vermiethet; sie sind wie der Esel in der Mühle, der im Kreise herumgehend ein Rad bewegt. Der höchste und beste Grundsatz dieser Leute ist: "Erkläre auf die ein¬ fachste und beste Art, wie es die Hermeneutik bei den sogenannten profanen Schriftstellern lehrt, die hei¬ lige Schrift und das Resultat dieser Erklärung sei Deine Religion" und daneben sagen sie mir, der Stif¬ ter jener Religion sei ein vortrefflicher Mensch, aber nur ein Mensch gewesen und dieser Mensch soll nun eine Glaubens- und Sittenlehre gegeben haben, die nach 1800 Jahren ganz andern Ländern, nachdem alle gesellschaftlichen Verhältnisse zehnmal umgestürzt und um¬ geändert worden sind, noch unverändert gelten soll! Daher die Erscheinung, daß der gebildete Theil der Welt, welcher nicht von der Theologie lebt, überall eine eigne Sittenlehre hat, und von sogenannten Sündern wim¬ melt; daher die wunderbare Stellung, welche der Theo¬ loge unbefangenen Leuten gegenüber einnimmt; daher der Glaube, die Theologie sei blos da, um dem Volke etwas vorzumachen, ihm etwas zu thun zu geben."
"Die gesellschaftlichen Verhältnisse und die mora¬ lischen Anforderungen müssen Eins das Andere bedingen, Eins in dem Andern aufgehen: so wenig wie ich ver¬
vermiethet; ſie ſind wie der Eſel in der Mühle, der im Kreiſe herumgehend ein Rad bewegt. Der höchſte und beſte Grundſatz dieſer Leute iſt: „Erkläre auf die ein¬ fachſte und beſte Art, wie es die Hermeneutik bei den ſogenannten profanen Schriftſtellern lehrt, die hei¬ lige Schrift und das Reſultat dieſer Erklärung ſei Deine Religion“ und daneben ſagen ſie mir, der Stif¬ ter jener Religion ſei ein vortrefflicher Menſch, aber nur ein Menſch geweſen und dieſer Menſch ſoll nun eine Glaubens- und Sittenlehre gegeben haben, die nach 1800 Jahren ganz andern Ländern, nachdem alle geſellſchaftlichen Verhältniſſe zehnmal umgeſtürzt und um¬ geändert worden ſind, noch unverändert gelten ſoll! Daher die Erſcheinung, daß der gebildete Theil der Welt, welcher nicht von der Theologie lebt, überall eine eigne Sittenlehre hat, und von ſogenannten Sündern wim¬ melt; daher die wunderbare Stellung, welche der Theo¬ loge unbefangenen Leuten gegenüber einnimmt; daher der Glaube, die Theologie ſei blos da, um dem Volke etwas vorzumachen, ihm etwas zu thun zu geben.“
„Die geſellſchaftlichen Verhältniſſe und die mora¬ liſchen Anforderungen müſſen Eins das Andere bedingen, Eins in dem Andern aufgehen: ſo wenig wie ich ver¬
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vermiethet; ſie ſind wie der Eſel in der Mühle, der im
Kreiſe herumgehend ein Rad bewegt. Der höchſte und
beſte Grundſatz dieſer Leute iſt: „Erkläre auf die ein¬
fachſte und beſte Art, wie es die Hermeneutik bei
den ſogenannten profanen Schriftſtellern lehrt, die hei¬
lige Schrift und das Reſultat dieſer Erklärung ſei
Deine Religion“ und daneben ſagen ſie mir, der Stif¬
ter jener Religion ſei ein vortrefflicher Menſch, aber
nur ein Menſch geweſen und dieſer Menſch ſoll nun
eine Glaubens- und Sittenlehre gegeben haben, die
nach 1800 Jahren ganz andern Ländern, nachdem alle
geſellſchaftlichen Verhältniſſe zehnmal umgeſtürzt und um¬
geändert worden ſind, noch unverändert gelten ſoll!
Daher die Erſcheinung, daß der gebildete Theil der Welt,
welcher nicht von der Theologie lebt, überall eine eigne
Sittenlehre hat, und von ſogenannten Sündern wim¬
melt; daher die wunderbare Stellung, welche der Theo¬
loge unbefangenen Leuten gegenüber einnimmt; daher
der Glaube, die Theologie ſei blos da, um dem Volke
etwas vorzumachen, ihm etwas zu thun zu geben.“
„Die geſellſchaftlichen Verhältniſſe und die mora¬
liſchen Anforderungen müſſen Eins das Andere bedingen,
Eins in dem Andern aufgehen: ſo wenig wie ich ver¬
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/149>, abgerufen am 14.06.2024.
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