Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.er nun früh oder spät aufhört, einer solchen Eine nicht minder gewöhnliche Art, junge mir,
er nun fruͤh oder ſpaͤt aufhoͤrt, einer ſolchen Eine nicht minder gewoͤhnliche Art, junge mir,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0220" n="190"/> er nun fruͤh oder ſpaͤt aufhoͤrt, einer ſolchen<lb/> Schoͤnen zu huldigen; ſo iſt das Maͤdchen<lb/> eben ſo ungluͤcklich, als wenn er ſie abſichtlich<lb/> betrogen haͤtte. Sie welkt dahin, die arme<lb/> Verlaſſene, wenn getaͤuſchte Hoffnung, fehlge¬<lb/> ſchlagene Erwartung an ihrem Herzen nagt;<lb/> indeß der ſuͤße Herr ſorglos bey Andern her¬<lb/> umſchwaͤrmt, und das Ungluͤck nicht einmal<lb/> ahndet, das er angerichtet hat.</p><lb/> <p>Eine nicht minder gewoͤhnliche Art, junge<lb/> Maͤdchen zu Grunde zu richten, iſt, wenn man<lb/> entweder durch leichtfertige Reden und luxurio¬<lb/> ſen Witz ihre Neugier und ihre Sinnlichkeit<lb/> reizt, oder durch Erweckung romanhafter Be¬<lb/> griffe ihre Phantaſie erhitzt, ihre Aufmerkſam¬<lb/> keit von ſolchen Gegenſtaͤnden, womit ſie, ih¬<lb/> rem Berufe gemaͤß, ſich beſchaͤftigen ſollten,<lb/> ableitet, in ihnen den Sinn fuͤr ein einfaches,<lb/> haͤusliches Leben ertoͤdtet, oder ein junges Land-<lb/> Maͤdgen, durch reizende Darſtellung der Stadt-<lb/> Freuden, mit ihrer Lage unzufrieden macht.<lb/> Da ich nicht blos ſchreibe, um zu lehren, wie<lb/> man angenehm, ſondern auch, wie man nuͤtz¬<lb/> lich im Umgange ſeyn ſolle; ſo iſt es Pflicht<lb/> fuͤr mich, vor dergleichen zu warnen, und glaube<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mir,<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0220]
er nun fruͤh oder ſpaͤt aufhoͤrt, einer ſolchen
Schoͤnen zu huldigen; ſo iſt das Maͤdchen
eben ſo ungluͤcklich, als wenn er ſie abſichtlich
betrogen haͤtte. Sie welkt dahin, die arme
Verlaſſene, wenn getaͤuſchte Hoffnung, fehlge¬
ſchlagene Erwartung an ihrem Herzen nagt;
indeß der ſuͤße Herr ſorglos bey Andern her¬
umſchwaͤrmt, und das Ungluͤck nicht einmal
ahndet, das er angerichtet hat.
Eine nicht minder gewoͤhnliche Art, junge
Maͤdchen zu Grunde zu richten, iſt, wenn man
entweder durch leichtfertige Reden und luxurio¬
ſen Witz ihre Neugier und ihre Sinnlichkeit
reizt, oder durch Erweckung romanhafter Be¬
griffe ihre Phantaſie erhitzt, ihre Aufmerkſam¬
keit von ſolchen Gegenſtaͤnden, womit ſie, ih¬
rem Berufe gemaͤß, ſich beſchaͤftigen ſollten,
ableitet, in ihnen den Sinn fuͤr ein einfaches,
haͤusliches Leben ertoͤdtet, oder ein junges Land-
Maͤdgen, durch reizende Darſtellung der Stadt-
Freuden, mit ihrer Lage unzufrieden macht.
Da ich nicht blos ſchreibe, um zu lehren, wie
man angenehm, ſondern auch, wie man nuͤtz¬
lich im Umgange ſeyn ſolle; ſo iſt es Pflicht
fuͤr mich, vor dergleichen zu warnen, und glaube
mir,
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