ daß wir in kurtzem Meiſter des Feldes waren/ indem er wegen allzugroſſer Unordnung bald das Feld raͤumete. So hoch uns nun die- ſes erfreuete/ ſo ſehr wurden wir erſchrecket/ als wir durch unſere Kundſchafft benachrich- tiget wurden/ es waͤren nur die Vor-Troup pen in funfftzig tauſend Mann ſtarck von uns geſchlagen worden. Zudem hatten wir bey die- ſem blutigen Anfange bey zehen tauſend Mann eingebuͤſſet/ da hingegen auch bey fuͤnſund zwan- tzig tauſend feindliche Leichen das Feld bedecke- ten. Nach dieſem Siege ruͤckten wir wieder in unſer Lager/ um des Feindes Vorhaben folgen- den Morgen zu erwarten. Dieſer kam aber- mals mit der voͤlligen Macht angezogen/ und griff uns dergeſtalt auff allen Seiten an/ daß inner- halb drey Stunden/ ungeachtet aͤuſſerſten Wi- derſtandes/ faſt alle niedergemacht/ unſer Koͤnig gefangen/ und kaum drey tauſend der Unſrigen in die Stadt entkommen waren. Was dieſes vor eine entſetzliche und grauſame Schlacht ge- we- P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/249
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/249>, abgerufen am 03.06.2024.