Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Der Müller starrt, zurückgebeugt, Dem Jäger in's Gesicht, Sein Haar entsezt zu Berge fleugt, Sein Blut zum Herzen kriecht: Der Raubschütz ist's, der wilde Kurd, Der jüngst im Wald erschossen wurd. Der finstre Jäger an die Wand, Auf Jakobs Büchse winkt; Der preßt sein Glas in zager Hand, Daß es in Scherben springt; Gehorchend nimmt er sein Gewehr, Und schleicht dem Grausen hinterher. Sie streifen in den Wald hinaus, Nach süßem Wildesraub; Stets lauter wird der Winde Braus, Der Pfade dürres Laub. Der Jäger ruft voll heißer Gier: "Komm, Bruder, jagen, jagen wir!" Sie zieh'n fort, fort im finstern Wald Durch Strupp und Strom gar frisch, Das Wild schrickt auf, die Büchse knallt, Der Stöbrer im Gebüsch Der Muͤller ſtarrt, zuruͤckgebeugt, Dem Jaͤger in's Geſicht, Sein Haar entſezt zu Berge fleugt, Sein Blut zum Herzen kriecht: Der Raubſchuͤtz iſt's, der wilde Kurd, Der juͤngſt im Wald erſchoſſen wurd. Der finſtre Jaͤger an die Wand, Auf Jakobs Buͤchſe winkt; Der preßt ſein Glas in zager Hand, Daß es in Scherben ſpringt; Gehorchend nimmt er ſein Gewehr, Und ſchleicht dem Grauſen hinterher. Sie ſtreifen in den Wald hinaus, Nach ſuͤßem Wildesraub; Stets lauter wird der Winde Braus, Der Pfade duͤrres Laub. Der Jaͤger ruft voll heißer Gier: „Komm, Bruder, jagen, jagen wir!“ Sie zieh'n fort, fort im finſtern Wald Durch Strupp und Strom gar friſch, Das Wild ſchrickt auf, die Buͤchſe knallt, Der Stoͤbrer im Gebuͤſch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0200" n="186"/> <lg n="4"> <l>Der Muͤller ſtarrt, zuruͤckgebeugt,</l><lb/> <l>Dem Jaͤger in's Geſicht,</l><lb/> <l>Sein Haar entſezt zu Berge fleugt,</l><lb/> <l>Sein Blut zum Herzen kriecht:</l><lb/> <l>Der Raubſchuͤtz iſt's, der wilde Kurd,</l><lb/> <l>Der juͤngſt im Wald erſchoſſen wurd.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Der finſtre Jaͤger an die Wand,</l><lb/> <l>Auf Jakobs Buͤchſe winkt;</l><lb/> <l>Der preßt ſein Glas in zager Hand,</l><lb/> <l>Daß es in Scherben ſpringt;</l><lb/> <l>Gehorchend nimmt er ſein Gewehr,</l><lb/> <l>Und ſchleicht dem Grauſen hinterher.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Sie ſtreifen in den Wald hinaus,</l><lb/> <l>Nach ſuͤßem Wildesraub;</l><lb/> <l>Stets lauter wird der Winde Braus,</l><lb/> <l>Der Pfade duͤrres Laub.</l><lb/> <l>Der Jaͤger ruft voll heißer Gier:</l><lb/> <l>„Komm, Bruder, jagen, jagen wir!“</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Sie zieh'n fort, fort im finſtern Wald</l><lb/> <l>Durch Strupp und Strom gar friſch,</l><lb/> <l>Das Wild ſchrickt auf, die Buͤchſe knallt,</l><lb/> <l>Der Stoͤbrer im Gebuͤſch</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0200]
Der Muͤller ſtarrt, zuruͤckgebeugt,
Dem Jaͤger in's Geſicht,
Sein Haar entſezt zu Berge fleugt,
Sein Blut zum Herzen kriecht:
Der Raubſchuͤtz iſt's, der wilde Kurd,
Der juͤngſt im Wald erſchoſſen wurd.
Der finſtre Jaͤger an die Wand,
Auf Jakobs Buͤchſe winkt;
Der preßt ſein Glas in zager Hand,
Daß es in Scherben ſpringt;
Gehorchend nimmt er ſein Gewehr,
Und ſchleicht dem Grauſen hinterher.
Sie ſtreifen in den Wald hinaus,
Nach ſuͤßem Wildesraub;
Stets lauter wird der Winde Braus,
Der Pfade duͤrres Laub.
Der Jaͤger ruft voll heißer Gier:
„Komm, Bruder, jagen, jagen wir!“
Sie zieh'n fort, fort im finſtern Wald
Durch Strupp und Strom gar friſch,
Das Wild ſchrickt auf, die Buͤchſe knallt,
Der Stoͤbrer im Gebuͤſch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/200 |
Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/200>, abgerufen am 18.06.2024. |