Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Samenkörner, deren iedes wie eine kleine Niere formiret, vest und auf beyden Seiten breit gedruckt. Sie sehen aschengrau, doch, wann sie starck gerieben werden, so geht die erste Haut hinweg, und drunter findet sich noch eine andre, die ist glatt und schwärtzlicht. Der Samen wird getrocknet, und in wolbeschlossenen Büchsen und Schachteln aufgehebt: sonst, wo die Luft kan darzu kommen, so verliehret er Geruch und Kraft. Die Egypter nennen diesen Samen Mosch und Abelmosch, das heist so viel, als Bisamkörner, Bisamsamen. Hauptsächlich brauchen ihn die Parfumirer.

Man soll denjenigen aussuchen, der frisch und gantz ist, fein völlig, von ziemlich starcken und lieblichen Geruch. Er führt viel kräftig Oel bey sich und flüchtig Saltz.

Die Egypter brauchen ihn innerlich zu Stärckung des Hertzens, des Magens und des Haupts, auch Lust zum Beyschlaf zu machen. Er macht einen lieblichen Geruch im Munde, wann man ihn käuet: allein, er dient für solche Leute nicht, welche mit aufsteigenden Dünsten geplaget werden.

Senecio.

Senecio vulgaris, Park. Raji Hist.

Senecio minor vulgaris, C.B. Pit. Tournef.

Senecio vulgaris sive Erigeron, J.B.

Erigeron, Ger.

Erigeron secundum, Dod.

Senecium & Herba pappa, Germ.

frantzösisch, Senecon.

teutsch, Creutzkraut, Creutzwurtz.

Ist ein gantz gemeines Kraut, das einen oder mehr Stengel treibt, etwan des Fusses hoch, die sind rund und streiffig, bisweilen röthlicht, ästig und mit länglichten, zerschnittenen und eingekerbten Blättern besetzet, die eins ums andere und ohne Stiel am Stengel stehen, vorn an der Spitze stumpf sind, und dunckel grüne sehen. Die Blüten wachsen auf der Stengel Spitzen: und eine jede ist ein Büschlein kleiner gelber Sternblümlein. Diese Blüte vergehet gar bald, und darauf folgen Körner mit weissen Bärten, die stehen in dem Kelch der Blume, und geben mit einander einen weissen Kopf. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Kraut wächst auf dem Felde, an dem Wege, in den Gärten: es blühet im Frühjahre: führet viel Oel und phlegma, nicht gar viel sal essentiale.

Es erweichet, befeuchtet, kühlet, eröffnet, dient zu den Wunden. Abgesotten wird es entweder getruncken, oder aber zur Bähung und zu Clystiren gebrauchet.

Senecio kommt von seneseo, ich werde alt und grau, dieweil die Köpfe dieses Krautes zuletzt gantz weiß werden, wegen der Samen ihrer Bärte, die alsdann einen greisen Kopf vorstellen.

Erigeron kommt von eri, ver, Frühling, und geron, senex, Greis, als ob man wolte sprechen, des Frühlinges Greis: dieweil die Köpfe an diesem Kraute im Frühlinge grau zu werden pflegen.

[Spaltenumbruch]

Herba pappa, quasi herba papposa, dieweil die Köpfe dieses Krautes mit so viel Bärten besetzet sind, oder mit einer weissen, wolligen Materie, die aus lateinisch pappus heisset.

Das Kinder Wort Papa kommt eben auch von diesem Worte her, dieweil ein alter Vater, wegen seiner weissen Haare auf dem Kopfe, mit einem Creutzkrautkopf voll Bärte zu vergleichen ist.

Senecta Anguium.

Senecta,

Senectus Anguium,

Exuviae Anguium,

Leberis.

frantzösisch, Depouille de Serpent.

teutsch, abgelegter Schlangenbalg, abgelegte Schlangenhaut.

Ist eine Haut, welche die Schlange ableget, wann sie sich verjünget: sie wird zwischen den Steinen gefunden, in der Erde, unter den Wurtzeln der Bäume. Die von Vipern wird höher geachtet, als wie die von den andern Schlangen. Sie führt ein wenig flüchtig Saltz und Oel.

Sie wird zu Schmertzen der Ohren, der Zähne und der Augen gebrauchet, entweder in infuso oder in decocto. Einige schwangere Weiber tragen sie um die Lenden, unzeitige Geburt zu verhüten, und an den Schenckeln, die Geburt zu befördern: allein sie thut gar nichts nicht bey der Sache.

Senecta kommt von senescere, alt werden, dieweil es eine alte Haut ist.

Exuviae von exuo, ich ziehe aus, lege ab, dieweil die Schlange diese Haut ableget.

Leberis von leberis.

Senembi.

Senembi.

Iguana.

Ist eine americanische Eydechse, ungefehr vier Schuhe lang und einen halben breit, bißweilen auch wol grösser, bisweilen auch wol kleiner. Ihr Fell ist mit kleinen, schönen grünen Schupen bedecket, und mit weissen und schwärtzlichten Flecken und Streiffen gezeichnet. Der Kopf ist etwa ein paar Finger breit: die Augen sind groß, lebhaftig und schwartz: die Schnautze und die Zunge sind dicke: die Zähne klein und schwartz. In dem Kopfe sind kleine Steinlein zu befinden, und in dem Magen manchmahl einer, der so groß ist, als ein Ey. Der Hals ist kurtz und dick. Dieses Thier hat ein dermassen zähes Leben, daß es sich annoch eine Zeitlang reget, ob ihm die Haut schon abgezogen und der Schwantz abgeschnitten ist: es muß viel harte Streiche auf den Kopf bekommen, wann man es tödten will. Es versteckt sich in die Bäume.

Die Steine, die in seinem Kopf gefunden werden, werden in dem Lande trefflich gut gehalten, zu Zermalmung des Nieren- und Blasensteins. Es wird davon ein Quintlein schwer auf einmahl eingegeben.

Senna.

Senna.

Sena.

Folium orientale.

arabisch, Abalzemer.

frantzösisch, Senne.

teutsch, Sennesblätter, Sennet.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Samenkörner, deren iedes wie eine kleine Niere formiret, vest und auf beyden Seiten breit gedruckt. Sie sehen aschengrau, doch, wann sie starck gerieben werden, so geht die erste Haut hinweg, und drunter findet sich noch eine andre, die ist glatt und schwärtzlicht. Der Samen wird getrocknet, und in wolbeschlossenen Büchsen und Schachteln aufgehebt: sonst, wo die Luft kan darzu kommen, so verliehret er Geruch und Kraft. Die Egypter nennen diesen Samen Mosch und Abelmosch, das heist so viel, als Bisamkörner, Bisamsamen. Hauptsächlich brauchen ihn die Parfumirer.

Man soll denjenigen aussuchen, der frisch und gantz ist, fein völlig, von ziemlich starcken und lieblichen Geruch. Er führt viel kräftig Oel bey sich und flüchtig Saltz.

Die Egypter brauchen ihn innerlich zu Stärckung des Hertzens, des Magens und des Haupts, auch Lust zum Beyschlaf zu machen. Er macht einen lieblichen Geruch im Munde, wann man ihn käuet: allein, er dient für solche Leute nicht, welche mit aufsteigenden Dünsten geplaget werden.

Senecio.

Senecio vulgaris, Park. Raji Hist.

Senecio minor vulgaris, C.B. Pit. Tournef.

Senecio vulgaris sive Erigeron, J.B.

Erigeron, Ger.

Erigeron secundum, Dod.

Senecium & Herba pappa, Germ.

frantzösisch, Seneçon.

teutsch, Creutzkraut, Creutzwurtz.

Ist ein gantz gemeines Kraut, das einen oder mehr Stengel treibt, etwan des Fusses hoch, die sind rund und streiffig, bisweilen röthlicht, ästig und mit länglichten, zerschnittenen und eingekerbten Blättern besetzet, die eins ums andere und ohne Stiel am Stengel stehen, vorn an der Spitze stumpf sind, und dunckel grüne sehen. Die Blüten wachsen auf der Stengel Spitzen: und eine jede ist ein Büschlein kleiner gelber Sternblümlein. Diese Blüte vergehet gar bald, und darauf folgen Körner mit weissen Bärten, die stehen in dem Kelch der Blume, und geben mit einander einen weissen Kopf. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Kraut wächst auf dem Felde, an dem Wege, in den Gärten: es blühet im Frühjahre: führet viel Oel und phlegma, nicht gar viel sal essentiale.

Es erweichet, befeuchtet, kühlet, eröffnet, dient zu den Wunden. Abgesotten wird es entweder getruncken, oder aber zur Bähung und zu Clystiren gebrauchet.

Senecio kommt von seneseo, ich werde alt und grau, dieweil die Köpfe dieses Krautes zuletzt gantz weiß werden, wegen der Samen ihrer Bärte, die alsdann einen greisen Kopf vorstellen.

Erigeron kommt von ἤρι, ver, Frühling, und γέρων, senex, Greis, als ob man wolte sprechen, des Frühlinges Greis: dieweil die Köpfe an diesem Kraute im Frühlinge grau zu werden pflegen.

[Spaltenumbruch]

Herba pappa, quasi herba papposa, dieweil die Köpfe dieses Krautes mit so viel Bärten besetzet sind, oder mit einer weissen, wolligen Materie, die aus lateinisch pappus heisset.

Das Kinder Wort Papa kommt eben auch von diesem Worte her, dieweil ein alter Vater, wegen seiner weissen Haare auf dem Kopfe, mit einem Creutzkrautkopf voll Bärte zu vergleichen ist.

Senecta Anguium.

Senecta,

Senectus Anguium,

Exuviæ Anguium,

Leberis.

frantzösisch, Depouille de Serpent.

teutsch, abgelegter Schlangenbalg, abgelegte Schlangenhaut.

Ist eine Haut, welche die Schlange ableget, wann sie sich verjünget: sie wird zwischen den Steinen gefunden, in der Erde, unter den Wurtzeln der Bäume. Die von Vipern wird höher geachtet, als wie die von den andern Schlangen. Sie führt ein wenig flüchtig Saltz und Oel.

Sie wird zu Schmertzen der Ohren, der Zähne und der Augen gebrauchet, entweder in infuso oder in decocto. Einige schwangere Weiber tragen sie um die Lenden, unzeitige Geburt zu verhüten, und an den Schenckeln, die Geburt zu befördern: allein sie thut gar nichts nicht bey der Sache.

Senecta kommt von senescere, alt werden, dieweil es eine alte Haut ist.

Exuviæ von exuo, ich ziehe aus, lege ab, dieweil die Schlange diese Haut ableget.

Leberis von λεβηρὶς.

Senembi.

Senembi.

Iguana.

Ist eine americanische Eydechse, ungefehr vier Schuhe lang und einen halben breit, bißweilen auch wol grösser, bisweilen auch wol kleiner. Ihr Fell ist mit kleinen, schönen grünen Schupen bedecket, und mit weissen und schwärtzlichten Flecken und Streiffen gezeichnet. Der Kopf ist etwa ein paar Finger breit: die Augen sind groß, lebhaftig und schwartz: die Schnautze und die Zunge sind dicke: die Zähne klein und schwartz. In dem Kopfe sind kleine Steinlein zu befinden, und in dem Magen manchmahl einer, der so groß ist, als ein Ey. Der Hals ist kurtz und dick. Dieses Thier hat ein dermassen zähes Leben, daß es sich annoch eine Zeitlang reget, ob ihm die Haut schon abgezogen und der Schwantz abgeschnitten ist: es muß viel harte Streiche auf den Kopf bekommen, wann man es tödten will. Es versteckt sich in die Bäume.

Die Steine, die in seinem Kopf gefunden werden, werden in dem Lande trefflich gut gehalten, zu Zermalmung des Nieren- und Blasensteins. Es wird davon ein Quintlein schwer auf einmahl eingegeben.

Senna.

Senna.

Sena.

Folium orientale.

arabisch, Abalzemer.

frantzösisch, Senne.

teutsch, Sennesblätter, Sennet.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0539"/><cb type="start"/>
Samenkörner, deren iedes wie eine kleine Niere formiret, vest und auf beyden Seiten breit gedruckt. Sie sehen aschengrau, doch, wann sie starck gerieben werden, so geht die erste Haut hinweg, und drunter findet sich noch eine andre, die ist glatt und schwärtzlicht. Der Samen wird getrocknet, und in wolbeschlossenen Büchsen und Schachteln aufgehebt: sonst, wo die Luft kan darzu kommen, so verliehret er Geruch und Kraft. Die <hi rendition="#fr">Egypter</hi> nennen diesen Samen <hi rendition="#i">Mosch</hi> und <hi rendition="#i">Abelmosch,</hi> das heist so viel, als <hi rendition="#fr">Bisamkörner, Bisamsamen.</hi> Hauptsächlich brauchen ihn die Parfumirer.</p><lb/>
          <p>Man soll denjenigen aussuchen, der frisch und gantz ist, fein völlig, von ziemlich starcken und lieblichen Geruch. Er führt viel kräftig Oel bey sich und flüchtig Saltz.</p><lb/>
          <p>Die Egypter brauchen ihn innerlich zu Stärckung des Hertzens, des Magens und des Haupts, auch Lust zum Beyschlaf zu machen. Er macht einen lieblichen Geruch im Munde, wann man ihn käuet: allein, er dient für solche Leute nicht, welche mit aufsteigenden Dünsten geplaget werden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Senecio.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Senecio vulgaris</hi>, Park. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Senecio minor vulgaris</hi>, C.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Senecio vulgaris sive Erigeron</hi>, J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Erigeron</hi>, Ger.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Erigeron secundum</hi>, Dod.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Senecium &amp; Herba pappa</hi>, Germ</hi>.</p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Seneçon.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Creutzkraut, Creutzwurtz.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein gantz gemeines Kraut, das einen oder mehr Stengel treibt, etwan des Fusses hoch, die sind rund und streiffig, bisweilen röthlicht, ästig und mit länglichten, zerschnittenen und eingekerbten Blättern besetzet, die eins ums andere und ohne Stiel am Stengel stehen, vorn an der Spitze stumpf sind, und dunckel grüne sehen. Die Blüten wachsen auf der Stengel Spitzen: und eine jede ist ein Büschlein kleiner gelber Sternblümlein. Diese Blüte vergehet gar bald, und darauf folgen Körner mit weissen Bärten, die stehen in dem Kelch der Blume, und geben mit einander einen weissen Kopf. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Kraut wächst auf dem <hi rendition="#fr">Felde,</hi> an dem <hi rendition="#fr">Wege,</hi> in den <hi rendition="#fr">Gärten:</hi> es blühet im Frühjahre: führet viel Oel und <hi rendition="#i">phlegma,</hi> nicht gar viel <hi rendition="#i">sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Es erweichet, befeuchtet, kühlet, eröffnet, dient zu den Wunden. Abgesotten wird es entweder getruncken, oder aber zur Bähung und zu Clystiren gebrauchet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Senecio</hi> kommt von <hi rendition="#i">seneseo,</hi> ich <hi rendition="#fr">werde alt und grau,</hi> dieweil die Köpfe dieses Krautes zuletzt gantz weiß werden, wegen der Samen ihrer Bärte, die alsdann einen greisen Kopf vorstellen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Erigeron</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F24;&#x03C1;&#x03B9;, ver,</hi> <hi rendition="#fr">Frühling,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03B3;&#x1F73;&#x03C1;&#x03C9;&#x03BD;, senex,</hi> <hi rendition="#fr">Greis,</hi> als ob man wolte sprechen, des Frühlinges Greis: dieweil die Köpfe an diesem Kraute im Frühlinge grau zu werden pflegen.</p>
          <cb/>
          <p><hi rendition="#i">Herba pappa, quasi herba papposa,</hi> dieweil die Köpfe dieses Krautes mit so viel Bärten besetzet sind, oder mit einer weissen, wolligen Materie, die aus lateinisch <hi rendition="#i">pappus</hi> heisset.</p><lb/>
          <p>Das Kinder Wort <hi rendition="#fr">Papa</hi> kommt eben auch von diesem Worte her, dieweil ein alter Vater, wegen seiner weissen Haare auf dem Kopfe, mit einem Creutzkrautkopf voll Bärte zu vergleichen ist.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Senecta Anguium.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Senecta,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Senectus Anguium,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Exuviæ Anguium,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Leberis.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Depouille de Serpent.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">abgelegter Schlangenbalg, abgelegte Schlangenhaut.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Haut, welche die Schlange ableget, wann sie sich verjünget: sie wird zwischen den Steinen gefunden, in der Erde, unter den Wurtzeln der Bäume. Die von Vipern wird höher geachtet, als wie die von den andern Schlangen. Sie führt ein wenig flüchtig Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Sie wird zu Schmertzen der Ohren, der Zähne und der Augen gebrauchet, entweder in <hi rendition="#i">infuso</hi> oder in <hi rendition="#i">decocto.</hi> Einige schwangere Weiber tragen sie um die Lenden, unzeitige Geburt zu verhüten, und an den Schenckeln, die Geburt zu befördern: allein sie thut gar nichts nicht bey der Sache.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Senecta</hi> kommt von <hi rendition="#i">senescere,</hi> <hi rendition="#fr">alt werden,</hi> dieweil es eine alte Haut ist.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Exuviæ</hi> von <hi rendition="#i">exuo,</hi> <hi rendition="#fr">ich ziehe aus, lege ab,</hi> dieweil die Schlange diese Haut ableget.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Leberis</hi> von <hi rendition="#i">&#x03BB;&#x03B5;&#x03B2;&#x03B7;&#x03C1;&#x1F76;&#x03C2;.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Senembi.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Senembi.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Iguana.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Ist eine <hi rendition="#fr">americanische</hi> Eydechse, ungefehr vier Schuhe lang und einen halben breit, bißweilen auch wol grösser, bisweilen auch wol kleiner. Ihr Fell ist mit kleinen, schönen grünen Schupen bedecket, und mit weissen und schwärtzlichten Flecken und Streiffen gezeichnet. Der Kopf ist etwa ein paar Finger breit: die Augen sind groß, lebhaftig und schwartz: die Schnautze und die Zunge sind dicke: die Zähne klein und schwartz. In dem Kopfe sind kleine Steinlein zu befinden, und in dem Magen manchmahl einer, der so groß ist, als ein Ey. Der Hals ist kurtz und dick. Dieses Thier hat ein dermassen zähes Leben, daß es sich annoch eine Zeitlang reget, ob ihm die Haut schon abgezogen und der Schwantz abgeschnitten ist: es muß viel harte Streiche auf den Kopf bekommen, wann man es tödten will. Es versteckt sich in die Bäume.</p><lb/>
          <p>Die Steine, die in seinem Kopf gefunden werden, werden in dem Lande trefflich gut gehalten, zu Zermalmung des Nieren- und Blasensteins. Es wird davon ein Quintlein schwer auf einmahl eingegeben.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Senna.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Senna.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Sena.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Folium orientale.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>arabisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Abalzemer.</hi></hi></p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Senne.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Sennesblätter, Sennet.</hi></p>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0539] Samenkörner, deren iedes wie eine kleine Niere formiret, vest und auf beyden Seiten breit gedruckt. Sie sehen aschengrau, doch, wann sie starck gerieben werden, so geht die erste Haut hinweg, und drunter findet sich noch eine andre, die ist glatt und schwärtzlicht. Der Samen wird getrocknet, und in wolbeschlossenen Büchsen und Schachteln aufgehebt: sonst, wo die Luft kan darzu kommen, so verliehret er Geruch und Kraft. Die Egypter nennen diesen Samen Mosch und Abelmosch, das heist so viel, als Bisamkörner, Bisamsamen. Hauptsächlich brauchen ihn die Parfumirer. Man soll denjenigen aussuchen, der frisch und gantz ist, fein völlig, von ziemlich starcken und lieblichen Geruch. Er führt viel kräftig Oel bey sich und flüchtig Saltz. Die Egypter brauchen ihn innerlich zu Stärckung des Hertzens, des Magens und des Haupts, auch Lust zum Beyschlaf zu machen. Er macht einen lieblichen Geruch im Munde, wann man ihn käuet: allein, er dient für solche Leute nicht, welche mit aufsteigenden Dünsten geplaget werden. Senecio. Senecio vulgaris, Park. Raji Hist. Senecio minor vulgaris, C.B. Pit. Tournef. Senecio vulgaris sive Erigeron, J.B. Erigeron, Ger. Erigeron secundum, Dod. Senecium & Herba pappa, Germ. frantzösisch, Seneçon. teutsch, Creutzkraut, Creutzwurtz. Ist ein gantz gemeines Kraut, das einen oder mehr Stengel treibt, etwan des Fusses hoch, die sind rund und streiffig, bisweilen röthlicht, ästig und mit länglichten, zerschnittenen und eingekerbten Blättern besetzet, die eins ums andere und ohne Stiel am Stengel stehen, vorn an der Spitze stumpf sind, und dunckel grüne sehen. Die Blüten wachsen auf der Stengel Spitzen: und eine jede ist ein Büschlein kleiner gelber Sternblümlein. Diese Blüte vergehet gar bald, und darauf folgen Körner mit weissen Bärten, die stehen in dem Kelch der Blume, und geben mit einander einen weissen Kopf. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Kraut wächst auf dem Felde, an dem Wege, in den Gärten: es blühet im Frühjahre: führet viel Oel und phlegma, nicht gar viel sal essentiale. Es erweichet, befeuchtet, kühlet, eröffnet, dient zu den Wunden. Abgesotten wird es entweder getruncken, oder aber zur Bähung und zu Clystiren gebrauchet. Senecio kommt von seneseo, ich werde alt und grau, dieweil die Köpfe dieses Krautes zuletzt gantz weiß werden, wegen der Samen ihrer Bärte, die alsdann einen greisen Kopf vorstellen. Erigeron kommt von ἤρι, ver, Frühling, und γέρων, senex, Greis, als ob man wolte sprechen, des Frühlinges Greis: dieweil die Köpfe an diesem Kraute im Frühlinge grau zu werden pflegen. Herba pappa, quasi herba papposa, dieweil die Köpfe dieses Krautes mit so viel Bärten besetzet sind, oder mit einer weissen, wolligen Materie, die aus lateinisch pappus heisset. Das Kinder Wort Papa kommt eben auch von diesem Worte her, dieweil ein alter Vater, wegen seiner weissen Haare auf dem Kopfe, mit einem Creutzkrautkopf voll Bärte zu vergleichen ist. Senecta Anguium. Senecta, Senectus Anguium, Exuviæ Anguium, Leberis. frantzösisch, Depouille de Serpent. teutsch, abgelegter Schlangenbalg, abgelegte Schlangenhaut. Ist eine Haut, welche die Schlange ableget, wann sie sich verjünget: sie wird zwischen den Steinen gefunden, in der Erde, unter den Wurtzeln der Bäume. Die von Vipern wird höher geachtet, als wie die von den andern Schlangen. Sie führt ein wenig flüchtig Saltz und Oel. Sie wird zu Schmertzen der Ohren, der Zähne und der Augen gebrauchet, entweder in infuso oder in decocto. Einige schwangere Weiber tragen sie um die Lenden, unzeitige Geburt zu verhüten, und an den Schenckeln, die Geburt zu befördern: allein sie thut gar nichts nicht bey der Sache. Senecta kommt von senescere, alt werden, dieweil es eine alte Haut ist. Exuviæ von exuo, ich ziehe aus, lege ab, dieweil die Schlange diese Haut ableget. Leberis von λεβηρὶς. Senembi. Senembi. Iguana. Ist eine americanische Eydechse, ungefehr vier Schuhe lang und einen halben breit, bißweilen auch wol grösser, bisweilen auch wol kleiner. Ihr Fell ist mit kleinen, schönen grünen Schupen bedecket, und mit weissen und schwärtzlichten Flecken und Streiffen gezeichnet. Der Kopf ist etwa ein paar Finger breit: die Augen sind groß, lebhaftig und schwartz: die Schnautze und die Zunge sind dicke: die Zähne klein und schwartz. In dem Kopfe sind kleine Steinlein zu befinden, und in dem Magen manchmahl einer, der so groß ist, als ein Ey. Der Hals ist kurtz und dick. Dieses Thier hat ein dermassen zähes Leben, daß es sich annoch eine Zeitlang reget, ob ihm die Haut schon abgezogen und der Schwantz abgeschnitten ist: es muß viel harte Streiche auf den Kopf bekommen, wann man es tödten will. Es versteckt sich in die Bäume. Die Steine, die in seinem Kopf gefunden werden, werden in dem Lande trefflich gut gehalten, zu Zermalmung des Nieren- und Blasensteins. Es wird davon ein Quintlein schwer auf einmahl eingegeben. Senna. Senna. Sena. Folium orientale. arabisch, Abalzemer. frantzösisch, Senne. teutsch, Sennesblätter, Sennet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/539
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/539>, abgerufen am 10.06.2024.