Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.der Herr Conrecktor dazu für tüchtig be- funden. Herr v. R. Diese Schlüsse sind in der That sehr lächerlich, aber vielleicht folgen sie aus den Vorurtheilen, welche die Vernunft- lehre dieser Leute auszumachen pflegen, ganz natürlich? Wahrm. O! sie sind nach ihrer Auslegung gar nicht zu wiederlegen. Sie wissen, daß mit der Dummheit allemal eine gewisse Dreistigkeit verknüpft ist, die abgeschmack- testen Meynungen bis aufs Blut zu be- haupten, und daß diese Eigenschaft sehr ofte zu den nothwendigsten Eigenschaften eines Geistlichen gezählet werde. Sie wissen, daß der Aberglaube an den tücki- schen Gemüthern seine rechte Grundstützen findet, weil sie die verborgensten Räncke erfinden, durch welche sie sein Reich aus- breiten, und sein Ansehen auch bey den Grossen dieser Welt befestigen können. Sie wissen, daß einer, der sich in ihre Schulfüchsereyen vertiefet, alle Lust und Fähigkeit, Wahrheiten einzusehen, berau- bet wird, und in Hirngespinnsten und Fa- beln sein gröstes Vergnügen findet. Wer hecket aber die mehrsten Fabeln und Hirn- gespinnste aus, als die ohne Vernunft schwärmende Einbildungskraft eines Geist- lichen? Wer gut schreyen kan, der füllet eine Kirche geschickt aus, wer eine grosse Kirche geschickt ausfüllet, der kan gut pre- digen; G 3
der Herr Conrecktor dazu fuͤr tuͤchtig be- funden. Herr v. R. Dieſe Schluͤſſe ſind in der That ſehr laͤcherlich, aber vielleicht folgen ſie aus den Vorurtheilen, welche die Vernunft- lehre dieſer Leute auszumachen pflegen, ganz natuͤrlich? Wahrm. O! ſie ſind nach ihrer Auslegung gar nicht zu wiederlegen. Sie wiſſen, daß mit der Dummheit allemal eine gewiſſe Dreiſtigkeit verknuͤpft iſt, die abgeſchmack- teſten Meynungen bis aufs Blut zu be- haupten, und daß dieſe Eigenſchaft ſehr ofte zu den nothwendigſten Eigenſchaften eines Geiſtlichen gezaͤhlet werde. Sie wiſſen, daß der Aberglaube an den tuͤcki- ſchen Gemuͤthern ſeine rechte Grundſtuͤtzen findet, weil ſie die verborgenſten Raͤncke erfinden, durch welche ſie ſein Reich aus- breiten, und ſein Anſehen auch bey den Groſſen dieſer Welt befeſtigen koͤnnen. Sie wiſſen, daß einer, der ſich in ihre Schulfuͤchſereyen vertiefet, alle Luſt und Faͤhigkeit, Wahrheiten einzuſehen, berau- bet wird, und in Hirngeſpinnſten und Fa- beln ſein groͤſtes Vergnuͤgen findet. Wer hecket aber die mehrſten Fabeln und Hirn- geſpinnſte aus, als die ohne Vernunft ſchwaͤrmende Einbildungskraft eines Geiſt- lichen? Wer gut ſchreyen kan, der fuͤllet eine Kirche geſchickt aus, wer eine groſſe Kirche geſchickt ausfuͤllet, der kan gut pre- digen; G 3
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funden.
Herr v. R. Dieſe Schluͤſſe ſind in der That
ſehr laͤcherlich, aber vielleicht folgen ſie aus
den Vorurtheilen, welche die Vernunft-
lehre dieſer Leute auszumachen pflegen, ganz
natuͤrlich?
Wahrm. O! ſie ſind nach ihrer Auslegung
gar nicht zu wiederlegen. Sie wiſſen, daß
mit der Dummheit allemal eine gewiſſe
Dreiſtigkeit verknuͤpft iſt, die abgeſchmack-
teſten Meynungen bis aufs Blut zu be-
haupten, und daß dieſe Eigenſchaft ſehr
ofte zu den nothwendigſten Eigenſchaften
eines Geiſtlichen gezaͤhlet werde. Sie
wiſſen, daß der Aberglaube an den tuͤcki-
ſchen Gemuͤthern ſeine rechte Grundſtuͤtzen
findet, weil ſie die verborgenſten Raͤncke
erfinden, durch welche ſie ſein Reich aus-
breiten, und ſein Anſehen auch bey den
Groſſen dieſer Welt befeſtigen koͤnnen.
Sie wiſſen, daß einer, der ſich in ihre
Schulfuͤchſereyen vertiefet, alle Luſt und
Faͤhigkeit, Wahrheiten einzuſehen, berau-
bet wird, und in Hirngeſpinnſten und Fa-
beln ſein groͤſtes Vergnuͤgen findet. Wer
hecket aber die mehrſten Fabeln und Hirn-
geſpinnſte aus, als die ohne Vernunft
ſchwaͤrmende Einbildungskraft eines Geiſt-
lichen? Wer gut ſchreyen kan, der fuͤllet
eine Kirche geſchickt aus, wer eine groſſe
Kirche geſchickt ausfuͤllet, der kan gut pre-
digen;
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