Blut- und Beutebegier! Rasch spannt' er die Segel. So spannet Seinen Fittig, den Raub zu ereilen, der Adler des Dollen. *)
Rurich mit röthlichem Haar, und Rawen mit struppiger Braue Folgten freudig dem älteren Bruder, dem Wilden die Wilden.
Judith blieb daheim, der Räuber gefürchtete Mutter. Ihr sass düsterer Grimm in jeder Runzel der Stirne, Laurende Tück' in den zwiefach gefärbten Äpfeln des Auges.
Auch Agathe blieb willig daheim, die Schwe- ster der Räuber. Wenig ähnlich den Brüdern, und wenig der tücki- schen Mutter, War die sanfte Agathe mitleidigen Herzens. Sie schaute Jammernd hinweg, wenn Blut in Ralow strömte. Sie weinte
*)Dollen, ein waldiges Gestade an der Insel östlicher Seite.
Blut- und Beutebegier! Rasch spannt' er die Segel. So spannet Seinen Fittig, den Raub zu ereilen, der Adler des Dollen. *)
Rurich mit röthlichem Haar, und Rawen mit struppiger Braue Folgten freudig dem älteren Bruder, dem Wilden die Wilden.
Judith blieb daheim, der Räuber gefürchtete Mutter. Ihr saſs düsterer Grimm in jeder Runzel der Stirne, Laurende Tück' in den zwiefach gefärbten Äpfeln des Auges.
Auch Agathe blieb willig daheim, die Schwe- ster der Räuber. Wenig ähnlich den Brüdern, und wenig der tücki- schen Mutter, War die sanfte Agathe mitleidigen Herzens. Sie schaute Jammernd hinweg, wenn Blut in Ralow strömte. Sie weinte
*)Dollen, ein waldiges Gestade an der Insel östlicher Seite.
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Blut- und Beutebegier! Rasch spannt' er die Segel.
So spannet
Seinen Fittig, den Raub zu ereilen, der Adler des
Dollen. *)
Rurich mit röthlichem Haar, und Rawen mit
struppiger Braue
Folgten freudig dem älteren Bruder, dem Wilden
die Wilden.
Judith blieb daheim, der Räuber gefürchtete
Mutter.
Ihr saſs düsterer Grimm in jeder Runzel der
Stirne,
Laurende Tück' in den zwiefach gefärbten Äpfeln
des Auges.
Auch Agathe blieb willig daheim, die Schwe-
ster der Räuber.
Wenig ähnlich den Brüdern, und wenig der tücki-
schen Mutter,
War die sanfte Agathe mitleidigen Herzens. Sie
schaute
Jammernd hinweg, wenn Blut in Ralow strömte.
Sie weinte
*) Dollen, ein waldiges Gestade an der Insel östlicher
Seite.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/165>, abgerufen am 15.06.2024.
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