Nun war ich ausgelassen lustig -- Liebe, was bist du reich, und die ungeschickten Menschen machen dich so dürftig, weil sie egoistisch, jämmerlich egoistisch sind. Ich sagte Camilla, daß ich den andern Tag noch da bleiben würde. "Es ist recht schlimm, daß Du gehst, wir werden Alle vor Sehnsucht sterben."
Es war ein seliger Tag, den ich von allen Sei¬ ten in Liebe gehüllt verlebte. Meine neuen Ideen, die Camilla zur Sprache brachte, weil sie unser Lebens¬ odem geworden sind, waren für Clara neu; meine al¬ ten, deren Clara erwähnte, waren's für Camilla, Al¬ berta flog wie ein Schmetterling zwischen uns. Ich habe einen Tag in Indien gelebt, wir haben unser Herzblut ausgetauscht. Allein konnt' ich, durft' ich mit keiner sein, allen Abschied verbat ich mir sogleich; wir saßen bis tief in die Nacht beisammen, nur den guten Grafen küßte ich im Vorsaale herzlich ab, nahm Reise¬ geld von ihm an, versprach zu schreiben und, wenn mich keine Kugel träfe, bald wieder zu kommen. Der liebe Mann weinte und segnete mich wie ein Vater. -- Ich hatte mir mein Pferd satteln lassen, brachte meine lieben Zuhörerinnen in ein erhebendes Gespräch über ein weites reiches Leben nach dem Tode, über seinen
Nun war ich ausgelaſſen luſtig — Liebe, was biſt du reich, und die ungeſchickten Menſchen machen dich ſo dürftig, weil ſie egoiſtiſch, jämmerlich egoiſtiſch ſind. Ich ſagte Camilla, daß ich den andern Tag noch da bleiben würde. „Es iſt recht ſchlimm, daß Du gehſt, wir werden Alle vor Sehnſucht ſterben.“
Es war ein ſeliger Tag, den ich von allen Sei¬ ten in Liebe gehüllt verlebte. Meine neuen Ideen, die Camilla zur Sprache brachte, weil ſie unſer Lebens¬ odem geworden ſind, waren für Clara neu; meine al¬ ten, deren Clara erwähnte, waren's für Camilla, Al¬ berta flog wie ein Schmetterling zwiſchen uns. Ich habe einen Tag in Indien gelebt, wir haben unſer Herzblut ausgetauſcht. Allein konnt' ich, durft' ich mit keiner ſein, allen Abſchied verbat ich mir ſogleich; wir ſaßen bis tief in die Nacht beiſammen, nur den guten Grafen küßte ich im Vorſaale herzlich ab, nahm Reiſe¬ geld von ihm an, verſprach zu ſchreiben und, wenn mich keine Kugel träfe, bald wieder zu kommen. Der liebe Mann weinte und ſegnete mich wie ein Vater. — Ich hatte mir mein Pferd ſatteln laſſen, brachte meine lieben Zuhörerinnen in ein erhebendes Geſpräch über ein weites reiches Leben nach dem Tode, über ſeinen
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Nun war ich ausgelaſſen luſtig — Liebe, was biſt
du reich, und die ungeſchickten Menſchen machen dich
ſo dürftig, weil ſie egoiſtiſch, jämmerlich egoiſtiſch ſind.
Ich ſagte Camilla, daß ich den andern Tag noch da
bleiben würde. „Es iſt recht ſchlimm, daß Du gehſt,
wir werden Alle vor Sehnſucht ſterben.“
Es war ein ſeliger Tag, den ich von allen Sei¬
ten in Liebe gehüllt verlebte. Meine neuen Ideen,
die Camilla zur Sprache brachte, weil ſie unſer Lebens¬
odem geworden ſind, waren für Clara neu; meine al¬
ten, deren Clara erwähnte, waren's für Camilla, Al¬
berta flog wie ein Schmetterling zwiſchen uns. Ich
habe einen Tag in Indien gelebt, wir haben unſer
Herzblut ausgetauſcht. Allein konnt' ich, durft' ich mit
keiner ſein, allen Abſchied verbat ich mir ſogleich; wir
ſaßen bis tief in die Nacht beiſammen, nur den guten
Grafen küßte ich im Vorſaale herzlich ab, nahm Reiſe¬
geld von ihm an, verſprach zu ſchreiben und, wenn
mich keine Kugel träfe, bald wieder zu kommen. Der
liebe Mann weinte und ſegnete mich wie ein Vater. —
Ich hatte mir mein Pferd ſatteln laſſen, brachte meine
lieben Zuhörerinnen in ein erhebendes Geſpräch über
ein weites reiches Leben nach dem Tode, über ſeinen
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/201>, abgerufen am 13.06.2024.
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