[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, vier und zwanzigstes Jahr, 1221Der König von Smolensko, der König von Ploscekow, und etliche andreKönige aus Rußland schickten hierauf ihre Boten nach Riga, und baten um das, was zum Frieden dienet. Also ward der längst getroffene Frieden gänzlich von neuem geschlossen. a) Daß der Name der Tartern zu dermaligen Zeit zum ersten gehöret worden, bejahen nicht allein alle Polnischen Scribenten einmündig, sondern es gestehens auch die Unsri- gen, so gar, daß Cäsarius auch in dem Jahre mit ihnen übereinkomt. Denn als er libr. 10 c. 47 gesagt, es schiene zu seinen Zeiten erfüllet, was der HErr im Evangelio sagt: Ein Volk wird sich wider das andre empören etc. so füget er unter andern "Exempeln auch dieses hinzu: "Es kam auch in vorigem Jahre eine Nation in die Rus- "sischen Reiche, und rieb daselbst dieses Volk völlig auf *), wir haben keine Nachricht "was es vor Leute gewesen, woher sie gekommen, oder wohin sie ziehen möchten." Das vorige Jahr ist das 1221te, weil er im folgenden 48 Cap. sagt: Jm gegenwärtigen Jahre, welches das 1222te ist nach der Menschwerdung unsers HErrn. Was dis vor ein Volk gewesen, welches dieser Heisterbacher damals noch nicht gekant, erklärt Martinus Polonus Chronol. Pontif. unter Pabst Jnnocentio III. Unser Verfasser nennet aber diese von den Tartern vertilgte Nation die Valven, nach Deutscher Art **), welche die Völker, deren Sprache sie nicht verstunden, noch mit einem andern Namen zu un- terscheiden wusten, ehmals Valwen zu nennen pflegten, gleichsam Leute von fremder Sprache. Also gedenket schon Otto von Freisingen Chron. libr. 6 c. 10 zu seiner Zeit, nachdem er die Ungern, Avaren und Peucener genant, solcher, die Falonen hiessen, die rohes und unreines Fleisch, nemlich von Pferden und Füllen bis auf den heutigen Tag noch fressen. Also wird Arnold von Lübek libr. 6 c. 5 n. 4 fast böse, daß der König Philipp in seinem Lager eine sehr liederliche Art Leute gehabt, die Valve hiessen, und libr. 7 c. 14 n. 1, daß er eine unzählbare Armee aus dem ganzen Reiche an- geworben, wobey ungemein viel von den Ungerischen Grenzen sich befanden, wie auch die Hülfstruppen von den liederlichsten Leuten, die Valve genant werden. Cranz Sax. libr. 7 c. 16 beschuldiget Arnolden, daß er ausgelassen, wo die Valven hergekom- men. Bangert beschuldiget wieder Cranzen, daß er die Wallonen darunter ver- standen, sagt aber selbst nichts. So sind auch die Verbesserer des Wörterbuchs des Herrn du Frene stumm, die zufrieden sind Arnolds Worte blos nachzuschreiben, und von ihrem Vorrath nichts hinzuzuthun. Wir wollen also sehen, ob die Sache so viel Mühe koste, den Sitz dieser Valven aufzusuchen. Einigermassen gibt Arnold zu verstehen, daß sie an Ungern grenzen, recht so wie Otto von Freisingen seine Falonen zu Nach- barn von den Peucenern macht, l. c. Leichter lässet sie unser Verfasser finden, indem er die Valven von den Tartern unterscheidet, und behauptet, sie seyn Heiden gewe- sen, und von einigen Parther genant worden. Nun aber schreibet Mechovius Sarmat. libr. 1 c. 2 daß an dem nordlichen Ufer des schwarzen Meers, wo heutiges Tages die Crimmischen, Donnischen und Precopensischen Tartern wohnen, nicht lange vor diesem eine Art Tartern gelebet, Polowczer genant, die aber von denen aus Orient einbrechenden Tartern in oftmaligen Scharmützeln so aufgerieben seyn, daß sie nach und nach gänzlich ausgegangen. Die gelehrte Erzählung des Herrn Müllers von den Schicksalen der Stadt Azow, die eben jetzo zu uns von Petersburg aus der Presse herkomt, untersuchet nicht allein den Ursprung der Polowczier, und weiset ihren Sitz an, sondern zeiget auch, daß sie Besitzer der Donnischen Stadt, das ist, der Stadt Azov gewesen p. 41 seq. Ferner erzählet Dlugossus libr. 3 p. 247 libr. 4 p. 315 und libr. 6 p. 599 die von den Polowcziern mit den Russen geführten Kriege. Und ge- genwärtigen Krieg, davon unser Verfasser handelt, beschreibet dieser Dlugossus libr. 6 p. 612 und im folgenden, wie auch Mechovius Chron. Polon. l. 3 c. 32 und von Sarmatien an der angeführten Stelle. Allein die Deutschen Scribenten, so dieser Niederlage gedacht, heissen diejenigen Parther und Valven, welche die Polen und Russen Polowczier nennen. Als ein Ungenanter in Menk. Scriptor. tom. 3 p. 122. "Zu Zeiten dieses Kaisers (Friderichs des II) kam ein Heer aus Asien her, das neben einem Flusse, der Thau (Than Thanais) genant, wohnte, und die Parther angrif, denen die Russen zu Hülfe kamen. Sie hielten auch mit den Tartern ein Treffen, *) Cäsarii Worte heissen: & totam ibidem gentem vnam deleuit; wo vielleicht besser vna gelesen wird. **) Walwen hiessen bey den Deutschen alle Völker deren Namen sie nicht verstunden. Das Chronicon
Verumense beym Jahre 1227 p. 488 setzet: Boritz ein vornehmer Fürst der Hunnen, welche die Deutschen Walwyn nennen, ist durch die Brüder des Predigerordens zum christlichen Glauben gebracht. Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, vier und zwanzigſtes Jahr, 1221Der Koͤnig von Smolensko, der Koͤnig von Ploſcekow, und etliche andreKoͤnige aus Rußland ſchickten hierauf ihre Boten nach Riga, und baten um das, was zum Frieden dienet. Alſo ward der laͤngſt getroffene Frieden gaͤnzlich von neuem geſchloſſen. a) Daß der Name der Tartern zu dermaligen Zeit zum erſten gehoͤret worden, bejahen nicht allein alle Polniſchen Scribenten einmuͤndig, ſondern es geſtehens auch die Unſri- gen, ſo gar, daß Caͤſarius auch in dem Jahre mit ihnen uͤbereinkomt. Denn als er libr. 10 c. 47 geſagt, es ſchiene zu ſeinen Zeiten erfuͤllet, was der HErr im Evangelio ſagt: Ein Volk wird ſich wider das andre empoͤren ꝛc. ſo fuͤget er unter andern „Exempeln auch dieſes hinzu: „Es kam auch in vorigem Jahre eine Nation in die Ruſ- „ſiſchen Reiche, und rieb daſelbſt dieſes Volk voͤllig auf *), wir haben keine Nachricht „was es vor Leute geweſen, woher ſie gekommen, oder wohin ſie ziehen moͤchten.„ Das vorige Jahr iſt das 1221te, weil er im folgenden 48 Cap. ſagt: Jm gegenwaͤrtigen Jahre, welches das 1222te iſt nach der Menſchwerdung unſers HErrn. Was dis vor ein Volk geweſen, welches dieſer Heiſterbacher damals noch nicht gekant, erklaͤrt Martinus Polonus Chronol. Pontif. unter Pabſt Jnnocentio III. Unſer Verfaſſer nennet aber dieſe von den Tartern vertilgte Nation die Valven, nach Deutſcher Art **), welche die Voͤlker, deren Sprache ſie nicht verſtunden, noch mit einem andern Namen zu un- terſcheiden wuſten, ehmals Valwen zu nennen pflegten, gleichſam Leute von fremder Sprache. Alſo gedenket ſchon Otto von Freiſingen Chron. libr. 6 c. 10 zu ſeiner Zeit, nachdem er die Ungern, Avaren und Peucener genant, ſolcher, die Falonen hieſſen, die rohes und unreines Fleiſch, nemlich von Pferden und Fuͤllen bis auf den heutigen Tag noch freſſen. Alſo wird Arnold von Luͤbek libr. 6 c. 5 n. 4 faſt boͤſe, daß der Koͤnig Philipp in ſeinem Lager eine ſehr liederliche Art Leute gehabt, die Valve hieſſen, und libr. 7 c. 14 n. 1, daß er eine unzaͤhlbare Armee aus dem ganzen Reiche an- geworben, wobey ungemein viel von den Ungeriſchen Grenzen ſich befanden, wie auch die Huͤlfstruppen von den liederlichſten Leuten, die Valve genant werden. Cranz Sax. libr. 7 c. 16 beſchuldiget Arnolden, daß er ausgelaſſen, wo die Valven hergekom- men. Bangert beſchuldiget wieder Cranzen, daß er die Wallonen darunter ver- ſtanden, ſagt aber ſelbſt nichts. So ſind auch die Verbeſſerer des Woͤrterbuchs des Herrn du Frêne ſtumm, die zufrieden ſind Arnolds Worte blos nachzuſchreiben, und von ihrem Vorrath nichts hinzuzuthun. Wir wollen alſo ſehen, ob die Sache ſo viel Muͤhe koſte, den Sitz dieſer Valven aufzuſuchen. Einigermaſſen gibt Arnold zu verſtehen, daß ſie an Ungern grenzen, recht ſo wie Otto von Freiſingen ſeine Falonen zu Nach- barn von den Peucenern macht, l. c. Leichter laͤſſet ſie unſer Verfaſſer finden, indem er die Valven von den Tartern unterſcheidet, und behauptet, ſie ſeyn Heiden gewe- ſen, und von einigen Parther genant worden. Nun aber ſchreibet Mechovius Sarmat. libr. 1 c. 2 daß an dem nordlichen Ufer des ſchwarzen Meers, wo heutiges Tages die Crimmiſchen, Donniſchen und Precopenſiſchen Tartern wohnen, nicht lange vor dieſem eine Art Tartern gelebet, Polowczer genant, die aber von denen aus Orient einbrechenden Tartern in oftmaligen Scharmuͤtzeln ſo aufgerieben ſeyn, daß ſie nach und nach gaͤnzlich ausgegangen. Die gelehrte Erzaͤhlung des Herrn Muͤllers von den Schickſalen der Stadt Azow, die eben jetzo zu uns von Petersburg aus der Preſſe herkomt, unterſuchet nicht allein den Urſprung der Polowczier, und weiſet ihren Sitz an, ſondern zeiget auch, daß ſie Beſitzer der Donniſchen Stadt, das iſt, der Stadt Azov geweſen p. 41 ſeq. Ferner erzaͤhlet Dlugoſſus libr. 3 p. 247 libr. 4 p. 315 und libr. 6 p. 599 die von den Polowcziern mit den Ruſſen gefuͤhrten Kriege. Und ge- genwaͤrtigen Krieg, davon unſer Verfaſſer handelt, beſchreibet dieſer Dlugoſſus libr. 6 p. 612 und im folgenden, wie auch Mechovius Chron. Polon. l. 3 c. 32 und von Sarmatien an der angefuͤhrten Stelle. Allein die Deutſchen Scribenten, ſo dieſer Niederlage gedacht, heiſſen diejenigen Parther und Valven, welche die Polen und Ruſſen Polowczier nennen. Als ein Ungenanter in Menk. Scriptor. tom. 3 p. 122. „Zu Zeiten dieſes Kaiſers (Friderichs des II) kam ein Heer aus Aſien her, das neben einem Fluſſe, der Thau (Than Thanais) genant, wohnte, und die Parther angrif, denen die Ruſſen zu Huͤlfe kamen. Sie hielten auch mit den Tartern ein Treffen, *) Caͤſarii Worte heiſſen: & totam ibidem gentem vnam deleuit; wo vielleicht beſſer vna geleſen wird. **) Walwen hieſſen bey den Deutſchen alle Voͤlker deren Namen ſie nicht verſtunden. Das Chronicon
Verumenſe beym Jahre 1227 p. 488 ſetzet: Boritz ein vornehmer Fuͤrſt der Hunnen, welche die Deutſchen Walwyn nennen, iſt durch die Bruͤder des Predigerordens zum chriſtlichen Glauben gebracht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0210" n="178"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, vier und zwanzigſtes Jahr,</hi></fw><lb/><note place="left">1221</note>Der Koͤnig von <hi rendition="#fr">Smolensko,</hi> der Koͤnig von <hi rendition="#fr">Ploſcekow,</hi> und etliche andre<lb/> Koͤnige aus <hi rendition="#fr">Rußland</hi> ſchickten hierauf ihre Boten nach <hi rendition="#fr">Riga,</hi> und baten um das,<lb/> was zum Frieden dienet. 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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, vier und zwanzigſtes Jahr,
Der Koͤnig von Smolensko, der Koͤnig von Ploſcekow, und etliche andre
Koͤnige aus Rußland ſchickten hierauf ihre Boten nach Riga, und baten um das,
was zum Frieden dienet. Alſo ward der laͤngſt getroffene Frieden gaͤnzlich von
neuem geſchloſſen.
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a⁾ Daß der Name der Tartern zu dermaligen Zeit zum erſten gehoͤret worden, bejahen
nicht allein alle Polniſchen Scribenten einmuͤndig, ſondern es geſtehens auch die Unſri-
gen, ſo gar, daß Caͤſarius auch in dem Jahre mit ihnen uͤbereinkomt. Denn als er
libr. 10 c. 47 geſagt, es ſchiene zu ſeinen Zeiten erfuͤllet, was der HErr im Evangelio
ſagt: Ein Volk wird ſich wider das andre empoͤren ꝛc. ſo fuͤget er unter andern
„Exempeln auch dieſes hinzu: „Es kam auch in vorigem Jahre eine Nation in die Ruſ-
„ſiſchen Reiche, und rieb daſelbſt dieſes Volk voͤllig auf *), wir haben keine Nachricht
„was es vor Leute geweſen, woher ſie gekommen, oder wohin ſie ziehen moͤchten.„ Das
vorige Jahr iſt das 1221te, weil er im folgenden 48 Cap. ſagt: Jm gegenwaͤrtigen Jahre,
welches das 1222te iſt nach der Menſchwerdung unſers HErrn. Was dis vor ein Volk
geweſen, welches dieſer Heiſterbacher damals noch nicht gekant, erklaͤrt Martinus
Polonus Chronol. Pontif. unter Pabſt Jnnocentio III. Unſer Verfaſſer nennet aber
dieſe von den Tartern vertilgte Nation die Valven, nach Deutſcher Art **), welche
die Voͤlker, deren Sprache ſie nicht verſtunden, noch mit einem andern Namen zu un-
terſcheiden wuſten, ehmals Valwen zu nennen pflegten, gleichſam Leute von fremder
Sprache. Alſo gedenket ſchon Otto von Freiſingen Chron. libr. 6 c. 10 zu ſeiner
Zeit, nachdem er die Ungern, Avaren und Peucener genant, ſolcher, die Falonen
hieſſen, die rohes und unreines Fleiſch, nemlich von Pferden und Fuͤllen bis auf den
heutigen Tag noch freſſen. Alſo wird Arnold von Luͤbek libr. 6 c. 5 n. 4 faſt boͤſe, daß
der Koͤnig Philipp in ſeinem Lager eine ſehr liederliche Art Leute gehabt, die Valve
hieſſen, und libr. 7 c. 14 n. 1, daß er eine unzaͤhlbare Armee aus dem ganzen Reiche an-
geworben, wobey ungemein viel von den Ungeriſchen Grenzen ſich befanden, wie auch
die Huͤlfstruppen von den liederlichſten Leuten, die Valve genant werden. Cranz Sax.
libr. 7 c. 16 beſchuldiget Arnolden, daß er ausgelaſſen, wo die Valven hergekom-
men. Bangert beſchuldiget wieder Cranzen, daß er die Wallonen darunter ver-
ſtanden, ſagt aber ſelbſt nichts. So ſind auch die Verbeſſerer des Woͤrterbuchs des
Herrn du Frêne ſtumm, die zufrieden ſind Arnolds Worte blos nachzuſchreiben, und
von ihrem Vorrath nichts hinzuzuthun. Wir wollen alſo ſehen, ob die Sache ſo viel Muͤhe
koſte, den Sitz dieſer Valven aufzuſuchen. Einigermaſſen gibt Arnold zu verſtehen,
daß ſie an Ungern grenzen, recht ſo wie Otto von Freiſingen ſeine Falonen zu Nach-
barn von den Peucenern macht, l. c. Leichter laͤſſet ſie unſer Verfaſſer finden, indem
er die Valven von den Tartern unterſcheidet, und behauptet, ſie ſeyn Heiden gewe-
ſen, und von einigen Parther genant worden. Nun aber ſchreibet Mechovius Sarmat.
libr. 1 c. 2 daß an dem nordlichen Ufer des ſchwarzen Meers, wo heutiges Tages die
Crimmiſchen, Donniſchen und Precopenſiſchen Tartern wohnen, nicht lange vor
dieſem eine Art Tartern gelebet, Polowczer genant, die aber von denen aus Orient
einbrechenden Tartern in oftmaligen Scharmuͤtzeln ſo aufgerieben ſeyn, daß ſie nach und
nach gaͤnzlich ausgegangen. Die gelehrte Erzaͤhlung des Herrn Muͤllers von den
Schickſalen der Stadt Azow, die eben jetzo zu uns von Petersburg aus der Preſſe
herkomt, unterſuchet nicht allein den Urſprung der Polowczier, und weiſet ihren Sitz
an, ſondern zeiget auch, daß ſie Beſitzer der Donniſchen Stadt, das iſt, der Stadt
Azov geweſen p. 41 ſeq. Ferner erzaͤhlet Dlugoſſus libr. 3 p. 247 libr. 4 p. 315 und
libr. 6 p. 599 die von den Polowcziern mit den Ruſſen gefuͤhrten Kriege. Und ge-
genwaͤrtigen Krieg, davon unſer Verfaſſer handelt, beſchreibet dieſer Dlugoſſus libr.
6 p. 612 und im folgenden, wie auch Mechovius Chron. Polon. l. 3 c. 32 und von
Sarmatien an der angefuͤhrten Stelle. Allein die Deutſchen Scribenten, ſo dieſer
Niederlage gedacht, heiſſen diejenigen Parther und Valven, welche die Polen und
Ruſſen Polowczier nennen. Als ein Ungenanter in Menk. Scriptor. tom. 3 p. 122.
„Zu Zeiten dieſes Kaiſers (Friderichs des II) kam ein Heer aus Aſien her, das neben
einem Fluſſe, der Thau (Than Thanais) genant, wohnte, und die Parther angrif,
denen die Ruſſen zu Huͤlfe kamen. Sie hielten auch mit den Tartern ein Treffen,
und
*) Caͤſarii Worte heiſſen: & totam ibidem gentem vnam deleuit; wo vielleicht beſſer vna geleſen wird.
**) Walwen hieſſen bey den Deutſchen alle Voͤlker deren Namen ſie nicht verſtunden. Das Chronicon
Verumenſe beym Jahre 1227 p. 488 ſetzet: Boritz ein vornehmer Fuͤrſt der Hunnen, welche die
Deutſchen Walwyn nennen, iſt durch die Bruͤder des Predigerordens zum chriſtlichen Glauben
gebracht.
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