Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.Ich habe nun noch eine Kleinigkeit an der Erklä- "Die Mutter des Teusels -- Eine wichtige Wahrheit! Nie- mand * Moralische Fabeln des Baron von Holberes S. 103. J 2
Ich habe nun noch eine Kleinigkeit an der Erklä- „Die Mutter des Teuſels — Eine wichtige Wahrheit! Nie- mand * Moraliſche Fabeln des Baron von Holberes S. 103. J 2
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Ich habe nun noch eine Kleinigkeit an der Erklä-
rung des de la Motte auszuſetzen. Das Wort
Lehre (inſtruction) iſt zu unbeſtimmt und allgemein.
Iſt jeder Zug aus der Mythologie, der auf eine
phyſiſche Wahrheit anſpielet, oder in den ein tief-
ſinniger Baco wohl gar eine tranſcendentaliſche
Lehre zu legen weis, eine Fabel? Oder wenn der
ſeltſame Holberg erzehlet:
„Die Mutter des Teuſels
„übergab ihm einsmals vier Ziegen, um ſie in ihrer
„Abweſenheit zu bewachen. Aber dieſe machten
„ihm ſo viel zu thun, daß er ſie mit aller ſeiner Kunſt
„und Geſchicklichkeit nicht in der Zucht halten konnte.
„Diesfalls ſagte er zu ſeiner Mutter nach ihrer Zu-
„rückkunft: Liebe Mutter, hier ſind eure Ziegen!
„Ich will lieber eine ganze Compagnie Reuter be-
„wachen, als eine einzige Ziege.“ — Hat Holberg
eine Fabel erzehlet? Wenigſtens iſt eine Lehre in
dieſem Dinge. Denn er ſetzet ſelbſt mit ausdrück-
lichen Worten dazu: „Dieſe Fabel zeiget, daß keine
„Kreatur weniger in der Zucht zu halten iſt, als
„eine Ziege. *„ — Eine wichtige Wahrheit! Nie-
mand
* Moraliſche Fabeln des Baron von Holberes S. 103.
J 2
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Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/151>, abgerufen am 18.06.2024. |