Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.Pfarrkinder mit Bekehrungsversuchen zu belästigen. Sein Fanatismus ging so weit, dass er bei prot. Sterbefällen und Beerdigungen das Recht anfocht, die kathol. Glocken zu benutzen. Wegen der Glocke in Eschringen musste ich das prot. Recht im Verwaltungswege sicherstellen. Zu Ensheim half der Bürgermeister, dessen Frau protestantisch war, das verfassungsmässige Recht der Glocken durchsetzen, einmal mit Gewalt. Der Pfarrer hatte bei einer prot. Beerdigung sich in den Glockenthurm begeben, die Thüre verschlossen und die Glockenseile sich um die Arme gewunden, um das Läuten unmöglich zu machen. Der Bürgermeister liess aber die Thurmthüre durch einen Schlosser öffnen und schickte 2 grosse Männer, die über dem Kopfe des Pfarrers die Seile fassten und anzogen, so dass der aufgezerrte Pfarrer sie freigeben musste. Ich liess meinem Freunde sagen, auf sein Treiben werde ich eine passende Antwort zu finden wissen und diese Antwort sollte in dar Erbauung eines Bethauses und der Errichtung eines ständigen Vikariates in Ensheim bestehen. Das Vikariat war nicht zu erlangen, wenn nicht vorher das Bethaus da war. Ich nahm meine Bittgänge und Bittgesuche an den Gustav Adolfs Verein wieder auf und konnte dies um so freudiger thun, als das Presbyterium St. Ingbert mich beauftragt hatte, zu dem innigsten Danke für die Unterstützungen des G.A. Vereins die Anzeige zu fügen, dass St. Ingbert weiter keiner Hilfe bedürfe, da die erstarkte Gemeinde die für das Pfarrhaus noch erforderlichen Mittel selbst aufzubringen vermöge. Ich hatte aber den Plan erwogen, das Bethaus in Ensheim als Privatbau aufzuführen, um so ohne jede behördliche Verzögerung zum Ziele zu gelangen. Dann mussten freilich die G.A.-Gaben mir persönlich für die Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Herr Bürgermeister Arz war bereit, die Gaben für das Bethaus gegen Zins in Depot zu nehmen und auf den Bau Vorschüsse zu gewähren. Die sämtlichen prot. Hausväter der prot. Gemeinde in Ensheim und Eschringen erklärten sich schriftlich bereit - darauf bestand ich - mir das Bethaus um die nachgewiesenen Baukosten abzukaufen. Die Baupläne entwarf ich bis ins Detail selbst, legte sie aber geprüften Architekten , sowie dem Konsistorium und den Pfarrkinder mit Bekehrungsversuchen zu belästigen. Sein Fanatismus ging so weit, dass er bei prot. Sterbefällen und Beerdigungen das Recht anfocht, die kathol. Glocken zu benutzen. Wegen der Glocke in Eschringen musste ich das prot. Recht im Verwaltungswege sicherstellen. Zu Ensheim half der Bürgermeister, dessen Frau protestantisch war, das verfassungsmässige Recht der Glocken durchsetzen, einmal mit Gewalt. Der Pfarrer hatte bei einer prot. Beerdigung sich in den Glockenthurm begeben, die Thüre verschlossen und die Glockenseile sich um die Arme gewunden, um das Läuten unmöglich zu machen. Der Bürgermeister liess aber die Thurmthüre durch einen Schlosser öffnen und schickte 2 grosse Männer, die über dem Kopfe des Pfarrers die Seile fassten und anzogen, so dass der aufgezerrte Pfarrer sie freigeben musste. Ich liess meinem Freunde sagen, auf sein Treiben werde ich eine passende Antwort zu finden wissen und diese Antwort sollte in dar Erbauung eines Bethauses und der Errichtung eines ständigen Vikariates in Ensheim bestehen. Das Vikariat war nicht zu erlangen, wenn nicht vorher das Bethaus da war. Ich nahm meine Bittgänge und Bittgesuche an den Gustav Adolfs Verein wieder auf und konnte dies um so freudiger thun, als das Presbyterium St. Ingbert mich beauftragt hatte, zu dem innigsten Danke für die Unterstützungen des G.A. Vereins die Anzeige zu fügen, dass St. Ingbert weiter keiner Hilfe bedürfe, da die erstarkte Gemeinde die für das Pfarrhaus noch erforderlichen Mittel selbst aufzubringen vermöge. Ich hatte aber den Plan erwogen, das Bethaus in Ensheim als Privatbau aufzuführen, um so ohne jede behördliche Verzögerung zum Ziele zu gelangen. Dann mussten freilich die G.A.-Gaben mir persönlich für die Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Herr Bürgermeister Arz war bereit, die Gaben für das Bethaus gegen Zins in Depot zu nehmen und auf den Bau Vorschüsse zu gewähren. Die sämtlichen prot. Hausväter der prot. Gemeinde in Ensheim und Eschringen erklärten sich schriftlich bereit - darauf bestand ich - mir das Bethaus um die nachgewiesenen Baukosten abzukaufen. Die Baupläne entwarf ich bis ins Detail selbst, legte sie aber geprüften Architekten , sowie dem Konsistorium und den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0083" n="83"/> Pfarrkinder mit Bekehrungsversuchen zu belästigen. Sein Fanatismus ging so weit, dass er bei prot. Sterbefällen und Beerdigungen das Recht anfocht, die kathol. Glocken zu benutzen. Wegen der Glocke in Eschringen musste ich das prot. Recht im Verwaltungswege sicherstellen. Zu Ensheim half der Bürgermeister, dessen Frau protestantisch war, das verfassungsmässige Recht der Glocken durchsetzen, einmal mit Gewalt. Der Pfarrer hatte bei einer prot. Beerdigung sich in den Glockenthurm begeben, die Thüre verschlossen und die Glockenseile sich um die Arme gewunden, um das Läuten unmöglich zu machen. Der Bürgermeister liess aber die Thurmthüre durch einen Schlosser öffnen und schickte 2 grosse Männer, die über dem Kopfe des Pfarrers die Seile fassten und anzogen, so dass der aufgezerrte Pfarrer sie freigeben musste.</p> <p>Ich liess meinem Freunde sagen, auf sein Treiben werde ich eine passende Antwort zu finden wissen und diese Antwort sollte in dar Erbauung eines Bethauses und der Errichtung eines ständigen Vikariates in Ensheim bestehen. Das Vikariat war nicht zu erlangen, wenn nicht vorher das Bethaus da war. Ich nahm meine Bittgänge und Bittgesuche an den Gustav Adolfs Verein wieder auf und konnte dies um so freudiger thun, als das Presbyterium St. Ingbert mich beauftragt hatte, zu dem innigsten Danke für die Unterstützungen des G.A. Vereins die Anzeige zu fügen, dass St. Ingbert weiter keiner Hilfe bedürfe, da die erstarkte Gemeinde die für das Pfarrhaus noch erforderlichen Mittel selbst aufzubringen vermöge.</p> <p>Ich hatte aber den Plan erwogen, das Bethaus in Ensheim als Privatbau aufzuführen, um so ohne jede behördliche Verzögerung zum Ziele zu gelangen. Dann mussten freilich die G.A.-Gaben mir persönlich für die Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Herr Bürgermeister Arz war bereit, die Gaben für das Bethaus gegen Zins in Depot zu nehmen und auf den Bau Vorschüsse zu gewähren. Die sämtlichen prot. Hausväter der prot. Gemeinde in Ensheim und Eschringen erklärten sich schriftlich bereit - darauf bestand ich - mir das Bethaus um die nachgewiesenen Baukosten abzukaufen.</p> <p>Die Baupläne entwarf ich bis ins Detail selbst, legte sie aber geprüften Architekten , sowie dem Konsistorium und den </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0083]
Pfarrkinder mit Bekehrungsversuchen zu belästigen. Sein Fanatismus ging so weit, dass er bei prot. Sterbefällen und Beerdigungen das Recht anfocht, die kathol. Glocken zu benutzen. Wegen der Glocke in Eschringen musste ich das prot. Recht im Verwaltungswege sicherstellen. Zu Ensheim half der Bürgermeister, dessen Frau protestantisch war, das verfassungsmässige Recht der Glocken durchsetzen, einmal mit Gewalt. Der Pfarrer hatte bei einer prot. Beerdigung sich in den Glockenthurm begeben, die Thüre verschlossen und die Glockenseile sich um die Arme gewunden, um das Läuten unmöglich zu machen. Der Bürgermeister liess aber die Thurmthüre durch einen Schlosser öffnen und schickte 2 grosse Männer, die über dem Kopfe des Pfarrers die Seile fassten und anzogen, so dass der aufgezerrte Pfarrer sie freigeben musste.
Ich liess meinem Freunde sagen, auf sein Treiben werde ich eine passende Antwort zu finden wissen und diese Antwort sollte in dar Erbauung eines Bethauses und der Errichtung eines ständigen Vikariates in Ensheim bestehen. Das Vikariat war nicht zu erlangen, wenn nicht vorher das Bethaus da war. Ich nahm meine Bittgänge und Bittgesuche an den Gustav Adolfs Verein wieder auf und konnte dies um so freudiger thun, als das Presbyterium St. Ingbert mich beauftragt hatte, zu dem innigsten Danke für die Unterstützungen des G.A. Vereins die Anzeige zu fügen, dass St. Ingbert weiter keiner Hilfe bedürfe, da die erstarkte Gemeinde die für das Pfarrhaus noch erforderlichen Mittel selbst aufzubringen vermöge.
Ich hatte aber den Plan erwogen, das Bethaus in Ensheim als Privatbau aufzuführen, um so ohne jede behördliche Verzögerung zum Ziele zu gelangen. Dann mussten freilich die G.A.-Gaben mir persönlich für die Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Herr Bürgermeister Arz war bereit, die Gaben für das Bethaus gegen Zins in Depot zu nehmen und auf den Bau Vorschüsse zu gewähren. Die sämtlichen prot. Hausväter der prot. Gemeinde in Ensheim und Eschringen erklärten sich schriftlich bereit - darauf bestand ich - mir das Bethaus um die nachgewiesenen Baukosten abzukaufen.
Die Baupläne entwarf ich bis ins Detail selbst, legte sie aber geprüften Architekten , sowie dem Konsistorium und den
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