IV. Caroline, einst froh und glüklich -- hernach verführt und elend -- Mörderin ihres Kindes und ein Opfer der Gerechtigkeit!
Allemal überfält mich ein kalter Schauer, wenn ich einen Schedel auf dem Rade blinken seh, und ich gehe eilfertig vor der Stäte vorüber, wo die Gerechtigkeit ihr Strafamt vollstrekket -- Nur heute führte mich mein Genius vor einer Richtstäte vorüber -- ich erblikte einen schon modernden Körper aufs Rad geflochten -- hörte das Gekrächze der Raben, und sah sie im Schimmerlichte des Mondes umherflattern, und ihren Jungen Nahrung holen. -- Wie mich das erschütterte, davon habe ich keine Beschreibung -- eine Träne wollte sich aus meinen Augen drängen, ich suchte sie zu erstikken, aber sie rollte unaufhaltsam die Wange herab, und floß
IV. Caroline, einſt froh und gluͤklich — hernach verfuͤhrt und elend — Moͤrderin ihres Kindes und ein Opfer der Gerechtigkeit!
Allemal uͤberfaͤlt mich ein kalter Schauer, wenn ich einen Schedel auf dem Rade blinken ſeh, und ich gehe eilfertig vor der Staͤte voruͤber, wo die Gerechtigkeit ihr Strafamt vollſtrekket — Nur heute fuͤhrte mich mein Genius vor einer Richtſtaͤte voruͤber — ich erblikte einen ſchon modernden Koͤrper aufs Rad geflochten — hoͤrte das Gekraͤchze der Raben, und ſah ſie im Schimmerlichte des Mondes umherflattern, und ihren Jungen Nahrung holen. — Wie mich das erſchuͤtterte, davon habe ich keine Beſchreibung — eine Traͤne wollte ſich aus meinen Augen draͤngen, ich ſuchte ſie zu erſtikken, aber ſie rollte unaufhaltſam die Wange herab, und floß
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IV.
Caroline, einſt froh und gluͤklich —
hernach verfuͤhrt und elend —
Moͤrderin ihres Kindes und ein
Opfer der Gerechtigkeit!
Allemal uͤberfaͤlt mich ein kalter Schauer, wenn
ich einen Schedel auf dem Rade blinken ſeh, und
ich gehe eilfertig vor der Staͤte voruͤber, wo
die Gerechtigkeit ihr Strafamt vollſtrekket —
Nur heute fuͤhrte mich mein Genius vor einer
Richtſtaͤte voruͤber — ich erblikte einen ſchon
modernden Koͤrper aufs Rad geflochten — hoͤrte
das Gekraͤchze der Raben, und ſah ſie im
Schimmerlichte des Mondes umherflattern, und
ihren Jungen Nahrung holen. — Wie mich das
erſchuͤtterte, davon habe ich keine Beſchreibung
— eine Traͤne wollte ſich aus meinen Augen
draͤngen, ich ſuchte ſie zu erſtikken, aber ſie
rollte unaufhaltſam die Wange herab, und floß
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/55>, abgerufen am 17.06.2024.
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