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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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zu sein, wenn auch nur für einen Augenblick. Jch
möchte ihr Gutes und Liebes erweisen, aber nicht
in der Weise, wie es der Liebhaber will -- das
nennt die Welt nichtswürdig, ach, die Welt! Wer
klassifizirt die Gefühle, ohne zu lügen! Für die
Rohen, für die Nichtdenkenden bewahrt Eure Ta-
bellen, das starke, kräftige Jndividuum verschont
damit, wenn Jhr's nicht lähmen wollt.

Die Dankbarkeit ist eine Tugend der Gesinnung,
ein Herz, das ihre Regung nicht empfindet, ist
frevelhaft, wer sie im Allgemeinen nicht verlangt,
stellt die Menschen einander mit fletschenden Zähnen
gegenüber. Die Dankbarkeit, wenn sie überall ver-
langt wird als fraglose That, ist eine Last, welche
die Menschen und den Fortschritt zu Boden drückt.
Die Größe kann fast niemals dankbar sein, und
wenn die Liebe im Boden der Dankbarkeit groß ge-
zogen werden soll, so wächs't die Lüge oder die
Mittelmäßigkeit auf.

Auch Deine Briefe habe ich gefunden -- Herr
des Himmels, schicke mir endlich einmal wieder ein
Menschenbild, an dem ich mich laben kann! Mensch,
wenn Du nicht eine Welt erobern kannst, so wirst

zu ſein, wenn auch nur fuͤr einen Augenblick. Jch
moͤchte ihr Gutes und Liebes erweiſen, aber nicht
in der Weiſe, wie es der Liebhaber will — das
nennt die Welt nichtswuͤrdig, ach, die Welt! Wer
klaſſifizirt die Gefuͤhle, ohne zu luͤgen! Fuͤr die
Rohen, fuͤr die Nichtdenkenden bewahrt Eure Ta-
bellen, das ſtarke, kraͤftige Jndividuum verſchont
damit, wenn Jhr’s nicht laͤhmen wollt.

Die Dankbarkeit iſt eine Tugend der Geſinnung,
ein Herz, das ihre Regung nicht empfindet, iſt
frevelhaft, wer ſie im Allgemeinen nicht verlangt,
ſtellt die Menſchen einander mit fletſchenden Zaͤhnen
gegenuͤber. Die Dankbarkeit, wenn ſie uͤberall ver-
langt wird als fragloſe That, iſt eine Laſt, welche
die Menſchen und den Fortſchritt zu Boden druͤckt.
Die Groͤße kann faſt niemals dankbar ſein, und
wenn die Liebe im Boden der Dankbarkeit groß ge-
zogen werden ſoll, ſo waͤchſ’t die Luͤge oder die
Mittelmaͤßigkeit auf.

Auch Deine Briefe habe ich gefunden — Herr
des Himmels, ſchicke mir endlich einmal wieder ein
Menſchenbild, an dem ich mich laben kann! Menſch,
wenn Du nicht eine Welt erobern kannſt, ſo wirſt

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[186/0194] zu ſein, wenn auch nur fuͤr einen Augenblick. Jch moͤchte ihr Gutes und Liebes erweiſen, aber nicht in der Weiſe, wie es der Liebhaber will — das nennt die Welt nichtswuͤrdig, ach, die Welt! Wer klaſſifizirt die Gefuͤhle, ohne zu luͤgen! Fuͤr die Rohen, fuͤr die Nichtdenkenden bewahrt Eure Ta- bellen, das ſtarke, kraͤftige Jndividuum verſchont damit, wenn Jhr’s nicht laͤhmen wollt. Die Dankbarkeit iſt eine Tugend der Geſinnung, ein Herz, das ihre Regung nicht empfindet, iſt frevelhaft, wer ſie im Allgemeinen nicht verlangt, ſtellt die Menſchen einander mit fletſchenden Zaͤhnen gegenuͤber. Die Dankbarkeit, wenn ſie uͤberall ver- langt wird als fragloſe That, iſt eine Laſt, welche die Menſchen und den Fortſchritt zu Boden druͤckt. Die Groͤße kann faſt niemals dankbar ſein, und wenn die Liebe im Boden der Dankbarkeit groß ge- zogen werden ſoll, ſo waͤchſ’t die Luͤge oder die Mittelmaͤßigkeit auf. Auch Deine Briefe habe ich gefunden — Herr des Himmels, ſchicke mir endlich einmal wieder ein Menſchenbild, an dem ich mich laben kann! Menſch, wenn Du nicht eine Welt erobern kannſt, ſo wirſt

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/194>, abgerufen am 10.11.2024.