Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Schilflieder. 1. Drüben geht die Sonne scheiden, Und der müde Tag entschlief; Niederhangen hier die Weiden In den Teich, so still, so tief. Und ich muß mein Liebstes meiden! Quill, o Thräne, quill hervor! Traurig säuseln hier die Weiden, Und im Winde bebt das Rohr. In mein stilles, tiefes Leiden Strahlst du, Ferne! hell und mild, Wie durch Binsen hier und Weiden Strahlt des Abendsternes Bild. Lenau's Gedichte. 5
Schilflieder. 1. Druͤben geht die Sonne ſcheiden, Und der muͤde Tag entſchlief; Niederhangen hier die Weiden In den Teich, ſo ſtill, ſo tief. Und ich muß mein Liebſtes meiden! Quill, o Thraͤne, quill hervor! Traurig ſaͤuſeln hier die Weiden, Und im Winde bebt das Rohr. In mein ſtilles, tiefes Leiden Strahlſt du, Ferne! hell und mild, Wie durch Binſen hier und Weiden Strahlt des Abendſternes Bild. Lenau's Gedichte. 5
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Schilflieder.
1.
Druͤben geht die Sonne ſcheiden,
Und der muͤde Tag entſchlief;
Niederhangen hier die Weiden
In den Teich, ſo ſtill, ſo tief.
Und ich muß mein Liebſtes meiden!
Quill, o Thraͤne, quill hervor!
Traurig ſaͤuſeln hier die Weiden,
Und im Winde bebt das Rohr.
In mein ſtilles, tiefes Leiden
Strahlſt du, Ferne! hell und mild,
Wie durch Binſen hier und Weiden
Strahlt des Abendſternes Bild.
Lenau's Gedichte. 5
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/79>, abgerufen am 18.06.2024. |