Aber es scheint ganz unversehrt. Nun, ich will die beiden Monopol nur aus dem Kasten nehmen. Die können wir doch nimmer mit Freude ansehn. Arme Frau Jsma!" Er nahm die Flaschen heraus.
"Halt", sagte er, "da in dem Futter steckt noch ein Packetchen. -- Was haben wir denn da?"
Der Verschluß hatte sich gelöst. Ein Buch in der Größe eines Notizkalenders kam zum Vorschein.
"Na", sagte Saltner, "Frau Jsma wird uns doch nicht noch ein Album mitgegeben haben. Sehen Sie doch einmal, Grunthe, was das ist."
"Was geht das mich an?" sagte Grunthe unwirsch.
Saltner schlug das Buch auf. Er stutzte sichtlich, blätterte darin und sah lange hinein.
"Das ist" -- sagte er dann kopfschüttelnd -- "das ist ja -- aber wie ist das möglich?"
Das kleine Buch enthielt ein Wörterverzeichnis der Sprache der Martier; die Worte waren mit Hilfe der Lautzeichen des lateinischen Alphabets transkribiert, daneben befand sich eine deutsche Uebersetzung und zugleich das Zeichen des Wortes in der stenographi- schen Schrift der Martier. Saltner hatte an den wenigen ihm bekannten Worten die Bedeutung des Jnhalts erkannt.
"Sagen Sie mir das eine", fuhr er fort -- "mir steht der Verstand still -- wie kann ein deutsch-mar- tisches Wörterbuch hierherkommen -- wie kann es überhaupt existieren?"
Grunthe streckte sprachlos die Hand aus und er- griff das Buch.
Neuntes Kapitel.
Aber es ſcheint ganz unverſehrt. Nun, ich will die beiden Monopol nur aus dem Kaſten nehmen. Die können wir doch nimmer mit Freude anſehn. Arme Frau Jsma!‟ Er nahm die Flaſchen heraus.
„Halt‟, ſagte er, „da in dem Futter ſteckt noch ein Packetchen. — Was haben wir denn da?‟
Der Verſchluß hatte ſich gelöſt. Ein Buch in der Größe eines Notizkalenders kam zum Vorſchein.
„Na‟, ſagte Saltner, „Frau Jsma wird uns doch nicht noch ein Album mitgegeben haben. Sehen Sie doch einmal, Grunthe, was das iſt.‟
„Was geht das mich an?‟ ſagte Grunthe unwirſch.
Saltner ſchlug das Buch auf. Er ſtutzte ſichtlich, blätterte darin und ſah lange hinein.
„Das iſt‟ — ſagte er dann kopfſchüttelnd — „das iſt ja — aber wie iſt das möglich?‟
Das kleine Buch enthielt ein Wörterverzeichnis der Sprache der Martier; die Worte waren mit Hilfe der Lautzeichen des lateiniſchen Alphabets tranſkribiert, daneben befand ſich eine deutſche Ueberſetzung und zugleich das Zeichen des Wortes in der ſtenographi- ſchen Schrift der Martier. Saltner hatte an den wenigen ihm bekannten Worten die Bedeutung des Jnhalts erkannt.
„Sagen Sie mir das eine‟, fuhr er fort — „mir ſteht der Verſtand ſtill — wie kann ein deutſch-mar- tiſches Wörterbuch hierherkommen — wie kann es überhaupt exiſtieren?‟
Grunthe ſtreckte ſprachlos die Hand aus und er- griff das Buch.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0138"n="130"/><fwplace="top"type="header">Neuntes Kapitel.</fw><lb/>
Aber es ſcheint ganz unverſehrt. Nun, ich will die<lb/>
beiden Monopol nur aus dem Kaſten nehmen. Die<lb/>
können wir doch nimmer mit Freude anſehn. Arme<lb/>
Frau Jsma!‟ Er nahm die Flaſchen heraus.</p><lb/><p>„Halt‟, ſagte er, „da in dem Futter ſteckt noch<lb/>
ein Packetchen. — Was haben wir denn da?‟</p><lb/><p>Der Verſchluß hatte ſich gelöſt. Ein Buch in<lb/>
der Größe eines Notizkalenders kam zum Vorſchein.</p><lb/><p>„Na‟, ſagte Saltner, „Frau Jsma wird uns doch<lb/>
nicht noch ein Album mitgegeben haben. Sehen Sie<lb/>
doch einmal, Grunthe, was das iſt.‟</p><lb/><p>„Was geht das mich an?‟ſagte Grunthe unwirſch.</p><lb/><p>Saltner ſchlug das Buch auf. Er ſtutzte ſichtlich,<lb/>
blätterte darin und ſah lange hinein.</p><lb/><p>„Das iſt‟—ſagte er dann kopfſchüttelnd —<lb/>„das iſt ja — aber wie iſt das möglich?‟</p><lb/><p>Das kleine Buch enthielt ein Wörterverzeichnis<lb/>
der Sprache der Martier; die Worte waren mit Hilfe<lb/>
der Lautzeichen des lateiniſchen Alphabets tranſkribiert,<lb/>
daneben befand ſich eine deutſche Ueberſetzung und<lb/>
zugleich das Zeichen des Wortes in der ſtenographi-<lb/>ſchen Schrift der Martier. Saltner hatte an den<lb/>
wenigen ihm bekannten Worten die Bedeutung des<lb/>
Jnhalts erkannt.</p><lb/><p>„Sagen Sie mir das eine‟, fuhr er fort —„mir<lb/>ſteht der Verſtand ſtill — wie kann ein deutſch-mar-<lb/>
tiſches Wörterbuch hierherkommen — wie kann es<lb/>
überhaupt exiſtieren?‟</p><lb/><p>Grunthe ſtreckte ſprachlos die Hand aus und er-<lb/>
griff das Buch.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[130/0138]
Neuntes Kapitel.
Aber es ſcheint ganz unverſehrt. Nun, ich will die
beiden Monopol nur aus dem Kaſten nehmen. Die
können wir doch nimmer mit Freude anſehn. Arme
Frau Jsma!‟ Er nahm die Flaſchen heraus.
„Halt‟, ſagte er, „da in dem Futter ſteckt noch
ein Packetchen. — Was haben wir denn da?‟
Der Verſchluß hatte ſich gelöſt. Ein Buch in
der Größe eines Notizkalenders kam zum Vorſchein.
„Na‟, ſagte Saltner, „Frau Jsma wird uns doch
nicht noch ein Album mitgegeben haben. Sehen Sie
doch einmal, Grunthe, was das iſt.‟
„Was geht das mich an?‟ ſagte Grunthe unwirſch.
Saltner ſchlug das Buch auf. Er ſtutzte ſichtlich,
blätterte darin und ſah lange hinein.
„Das iſt‟ — ſagte er dann kopfſchüttelnd —
„das iſt ja — aber wie iſt das möglich?‟
Das kleine Buch enthielt ein Wörterverzeichnis
der Sprache der Martier; die Worte waren mit Hilfe
der Lautzeichen des lateiniſchen Alphabets tranſkribiert,
daneben befand ſich eine deutſche Ueberſetzung und
zugleich das Zeichen des Wortes in der ſtenographi-
ſchen Schrift der Martier. Saltner hatte an den
wenigen ihm bekannten Worten die Bedeutung des
Jnhalts erkannt.
„Sagen Sie mir das eine‟, fuhr er fort — „mir
ſteht der Verſtand ſtill — wie kann ein deutſch-mar-
tiſches Wörterbuch hierherkommen — wie kann es
überhaupt exiſtieren?‟
Grunthe ſtreckte ſprachlos die Hand aus und er-
griff das Buch.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/138>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.