Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 15. 16. an den Timotheum. [Spaltenumbruch]
Joh. 17, 20. Apost. Gesch. 2, 37. Eph. 1, 13. 1 Thess.2, 13. 1 Pet. 2, 23. Hebr. 4, 12. 10. Diese Kraft des Worts GOttes 11. Gleichwie nun eine solche Unterweisung, 12. Der dritte Satz ist: daß man diese 13. Jm übrigen ist zu mercken, daß in die- V. 16. Denn alle (die gantze) heilige Schrift Anmerckungen. 1. Die von Luthero gebrauchte particula 2. Das Wort graphe, Schrift, ist alhier 3. Daß nun der Apostel so schlechthin setzet 4. Es ist bey diesen Worten ferner wohl zu 5. Daß die Worte also zu ordnen sind, das alle Z
Cap. 3. v. 15. 16. an den Timotheum. [Spaltenumbruch]
Joh. 17, 20. Apoſt. Geſch. 2, 37. Eph. 1, 13. 1 Theſſ.2, 13. 1 Pet. 2, 23. Hebr. 4, 12. 10. Dieſe Kraft des Worts GOttes 11. Gleichwie nun eine ſolche Unterweiſung, 12. Der dritte Satz iſt: daß man dieſe 13. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß in die- V. 16. Denn alle (die gantze) heilige Schrift Anmerckungen. 1. Die von Luthero gebrauchte particula 2. Das Wort γραφὴ, Schrift, iſt alhier 3. Daß nun der Apoſtel ſo ſchlechthin ſetzet 4. Es iſt bey dieſen Worten ferner wohl zu 5. Daß die Worte alſo zu ordnen ſind, das alle Z
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Cap. 3. v. 15. 16. an den Timotheum.
Joh. 17, 20. Apoſt. Geſch. 2, 37. Eph. 1, 13. 1 Theſſ.
2, 13. 1 Pet. 2, 23. Hebr. 4, 12.
10. Dieſe Kraft des Worts GOttes
thut ſich nun hervor in einer ſolchen Unterwei-
ſung, dadurch man zur wahren Weisheit ge-
langet, und in derſelben waͤchſet: das iſt, der
Menſch wird, wenn er an dieſes Wort, als ans
Licht, trit, dadurch in ſeiner natuͤrlichen Finſter-
niß beſtrafet und ſeines ſuͤndlichen Zuſtandes we-
gen heylſamlich gezuͤchtiget, ja, wo er der
innern Zucht des Heiligen Geiſtes, die an ſein
Gewiſſen koͤmmt, nicht widerſtehet, ſondern Platz
laͤßt, bekehret, mit dem Glauben beſeliget und in
dieſer Ordnung auch erleuchtet, und ſolcher ge-
ſtalt zur wahren Weisheit und Klugheit der Ge-
rechten gebracht.
11. Gleichwie nun eine ſolche Unterweiſung,
dadurch man zur wircklichen Weisheit gelanget,
nicht allein ein Mittel, ſondern zugleich auch ein
Stuͤck der Seligkeit iſt: ſo zeiget ſie auch ferner
den Weg, der Seligkeit ſowol im Reiche der
Gnaden immer mehr, als auch im Reiche der
Herrlichkeit mit voͤlliger Vollendung theilhaftig
zu werden.
12. Der dritte Satz iſt: daß man dieſe
Seligkeit durch den Glauben in Chriſto
habe. Da der ſchon ſonſt angezeigte Nach-
druck der Redens-Art von dem Glauben an
Chriſto zu mercken iſt: nemlich es beſtehet der
Glauben nicht allein in einer heiligen Bewegung
nach und zu GOtt, alſo daß er ſich in einem ſehn-
lichen Verlangen, oder Hunger und Durſt
nach GOTT aͤuſſert, da es denn iſt πίστις ἡ ἐις
Χριστὸν der Glaube, der auf Chriſtum gehet und
gaͤntzlich gerichtet iſt; ſondern auch er beſtehet in
einer zuverſichtlichen Ruhe oder in einer beru-
higenden Zuverſicht, da Chriſtus iſt der
Grund, worauf der Glaube ſich bauet; und das
Element, worinnen er ſeine Ruhe und geiſtliche
Nahrung hat. Und da iſt es denn πίστις ἡ ἐν
Χριστῷ, der Glaube, der auf Chriſtum gegruͤndet
iſt und in Chriſto ſeine rechte naͤhrende und ſtaͤr-
ckende Ruhe hat.
13. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß in die-
ſem Verſe Chriſtus, ſein Wort, der Glaube
und die Seligkeit gar ſchoͤn bey einander ſtehen;
als die da zum Grunde, zur Ordnung und zur
Vollendung des Heyls gehoͤren.
V. 16.
Denn alle (die gantze) heilige Schrift
(wie ſie die Chriſtliche Kirche von der Juͤdiſchen
empfangen hat, und die Schriften der Evange-
liſten und Apoſtel nach und nach dazu bekommen)
von GOtt (dem Heiligen Geiſte) eingegeben
(ſowol den Worten, als auch den Sachen und
derſelben Ordnung nach) iſt nuͤtze (dergeſtalt,
daß ſie auch hoͤchſtnoͤthig iſt) zur Lehre (um
daraus den Grund und die Ordnung des Heyls,
oder das Fuͤrbild der heylſamen Lehre vom Glau-
ben und von der Liebe C. 1, 13. recht zu faſſen)
zur Strafe (πρὸς ἔλεγχον, zur kraͤftigen Uber-
zeugung von den Jrrthuͤmern und Laſtern) zur
Beſſerung (π ὸς ἐπα_όρθωσιν, zur Widerauf-
richtung, Zurechtbringung) zur Zuͤchtigung
(ϖρός παιδειαν, zur Unterweiſung, Anfuͤhrung)
in der Gerechtigkeit (τὴν ἐν δικαιοσύνῃ, die
da geſchiehet in der Gerechtigkeit, die es mit der
Gerechtigkeit des Glaubens und des Lebens zu
thun hat: imgleichen iſt die heilige Schrift nuͤtz-
lich zum Troſt und zur Erqvickung Roͤm. 15, 4.
Pſ. 19, 8.)
Anmerckungen.
1. Die von Luthero gebrauchte particula
denn befindet ſich im griechiſchen Texte nicht.
Sie iſt aber dem Sinne Pauli gemaͤß, und die-
net zur Verbindung mit dem vorhergehenden
Verſe: wiewol beyde Verſe auch ohne ſolches
Woͤrtlein in der Sache ſelbſt genau zuſammen
hangen.
2. Das Wort γραφὴ, Schrift, iſt alhier
ſoviel als ἱερα` γράμματα, die heiligen Schrif-
ten V. 15. Wie es denn auch daher ofte in
Plurali gebrauchet wird, auch mit dem Beyſatze
des Worts ἅγος, heilig, Roͤm. 1, 2. u. ſ. w.
Das Wort πᾶσα, alle, heißt ſoviel als gantz
mit allen ſeinen Theilen. Da nun zu einer
Schrift gehoͤren erſtlich Sachen, die geſchrie-
ben ſind; und denn die Rede, worinnen ſie ver-
faſſet worden, mit ihrem Verſtande, den ſie nach
dem Zweck des Urhebers hat: ſo gehoͤren denn zu
der gantzen heiligen Schrift zuvorderſt alle bibli-
ſche Buͤcher in ihrer Integritaͤt mit allen darinnen
nach ihrem darein gelegten Verſtande enthaltenen
Sachen.
3. Daß nun der Apoſtel ſo ſchlechthin ſetzet
alle Schrift; daraus ſiehet man, es ſey weder
in der Juͤdiſchen, noch in der Chriſtlichen Kir-
chen der geringſte Zweifel geweſen von der An-
zahl und von der Integritaͤt der Buͤcher, welche
zum Canone oder zur Richtſchnur des Glau-
bens und des Lebens angenommen worden: wie
denn auch in der Juͤdiſchen Kirche desfals nie-
mals einiger Streit entſtanden iſt, und von Chri-
ſto und ſeinen Apoſteln wohl der rechte Verſtand
vieler Oerter von ihrem Mißverſtande gerettet
iſt, niemals aber einiges Buchs, ſo man nicht
fuͤr Canoniſch erkannt haͤtte, Canoniſche Au-
ctoritaͤt erwieſen werden duͤrfen.
4. Es iſt bey dieſen Worten ferner wohl zu
mercken, daß ſie das Subjectum in dieſem Vers
ausmachen, das iſt, alſo ſtehen, daß alle folgende
Worte zum Prædicato gehoͤren, oder von der
Beſchaffenheit ſind, daß ſie von der gantzen heili-
gen Schrift, als dem Subjecto, geſaget werden.
Und alſo ſind die erſten Worte in Anſehung des
Worts ϑεόπνευστος, von GOtt eingegeben,
alſo zu uͤberſetzen: Alle Schrift iſt von GOtt
eingegeben und nuͤtze zur Lehre u. ſ. w.
5. Daß die Worte alſo zu ordnen ſind, das
ſiehet man aus dem Griechiſchen, da die Worte
ϑεόπνευστος. von GOTT eingegeben, und
ὠϕέλιμος nuͤtze, nuͤtzlich, mit dem Woͤrtlein
καὶ, und, verknuͤpfet werden, alſo daß ſie dem
Verſtande nach zuſammen gehoͤren. Da der
ſelige Lutherus das Wort θεοπνευστος zum Sub-
jecto, oder zu den vorhergehenden Worten gezo-
gen hat, ſo hat er dieſe Particul ausgelaſſen und
dafuͤr das Wort iſt gebrauchet. Ob nun gleich
der Verſtand der Worte in ſolcher Uberſetzung
an ſich ſelbſt richtig iſt, nemlich daß ich ſagen kan,
alle
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