aber ja nicht in unmännliche Schwäche über¬ gehn darf; Gefälligkeiten, die nicht so groß, nicht so merklich seyn dürfen, daß sie Aufsehn erregen, oder größere Gegenforderungen veran¬ lassen, aber auch nicht so heimlich, daß sie gar nicht gefühlt, sondern übersehn würden; kleine, feine Aufmerksamkeiten, wofür sich kaum dan¬ ken lässt, die also kein Recht geben, ohne An¬ spruch zu seyn scheinen, und doch verstanden, doch angerechnet werden; eine Art von Augen¬ sprache, die, sehr vom Liebäugeln unterschieden, von zarten, empfindungsvollen Herzen aufge¬ fasst wird, ohne in Worte übersetzt werden zu dürfen; das nie Erläutern gewisser geheimen Gefühle; ein freyer, treuherziger Umgang, der nie in freche, gemeine Vertraulichkeit ausarten muß; zuweilen sanfte Schwermuth, die nicht Langeweile macht; ein gewisser romanhafter Schwung, der weder in's Süßliche noch Aben¬ theuerliche fällt; Bescheidenheit ohne Schüch¬ ternheit; Unerschrockenheit, Muth und Lebhaf¬ tigkeit, ohne stürmisches Wesen; cörperliche Ge¬ wandtheit, Geschicktheit, Behändigkeit, ange¬ nehme Talente -- Ich denke, das ist es ohnge¬ fehr, was den Weibern an uns gefallen könnte.
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aber ja nicht in unmaͤnnliche Schwaͤche uͤber¬ gehn darf; Gefaͤlligkeiten, die nicht ſo groß, nicht ſo merklich ſeyn duͤrfen, daß ſie Aufſehn erregen, oder groͤßere Gegenforderungen veran¬ laſſen, aber auch nicht ſo heimlich, daß ſie gar nicht gefuͤhlt, ſondern uͤberſehn wuͤrden; kleine, feine Aufmerkſamkeiten, wofuͤr ſich kaum dan¬ ken laͤſſt, die alſo kein Recht geben, ohne An¬ ſpruch zu ſeyn ſcheinen, und doch verſtanden, doch angerechnet werden; eine Art von Augen¬ ſprache, die, ſehr vom Liebaͤugeln unterſchieden, von zarten, empfindungsvollen Herzen aufge¬ faſſt wird, ohne in Worte uͤberſetzt werden zu duͤrfen; das nie Erlaͤutern gewiſſer geheimen Gefuͤhle; ein freyer, treuherziger Umgang, der nie in freche, gemeine Vertraulichkeit ausarten muß; zuweilen ſanfte Schwermuth, die nicht Langeweile macht; ein gewiſſer romanhafter Schwung, der weder in's Suͤßliche noch Aben¬ theuerliche faͤllt; Beſcheidenheit ohne Schuͤch¬ ternheit; Unerſchrockenheit, Muth und Lebhaf¬ tigkeit, ohne ſtuͤrmiſches Weſen; coͤrperliche Ge¬ wandtheit, Geſchicktheit, Behaͤndigkeit, ange¬ nehme Talente — Ich denke, das iſt es ohnge¬ fehr, was den Weibern an uns gefallen koͤnnte.
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aber ja nicht in unmaͤnnliche Schwaͤche uͤber¬
gehn darf; Gefaͤlligkeiten, die nicht ſo groß,
nicht ſo merklich ſeyn duͤrfen, daß ſie Aufſehn
erregen, oder groͤßere Gegenforderungen veran¬
laſſen, aber auch nicht ſo heimlich, daß ſie gar
nicht gefuͤhlt, ſondern uͤberſehn wuͤrden; kleine,
feine Aufmerkſamkeiten, wofuͤr ſich kaum dan¬
ken laͤſſt, die alſo kein Recht geben, ohne An¬
ſpruch zu ſeyn ſcheinen, und doch verſtanden,
doch angerechnet werden; eine Art von Augen¬
ſprache, die, ſehr vom Liebaͤugeln unterſchieden,
von zarten, empfindungsvollen Herzen aufge¬
faſſt wird, ohne in Worte uͤberſetzt werden zu
duͤrfen; das nie Erlaͤutern gewiſſer geheimen
Gefuͤhle; ein freyer, treuherziger Umgang, der
nie in freche, gemeine Vertraulichkeit ausarten
muß; zuweilen ſanfte Schwermuth, die nicht
Langeweile macht; ein gewiſſer romanhafter
Schwung, der weder in's Suͤßliche noch Aben¬
theuerliche faͤllt; Beſcheidenheit ohne Schuͤch¬
ternheit; Unerſchrockenheit, Muth und Lebhaf¬
tigkeit, ohne ſtuͤrmiſches Weſen; coͤrperliche Ge¬
wandtheit, Geſchicktheit, Behaͤndigkeit, ange¬
nehme Talente — Ich denke, das iſt es ohnge¬
fehr, was den Weibern an uns gefallen koͤnnte.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/207>, abgerufen am 31.10.2024.
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