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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 8-10. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch]

5. Diese Crone der Gerechtigkeit heißt
auch die Crone des Lebens Jac. 1, 12. Offenb.
2, 10. und die Crone der Ehren, oder der
Herrlichkeit.
Doch ist dabey dieser Unterscheid zu
mercken, daß, gleichwie die Gerechtigkeit ist die Ur-
sache und der Grund, daher die Crone entstehet;
also ist das Leben, und die Herrlichkeit dasjenige,
welches die Crone mit sich führet, oder worinnen
die Königliche Würde der Christen bestehet.
1 Cor. 9, 25. heißt sie eine unvergängliche Cro-
ne, und Phil. 3, 14. das Kleinod, welches uns
vorhält die himmlische Berufung,
und
1 Pet. 1, 4. das unvergängliche, unbefleckte
und unverwelckliche Erbe,
das im Himmel
behalten wird. Es gehören denn unter andern
sonderlich hieher alle Oerter, welche vom Reiche
GOttes, sonderlich dem Reiche der Herrlichkeit,
handeln: wozu niemand gelanget, der sich nicht
alhier im Reiche der Gnaden befindet.

6. Von dieser Crone der Gerechtigkeit heißt
es nun: sie sey beygeleget, oder aufgehoben
und vorbehalten im Himmel, nach 1 Pet. 1, 4.
Denn in Ansehung des Reichs der Herrlichkeit
sind wir in dem Reiche der Gnaden noch gleichsam
wie die unmündigen Erben grosser Güter, die dar-
an zwar ihr Eigenthum, auch bereits einen Ge-
nuß davon haben, aber doch zur völligen Besitzung
und Verwaltung erst bey ihrem völligen Alter ge-
langen.

7. Mit dem Worte geben, geben wird,
apodosei, wiedergeben, vergelten wird, ist ange-
zeiget, es sey diese Crone zwar ein Gnaden-Ge-
schenck, oder eine Crone der Gerechtigkeit, welche
man, ohn alles Verdienst, allein Christo, und seiner
erworbenen Gerechtigkeit zu dancken habe: dabey
aber sey sie doch auch eine Gnaden-Belohnung
für die im Kampfe und im Creutze erwiesene Treue,
nach der Verheissung GOttes, daß einem ieg-
lichen vergolten werden solle nach seinen
Wercken
Röm. 2, 6. u. f. 2 Cor. 5, 10. Offenb.
2, 23. u. s. w. siehe auch Hebr. 6, 10.

8. Der Richter ist der Sohn GOttes,
welcher nach der göttlichen Natur die Macht hat,
die Welt zu richten, nach der menschlichen aber
hat er sie empfangen, und wird sich darinnen der
sichtbaren Welt sichtbar erweisen Matth. 28, 18.
Joh. 5, 22. 17, 2 Apost. Gesch. 17, 31. Und da
eines Richters Haupt-Eigenschaft ist die Ge-
rechtigkeit, so heißt der Sohn GOttes mit beson-
derm Nachdruck der gerechte Richter, der ein
gerades richtiges Scepter führet, und ohne An-
sehen der Person einen ieden nach seinem Glauben,
oder Unglauben, und daher entstehenden übrigen
Verhalten, richten wird. Ps. 44, 7. Hebr. 1, 8.

9. Gleichwie das richterliche Amt Christi,
welches zu dem Königlichen gehöret, und über das
gantze menschliche Geschlecht mit solcher Aucto-
rit
ät gehet, daß er zur ewigen Gnaden-Beloh-
nung Cronen austheilet, ein herrlicher Beweis
ist von der wahren und ewigen Gottheit Christi,
die mit der menschlichen Natur vereiniget ist: also
wird auch diese Haupt- und Grund-Wahrheit
dadurch nicht wenig bestätiget, wenn man die sehr
vielen Oerter des alten Testaments erweget, dar-
innen dieses Richters mit Bezeugung seiner
[Spaltenumbruch] göttlichen Majestät gedacht wird. Man sehe un-
ter andern 1 B. Mos. 18, 25. da er sich mit zween
erschaffnen Engeln dem Abraham offenbaret,
und Abraham vor ihm stehet, ihn anbetet, und
ihn nennet den Richter aller Welt. Sonder-
lich aber sind die Propheten und die Psalmen
Davids von solchen Stellen voll. Siehe Ps. 94,
1. 2. c. 96, 7-12. 98, 10. Jes. 2, 19. u. s. w. da
er allenthalben der Jehova ist und genennet
wird.

10. Jm übrigen ist dieser Text ein rechter
Macht- und Trost-Spruch für alle gläubige im
Sterben; da sie denn sonderlich das Glaubens-
Wort mir, mir, gebrauchen und sich alle Ver-
heissungen zuversichtlich zueignen können, in der
gewissen Versicherung, mit Paulo das Ende ih-
res Glaubens, der Seelen Seligkeit, gewiß zu er-
langen. Wohl dem, der daher das mein und
dein nach der Wahrheit also sprechen kan, daß es
heisse: Du bist mein, und ich bin dein, ewig
soll die Liebe seyn!

V. 9.

Fleißige dich, daß du bald zu mir kom-
mest
(nach Rom von Ephesus, noch vor dem
Winter, damit die Reise nicht bis in das andere
Jahr, da sie sich im Winter auf dem Mittelländi-
schen Meere nicht wohl thun läßt, verschoben
werde.)

Anmerckungen.

1. Es scheinet, als habe Paulus mit Timo-
theo, schon vorher, da er von ihm mit vielen Thrä-
nen geschieden, c. 1, 4. die Abrede genommen,
daß er solte und wolte zu ihm nach Rom kommen;
und daß also dieses nur eine besondere Erinnerung
sey, daß, da er kommen wolle, er bald kommen möge.

2. Es hat der Apostel ohne Zweifel mit ihm
in Kirchen-Sachen noch vieles zu überlegen und
einzurichten gehabt, sonderlich was die Kirchen in
Asia, und am meisten die zu Ephesus betrift, wie
es nach seinem instehenden Abschiede darinnen sol-
te gehalten werden.

3. Das Timotheus nach Rom gekommen
sey, davon findet sich zwar weder in Pauli
Briefen, da dieser der letzte ist, noch in der Kirchen-
Historie einige Nachricht. Doch ist es wol ver-
muthlich.

V. 10.

Denn Demas (den ich schon in der ersten
Gefangenschaft um mich hatte, und seinet wegen,
da er sich noch wohl hielte, als ein Gehülfe, die
Colossenser und den Philemonem grüssete Col.
4, 14. Phil. 5. 24.) hat mich verlassen (ist in
den Leiden mürbe worden, hat sich meiner und mei-
ner Bande geschämet, und aus Furcht vor der
Verfolgung ist er von mir gezogen) und hat
diese Welt
(ton n[i]n aiona, die itzige Welt, die
im argen lieget und durch ihre Lockungen
einen, der sie verleugnet hat, leicht wieder an
sich ziehen und zur Gleichstellung bringen kan,)
lieb gewonnen (damit aber die wahre Liebe
GOTTES nicht bestehen kan 1 Joh. 2, 15. 16.
17.) und ist gen Thessalonich gezogen (nicht
sowol des Evangelii, als seiner weltlichen Ge-

schäfte
A a
Cap. 4. v. 8-10. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch]

5. Dieſe Crone der Gerechtigkeit heißt
auch die Crone des Lebens Jac. 1, 12. Offenb.
2, 10. und die Crone der Ehren, oder der
Herrlichkeit.
Doch iſt dabey dieſeꝛ Unterſcheid zu
mercken, daß, gleichwie die Gerechtigkeit iſt die Ur-
ſache und der Grund, daher die Crone entſtehet;
alſo iſt das Leben, und die Herrlichkeit dasjenige,
welches die Crone mit ſich fuͤhret, oder worinnen
die Koͤnigliche Wuͤrde der Chriſten beſtehet.
1 Cor. 9, 25. heißt ſie eine unvergaͤngliche Cro-
ne, und Phil. 3, 14. das Kleinod, welches uns
vorhaͤlt die himmliſche Berufung,
und
1 Pet. 1, 4. das unvergaͤngliche, unbefleckte
und unverwelckliche Erbe,
das im Himmel
behalten wird. Es gehoͤren denn unter andern
ſonderlich hieher alle Oerter, welche vom Reiche
GOttes, ſonderlich dem Reiche der Herrlichkeit,
handeln: wozu niemand gelanget, der ſich nicht
alhier im Reiche der Gnaden befindet.

6. Von dieſer Crone der Gerechtigkeit heißt
es nun: ſie ſey beygeleget, oder aufgehoben
und vorbehalten im Himmel, nach 1 Pet. 1, 4.
Denn in Anſehung des Reichs der Herrlichkeit
ſind wir in dem Reiche der Gnaden noch gleichſam
wie die unmuͤndigen Erben groſſer Guͤter, die dar-
an zwar ihr Eigenthum, auch bereits einen Ge-
nuß davon haben, aber doch zur voͤlligen Beſitzung
und Verwaltung erſt bey ihrem voͤlligen Alter ge-
langen.

7. Mit dem Worte geben, geben wird,
ἀποδώσει, wiedergeben, vergelten wird, iſt ange-
zeiget, es ſey dieſe Crone zwar ein Gnaden-Ge-
ſchenck, oder eine Crone der Gerechtigkeit, welche
man, ohn alles Verdienſt, allein Chriſto, und ſeiner
erworbenen Gerechtigkeit zu dancken habe: dabey
aber ſey ſie doch auch eine Gnaden-Belohnung
fuͤr die im Kampfe und im Creutze erwieſene Treue,
nach der Verheiſſung GOttes, daß einem ieg-
lichen vergolten werden ſolle nach ſeinen
Wercken
Roͤm. 2, 6. u. f. 2 Cor. 5, 10. Offenb.
2, 23. u. ſ. w. ſiehe auch Hebr. 6, 10.

8. Der Richter iſt der Sohn GOttes,
welcher nach der goͤttlichen Natur die Macht hat,
die Welt zu richten, nach der menſchlichen aber
hat er ſie empfangen, und wird ſich darinnen der
ſichtbaren Welt ſichtbar erweiſen Matth. 28, 18.
Joh. 5, 22. 17, 2 Apoſt. Geſch. 17, 31. Und da
eines Richters Haupt-Eigenſchaft iſt die Ge-
rechtigkeit, ſo heißt der Sohn GOttes mit beſon-
derm Nachdruck der gerechte Richter, der ein
gerades richtiges Scepter fuͤhret, und ohne An-
ſehen der Perſon einen ieden nach ſeinem Glauben,
oder Unglauben, und daher entſtehenden uͤbrigen
Verhalten, richten wird. Pſ. 44, 7. Hebr. 1, 8.

9. Gleichwie das richterliche Amt Chriſti,
welches zu dem Koͤniglichen gehoͤret, und uͤber das
gantze menſchliche Geſchlecht mit ſolcher Aucto-
rit
aͤt gehet, daß er zur ewigen Gnaden-Beloh-
nung Cronen austheilet, ein herrlicher Beweis
iſt von der wahren und ewigen Gottheit Chriſti,
die mit der menſchlichen Natur vereiniget iſt: alſo
wird auch dieſe Haupt- und Grund-Wahrheit
dadurch nicht wenig beſtaͤtiget, wenn man die ſehr
vielen Oerter des alten Teſtaments erweget, dar-
innen dieſes Richters mit Bezeugung ſeiner
[Spaltenumbruch] goͤttlichen Majeſtaͤt gedacht wird. Man ſehe un-
ter andern 1 B. Moſ. 18, 25. da er ſich mit zween
erſchaffnen Engeln dem Abraham offenbaret,
und Abraham vor ihm ſtehet, ihn anbetet, und
ihn nennet den Richter aller Welt. Sonder-
lich aber ſind die Propheten und die Pſalmen
Davids von ſolchen Stellen voll. Siehe Pſ. 94,
1. 2. c. 96, 7-12. 98, 10. Jeſ. 2, 19. u. ſ. w. da
er allenthalben der Jehova iſt und genennet
wird.

10. Jm uͤbrigen iſt dieſer Text ein rechter
Macht- und Troſt-Spruch fuͤr alle glaͤubige im
Sterben; da ſie denn ſonderlich das Glaubens-
Wort mir, mir, gebrauchen und ſich alle Ver-
heiſſungen zuverſichtlich zueignen koͤnnen, in der
gewiſſen Verſicherung, mit Paulo das Ende ih-
res Glaubens, der Seelen Seligkeit, gewiß zu er-
langen. Wohl dem, der daher das mein und
dein nach der Wahrheit alſo ſprechen kan, daß es
heiſſe: Du biſt mein, und ich bin dein, ewig
ſoll die Liebe ſeyn!

V. 9.

Fleißige dich, daß du bald zu mir kom-
meſt
(nach Rom von Epheſus, noch vor dem
Winter, damit die Reiſe nicht bis in das andere
Jahr, da ſie ſich im Winter auf dem Mittellaͤndi-
ſchen Meere nicht wohl thun laͤßt, verſchoben
werde.)

Anmerckungen.

1. Es ſcheinet, als habe Paulus mit Timo-
theo, ſchon vorher, da er von ihm mit vielen Thraͤ-
nen geſchieden, c. 1, 4. die Abrede genommen,
daß er ſolte und wolte zu ihm nach Rom kommen;
und daß alſo dieſes nur eine beſondere Erinnerung
ſey, daß, da er kommen wolle, eꝛ bald kommen moͤge.

2. Es hat der Apoſtel ohne Zweifel mit ihm
in Kirchen-Sachen noch vieles zu uͤberlegen und
einzurichten gehabt, ſonderlich was die Kirchen in
Aſia, und am meiſten die zu Epheſus betrift, wie
es nach ſeinem inſtehenden Abſchiede darinnen ſol-
te gehalten werden.

3. Das Timotheus nach Rom gekommen
ſey, davon findet ſich zwar weder in Pauli
Briefen, da dieſer der letzte iſt, noch in der Kirchen-
Hiſtorie einige Nachricht. Doch iſt es wol ver-
muthlich.

V. 10.

Denn Demas (den ich ſchon in der erſten
Gefangenſchaft um mich hatte, und ſeinet wegen,
da er ſich noch wohl hielte, als ein Gehuͤlfe, die
Coloſſenſer und den Philemonem gruͤſſete Col.
4, 14. Phil. 5. 24.) hat mich verlaſſen (iſt in
den Leiden muͤrbe worden, hat ſich meiner und mei-
ner Bande geſchaͤmet, und aus Furcht vor der
Verfolgung iſt er von mir gezogen) und hat
dieſe Welt
(τὸν ν[ἲ]ν ἀιῶνα, die itzige Welt, die
im argen lieget und durch ihre Lockungen
einen, der ſie verleugnet hat, leicht wieder an
ſich ziehen und zur Gleichſtellung bringen kan,)
lieb gewonnen (damit aber die wahre Liebe
GOTTES nicht beſtehen kan 1 Joh. 2, 15. 16.
17.) und iſt gen Theſſalonich gezogen (nicht
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ſchaͤfte
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[185/0187] Cap. 4. v. 8-10. an den Timotheum. 5. Dieſe Crone der Gerechtigkeit heißt auch die Crone des Lebens Jac. 1, 12. Offenb. 2, 10. und die Crone der Ehren, oder der Herrlichkeit. Doch iſt dabey dieſeꝛ Unterſcheid zu mercken, daß, gleichwie die Gerechtigkeit iſt die Ur- ſache und der Grund, daher die Crone entſtehet; alſo iſt das Leben, und die Herrlichkeit dasjenige, welches die Crone mit ſich fuͤhret, oder worinnen die Koͤnigliche Wuͤrde der Chriſten beſtehet. 1 Cor. 9, 25. heißt ſie eine unvergaͤngliche Cro- ne, und Phil. 3, 14. das Kleinod, welches uns vorhaͤlt die himmliſche Berufung, und 1 Pet. 1, 4. das unvergaͤngliche, unbefleckte und unverwelckliche Erbe, das im Himmel behalten wird. Es gehoͤren denn unter andern ſonderlich hieher alle Oerter, welche vom Reiche GOttes, ſonderlich dem Reiche der Herrlichkeit, handeln: wozu niemand gelanget, der ſich nicht alhier im Reiche der Gnaden befindet. 6. Von dieſer Crone der Gerechtigkeit heißt es nun: ſie ſey beygeleget, oder aufgehoben und vorbehalten im Himmel, nach 1 Pet. 1, 4. Denn in Anſehung des Reichs der Herrlichkeit ſind wir in dem Reiche der Gnaden noch gleichſam wie die unmuͤndigen Erben groſſer Guͤter, die dar- an zwar ihr Eigenthum, auch bereits einen Ge- nuß davon haben, aber doch zur voͤlligen Beſitzung und Verwaltung erſt bey ihrem voͤlligen Alter ge- langen. 7. Mit dem Worte geben, geben wird, ἀποδώσει, wiedergeben, vergelten wird, iſt ange- zeiget, es ſey dieſe Crone zwar ein Gnaden-Ge- ſchenck, oder eine Crone der Gerechtigkeit, welche man, ohn alles Verdienſt, allein Chriſto, und ſeiner erworbenen Gerechtigkeit zu dancken habe: dabey aber ſey ſie doch auch eine Gnaden-Belohnung fuͤr die im Kampfe und im Creutze erwieſene Treue, nach der Verheiſſung GOttes, daß einem ieg- lichen vergolten werden ſolle nach ſeinen Wercken Roͤm. 2, 6. u. f. 2 Cor. 5, 10. Offenb. 2, 23. u. ſ. w. ſiehe auch Hebr. 6, 10. 8. Der Richter iſt der Sohn GOttes, welcher nach der goͤttlichen Natur die Macht hat, die Welt zu richten, nach der menſchlichen aber hat er ſie empfangen, und wird ſich darinnen der ſichtbaren Welt ſichtbar erweiſen Matth. 28, 18. Joh. 5, 22. 17, 2 Apoſt. Geſch. 17, 31. Und da eines Richters Haupt-Eigenſchaft iſt die Ge- rechtigkeit, ſo heißt der Sohn GOttes mit beſon- derm Nachdruck der gerechte Richter, der ein gerades richtiges Scepter fuͤhret, und ohne An- ſehen der Perſon einen ieden nach ſeinem Glauben, oder Unglauben, und daher entſtehenden uͤbrigen Verhalten, richten wird. Pſ. 44, 7. Hebr. 1, 8. 9. Gleichwie das richterliche Amt Chriſti, welches zu dem Koͤniglichen gehoͤret, und uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht mit ſolcher Aucto- ritaͤt gehet, daß er zur ewigen Gnaden-Beloh- nung Cronen austheilet, ein herrlicher Beweis iſt von der wahren und ewigen Gottheit Chriſti, die mit der menſchlichen Natur vereiniget iſt: alſo wird auch dieſe Haupt- und Grund-Wahrheit dadurch nicht wenig beſtaͤtiget, wenn man die ſehr vielen Oerter des alten Teſtaments erweget, dar- innen dieſes Richters mit Bezeugung ſeiner goͤttlichen Majeſtaͤt gedacht wird. Man ſehe un- ter andern 1 B. Moſ. 18, 25. da er ſich mit zween erſchaffnen Engeln dem Abraham offenbaret, und Abraham vor ihm ſtehet, ihn anbetet, und ihn nennet den Richter aller Welt. Sonder- lich aber ſind die Propheten und die Pſalmen Davids von ſolchen Stellen voll. Siehe Pſ. 94, 1. 2. c. 96, 7-12. 98, 10. Jeſ. 2, 19. u. ſ. w. da er allenthalben der Jehova iſt und genennet wird. 10. Jm uͤbrigen iſt dieſer Text ein rechter Macht- und Troſt-Spruch fuͤr alle glaͤubige im Sterben; da ſie denn ſonderlich das Glaubens- Wort mir, mir, gebrauchen und ſich alle Ver- heiſſungen zuverſichtlich zueignen koͤnnen, in der gewiſſen Verſicherung, mit Paulo das Ende ih- res Glaubens, der Seelen Seligkeit, gewiß zu er- langen. Wohl dem, der daher das mein und dein nach der Wahrheit alſo ſprechen kan, daß es heiſſe: Du biſt mein, und ich bin dein, ewig ſoll die Liebe ſeyn! V. 9. Fleißige dich, daß du bald zu mir kom- meſt (nach Rom von Epheſus, noch vor dem Winter, damit die Reiſe nicht bis in das andere Jahr, da ſie ſich im Winter auf dem Mittellaͤndi- ſchen Meere nicht wohl thun laͤßt, verſchoben werde.) Anmerckungen. 1. Es ſcheinet, als habe Paulus mit Timo- theo, ſchon vorher, da er von ihm mit vielen Thraͤ- nen geſchieden, c. 1, 4. die Abrede genommen, daß er ſolte und wolte zu ihm nach Rom kommen; und daß alſo dieſes nur eine beſondere Erinnerung ſey, daß, da er kommen wolle, eꝛ bald kommen moͤge. 2. Es hat der Apoſtel ohne Zweifel mit ihm in Kirchen-Sachen noch vieles zu uͤberlegen und einzurichten gehabt, ſonderlich was die Kirchen in Aſia, und am meiſten die zu Epheſus betrift, wie es nach ſeinem inſtehenden Abſchiede darinnen ſol- te gehalten werden. 3. Das Timotheus nach Rom gekommen ſey, davon findet ſich zwar weder in Pauli Briefen, da dieſer der letzte iſt, noch in der Kirchen- Hiſtorie einige Nachricht. Doch iſt es wol ver- muthlich. V. 10. Denn Demas (den ich ſchon in der erſten Gefangenſchaft um mich hatte, und ſeinet wegen, da er ſich noch wohl hielte, als ein Gehuͤlfe, die Coloſſenſer und den Philemonem gruͤſſete Col. 4, 14. Phil. 5. 24.) hat mich verlaſſen (iſt in den Leiden muͤrbe worden, hat ſich meiner und mei- ner Bande geſchaͤmet, und aus Furcht vor der Verfolgung iſt er von mir gezogen) und hat dieſe Welt (τὸν νἲν ἀιῶνα, die itzige Welt, die im argen lieget und durch ihre Lockungen einen, der ſie verleugnet hat, leicht wieder an ſich ziehen und zur Gleichſtellung bringen kan,) lieb gewonnen (damit aber die wahre Liebe GOTTES nicht beſtehen kan 1 Joh. 2, 15. 16. 17.) und iſt gen Theſſalonich gezogen (nicht ſowol des Evangelii, als ſeiner weltlichen Ge- ſchaͤfte A a

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/187>, abgerufen am 31.10.2024.