Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.nehmung und Liebe in den Augen dererjenigen 11. Die Frauenzimmer finden ein gewisses aus,
nehmung und Liebe in den Augen dererjenigen 11. Die Frauenzimmer finden ein gewiſſes aus,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0214" n="184"/> nehmung und Liebe in den Augen dererjenigen<lb/> Damen zu finden glaubt, an deren Zuneigung<lb/> Euch gelegen iſt! Ertraget dieſe voruͤberge¬<lb/> henden Launen, aber huͤtet Euch, in ſolchen<lb/> Augenblicken von Verſtimmung, Euch aufzu¬<lb/> bringen, oder zur Unzeit mit Eurem Witze<lb/> oder Troſte angezogen zu kommen, ſondern<lb/> uͤberleget wohl, was ſie in jeder Gemuͤthslage<lb/> etwa gern hoͤren moͤgten, und wartet ruhig den<lb/> Augenblick ab, wo ſie ſelbſt den Werth Eurer<lb/> Nachſicht und Schonung fuͤhlen, und ihr Un¬<lb/> recht gut machen!</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>11.<lb/></head> <p>Die Frauenzimmer finden ein gewiſſes<lb/> Vergnuͤgen an kleinen Neckereyen, moͤgen,<lb/> ſelbſt denen Perſonen, die ihnen am theurſten<lb/> ſind, zuweilen unruhige Augenblicke machen.<lb/> Auch hiervon liegt der Grund in ihren Launen,<lb/> und nicht in Boͤsartigkeit des Gemuͤths. Wenn<lb/> man ſich dabey vernuͤnftig, duldſam, nicht<lb/> ſtuͤrmiſch betraͤgt, noch durch eigene Schuld den<lb/> kleinen Zwiſt zu einem wuͤrklichen, feyerlichen<lb/> Bruche heranwachſen laͤſſt; ſo loͤſchen ſie in<lb/> einer andern Stunde die Beleidigung, ſo ſie<lb/> uns erwieſen, durch verdoppelte Gefaͤlligkeit<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aus,<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0214]
nehmung und Liebe in den Augen dererjenigen
Damen zu finden glaubt, an deren Zuneigung
Euch gelegen iſt! Ertraget dieſe voruͤberge¬
henden Launen, aber huͤtet Euch, in ſolchen
Augenblicken von Verſtimmung, Euch aufzu¬
bringen, oder zur Unzeit mit Eurem Witze
oder Troſte angezogen zu kommen, ſondern
uͤberleget wohl, was ſie in jeder Gemuͤthslage
etwa gern hoͤren moͤgten, und wartet ruhig den
Augenblick ab, wo ſie ſelbſt den Werth Eurer
Nachſicht und Schonung fuͤhlen, und ihr Un¬
recht gut machen!
11.
Die Frauenzimmer finden ein gewiſſes
Vergnuͤgen an kleinen Neckereyen, moͤgen,
ſelbſt denen Perſonen, die ihnen am theurſten
ſind, zuweilen unruhige Augenblicke machen.
Auch hiervon liegt der Grund in ihren Launen,
und nicht in Boͤsartigkeit des Gemuͤths. Wenn
man ſich dabey vernuͤnftig, duldſam, nicht
ſtuͤrmiſch betraͤgt, noch durch eigene Schuld den
kleinen Zwiſt zu einem wuͤrklichen, feyerlichen
Bruche heranwachſen laͤſſt; ſo loͤſchen ſie in
einer andern Stunde die Beleidigung, ſo ſie
uns erwieſen, durch verdoppelte Gefaͤlligkeit
aus,
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