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Lehmann, Henni: Das Kunst-Studium der Frauen. Darmstadt, 1914.

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alle Lehrfächer - die Zeit kann also mehr ausgenutzt werden - pro
Semester 60 Mark, für das Studienjahr demgemäß 120 Mark. Auf
der Münchner Damenakademie betragen die Kosten bei einem äußerst
knapp bemessenen Lehrplan, 27 Wochenstunden, für Mitglieder des
Vereins - für andere sind sie um 1/2 bis 1/3 höher - etwa 400 Mark
im Studienjahr, für Nichtmitglieder 500 bis 600 Mark demgemäß.
Der Besuch der Akademie kostet pro Semester für Deutsche 35 Mark,
für das Studienjahr also 70 Mark, für Ausländer das Doppelte, also
140 Mark. Es ergibt sich daraus, daß in München der ausländische
Künstler etwa 1/2 bis 1/4 mal so billig studieren kann, wie die deutsche Künst-
lerin. Die Münchner Kunstakademie zählte im Wintersemester 1912/13
unter 444 Schülern 129 Nichtreichsdeutsche, also mehr als den vierten
Teil der Schüler. Für die Akademie stellte der Bayrische Staat 250000
Mark in den Etat ein. Die vom Münchner Künstlerinnenverein erbetene
nicht beträchtliche Erhöhung der Subvention, die der Damenakademie
gewährt wird, wurde von seiten der Staatsregierung im Hinblick auf
die Finanzlage als unmöglich erklärt.

Jn Karlsruhe werden sich auf der Malerinnenschule die Kosten für
das Studienjahr bei Besuch des nötigsten Unterrichts auf etwa 500 Mark
stellen, wozu noch etwas Modellkosten kommen, die nur zum Teil durch
die Schule gedeckt werden. Auf der Akademie zu Karlsruhe betragen
die Kosten für das Studienjahr für Reichsdeutsche 100 Mark, für Aus-
länder 200 Mark.

Man wird also auch bezüglich der drei speziell für Frauen ge-
schaffenen Studienanstalten sagen müssen, daß ihr Lehrplan sowohl
in bezug auf die Zahl der Fächer, wie auf die Zahl der Unterrichts-
stunden in den einzelnen Fächern erheblich hinter dem Lehrplan der
staatlichen Akademie zurücksteht, die Kosten für die Ausbildung dagegen
erheblich höher sind. Auch die Möglichkeit, Freistellen oder Stipendien
zu erhalten, ist weit größer aus den staatlichen Akademien, ebenso sind
mehr und bessere Lehrmittel zur Verfügung.

alle Lehrfächer – die Zeit kann also mehr ausgenutzt werden – pro
Semester 60 Mark, für das Studienjahr demgemäß 120 Mark. Auf
der Münchner Damenakademie betragen die Kosten bei einem äußerst
knapp bemessenen Lehrplan, 27 Wochenstunden, für Mitglieder des
Vereins – für andere sind sie um ½ bis ⅓ höher – etwa 400 Mark
im Studienjahr, für Nichtmitglieder 500 bis 600 Mark demgemäß.
Der Besuch der Akademie kostet pro Semester für Deutsche 35 Mark,
für das Studienjahr also 70 Mark, für Ausländer das Doppelte, also
140 Mark. Es ergibt sich daraus, daß in München der ausländische
Künstler etwa ½ bis ¼ mal so billig studieren kann, wie die deutsche Künst-
lerin. Die Münchner Kunstakademie zählte im Wintersemester 1912/13
unter 444 Schülern 129 Nichtreichsdeutsche, also mehr als den vierten
Teil der Schüler. Für die Akademie stellte der Bayrische Staat 250000
Mark in den Etat ein. Die vom Münchner Künstlerinnenverein erbetene
nicht beträchtliche Erhöhung der Subvention, die der Damenakademie
gewährt wird, wurde von seiten der Staatsregierung im Hinblick auf
die Finanzlage als unmöglich erklärt.

Jn Karlsruhe werden sich auf der Malerinnenschule die Kosten für
das Studienjahr bei Besuch des nötigsten Unterrichts auf etwa 500 Mark
stellen, wozu noch etwas Modellkosten kommen, die nur zum Teil durch
die Schule gedeckt werden. Auf der Akademie zu Karlsruhe betragen
die Kosten für das Studienjahr für Reichsdeutsche 100 Mark, für Aus-
länder 200 Mark.

Man wird also auch bezüglich der drei speziell für Frauen ge-
schaffenen Studienanstalten sagen müssen, daß ihr Lehrplan sowohl
in bezug auf die Zahl der Fächer, wie auf die Zahl der Unterrichts-
stunden in den einzelnen Fächern erheblich hinter dem Lehrplan der
staatlichen Akademie zurücksteht, die Kosten für die Ausbildung dagegen
erheblich höher sind. Auch die Möglichkeit, Freistellen oder Stipendien
zu erhalten, ist weit größer aus den staatlichen Akademien, ebenso sind
mehr und bessere Lehrmittel zur Verfügung.

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[12/0018] alle Lehrfächer – die Zeit kann also mehr ausgenutzt werden – pro Semester 60 Mark, für das Studienjahr demgemäß 120 Mark. Auf der Münchner Damenakademie betragen die Kosten bei einem äußerst knapp bemessenen Lehrplan, 27 Wochenstunden, für Mitglieder des Vereins – für andere sind sie um ½ bis ⅓ höher – etwa 400 Mark im Studienjahr, für Nichtmitglieder 500 bis 600 Mark demgemäß. Der Besuch der Akademie kostet pro Semester für Deutsche 35 Mark, für das Studienjahr also 70 Mark, für Ausländer das Doppelte, also 140 Mark. Es ergibt sich daraus, daß in München der ausländische Künstler etwa ½ bis ¼ mal so billig studieren kann, wie die deutsche Künst- lerin. Die Münchner Kunstakademie zählte im Wintersemester 1912/13 unter 444 Schülern 129 Nichtreichsdeutsche, also mehr als den vierten Teil der Schüler. Für die Akademie stellte der Bayrische Staat 250000 Mark in den Etat ein. Die vom Münchner Künstlerinnenverein erbetene nicht beträchtliche Erhöhung der Subvention, die der Damenakademie gewährt wird, wurde von seiten der Staatsregierung im Hinblick auf die Finanzlage als unmöglich erklärt. Jn Karlsruhe werden sich auf der Malerinnenschule die Kosten für das Studienjahr bei Besuch des nötigsten Unterrichts auf etwa 500 Mark stellen, wozu noch etwas Modellkosten kommen, die nur zum Teil durch die Schule gedeckt werden. Auf der Akademie zu Karlsruhe betragen die Kosten für das Studienjahr für Reichsdeutsche 100 Mark, für Aus- länder 200 Mark. Man wird also auch bezüglich der drei speziell für Frauen ge- schaffenen Studienanstalten sagen müssen, daß ihr Lehrplan sowohl in bezug auf die Zahl der Fächer, wie auf die Zahl der Unterrichts- stunden in den einzelnen Fächern erheblich hinter dem Lehrplan der staatlichen Akademie zurücksteht, die Kosten für die Ausbildung dagegen erheblich höher sind. Auch die Möglichkeit, Freistellen oder Stipendien zu erhalten, ist weit größer aus den staatlichen Akademien, ebenso sind mehr und bessere Lehrmittel zur Verfügung.

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Frauenstudium, betreut von Andreas Neumann und Anna Pfundt, FSU Jena und JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2022-07-11T15:25:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Lehmann, Henni: Das Kunst-Studium der Frauen. Darmstadt, 1914, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_kunststudium_1913/18>, abgerufen am 14.06.2024.