Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Genug, genug. Wir alle danken Gott, Wenn wir zur schnellen Hülfe Mittel haben. Nahm wer, wir helfen auf und machen flott, Im Lebenssteeplechase zu kurz den Graben, Und lassen dann ihn ohne Hohn und Spott, Und ohne viel zu fragen, weiter traben. Punkt. Lack, so rot wie'n Krebs, ein gut gekochter. Und in die Thüre trit Thay Thaysen's Tochter. Thay Thasen's hübsches achtzehnjährig Kind Muß mir den Thee bereiten, Kaffee kochen, Flickt meine Wäsche, stärkt mich mit Absinth, Will mich ein Hungermangel unterjochen. Sie stäubt den Schreibtisch ab, mein Kleiderspind, Und dient mir so seit vier und zwanzig Wochen. Entlassen mußt' ich meinen Kammerdiener, Ihm schmeckte gar zu schön mein Benediktiner. Thay Thaysen ist mein Hausvogt, Moiken's Vater. Er lehrte früh sie jede Fischerregel. Beim Krabbenfangen ist er Schlickdurchwater, Wie er hantiert auch sie mit Seil und Segel. Was immer für sie thun er konnte, "that er," Doch las er nicht mit ihr Horaz und Hegel. Für meine Einsamkeit ganz wie geschaffen, Mußt' ich in Moiken mählig mich vergaffen. Ich liebe sehr die kühne Reigerbeize, Zur Seiten einer wunderholden Frau. Dornhecken über ohne viel Gespreize, Hep! über Gräben, Hürd', Verhack, Verhau. Das Alles hat ja ganz besondre Reize: Die schöne Frau, die Falken, Himmesblau. Zum Wechsel doch einmal in vollen Zügen Ein Fischermädel lieben, macht Vergnügen. Genug, genug. Wir alle danken Gott, Wenn wir zur ſchnellen Hülfe Mittel haben. Nahm wer, wir helfen auf und machen flott, Im Lebensſteeplechaſe zu kurz den Graben, Und laſſen dann ihn ohne Hohn und Spott, Und ohne viel zu fragen, weiter traben. Punkt. Lack, ſo rot wie’n Krebs, ein gut gekochter. Und in die Thüre trit Thay Thayſen’s Tochter. Thay Thaſen’s hübſches achtzehnjährig Kind Muß mir den Thee bereiten, Kaffee kochen, Flickt meine Wäſche, ſtärkt mich mit Abſinth, Will mich ein Hungermangel unterjochen. Sie ſtäubt den Schreibtiſch ab, mein Kleiderſpind, Und dient mir ſo ſeit vier und zwanzig Wochen. Entlaſſen mußt’ ich meinen Kammerdiener, Ihm ſchmeckte gar zu ſchön mein Benediktiner. Thay Thayſen iſt mein Hausvogt, Moiken’s Vater. Er lehrte früh ſie jede Fiſcherregel. Beim Krabbenfangen iſt er Schlickdurchwater, Wie er hantiert auch ſie mit Seil und Segel. Was immer für ſie thun er konnte, „that er,“ Doch las er nicht mit ihr Horaz und Hegel. Für meine Einſamkeit ganz wie geſchaffen, Mußt’ ich in Moiken mählig mich vergaffen. Ich liebe ſehr die kühne Reigerbeize, Zur Seiten einer wunderholden Frau. Dornhecken über ohne viel Geſpreize, Hep! über Gräben, Hürd’, Verhack, Verhau. Das Alles hat ja ganz beſondre Reize: Die ſchöne Frau, die Falken, Himmesblau. Zum Wechſel doch einmal in vollen Zügen Ein Fiſchermädel lieben, macht Vergnügen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0128" n="120"/> <lg n="12"> <l>Genug, genug. Wir alle danken Gott,</l><lb/> <l>Wenn wir zur ſchnellen Hülfe Mittel haben.</l><lb/> <l>Nahm wer, wir helfen auf und machen flott,</l><lb/> <l>Im Lebensſteeplechaſe zu kurz den Graben,</l><lb/> <l>Und laſſen dann ihn ohne Hohn und Spott,</l><lb/> <l>Und ohne viel zu fragen, weiter traben.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Punkt. Lack, ſo rot wie’n Krebs, ein gut gekochter.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und in die Thüre trit Thay Thayſen’s Tochter.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Thay Thaſen’s hübſches achtzehnjährig Kind</l><lb/> <l>Muß mir den Thee bereiten, Kaffee kochen,</l><lb/> <l>Flickt meine Wäſche, ſtärkt mich mit Abſinth,</l><lb/> <l>Will mich ein Hungermangel unterjochen.</l><lb/> <l>Sie ſtäubt den Schreibtiſch ab, mein Kleiderſpind,</l><lb/> <l>Und dient mir ſo ſeit vier und zwanzig Wochen.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Entlaſſen mußt’ ich meinen Kammerdiener,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ihm ſchmeckte gar zu ſchön mein Benediktiner.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Thay Thayſen iſt mein Hausvogt, Moiken’s Vater.</l><lb/> <l>Er lehrte früh ſie jede Fiſcherregel.</l><lb/> <l>Beim Krabbenfangen iſt er Schlickdurchwater,</l><lb/> <l>Wie er hantiert auch ſie mit Seil und Segel.</l><lb/> <l>Was immer für ſie thun er konnte, „that er,“</l><lb/> <l>Doch las er nicht mit ihr Horaz und Hegel.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Für meine Einſamkeit ganz wie geſchaffen,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Mußt’ ich in Moiken mählig mich vergaffen.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Ich liebe ſehr die kühne Reigerbeize,</l><lb/> <l>Zur Seiten einer wunderholden Frau.</l><lb/> <l>Dornhecken über ohne viel Geſpreize,</l><lb/> <l>Hep! über Gräben, Hürd’, Verhack, Verhau.</l><lb/> <l>Das Alles hat ja ganz beſondre Reize:</l><lb/> <l>Die ſchöne Frau, die Falken, Himmesblau.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Zum Wechſel doch einmal in vollen Zügen</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ein Fiſchermädel lieben, macht Vergnügen.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [120/0128]
Genug, genug. Wir alle danken Gott,
Wenn wir zur ſchnellen Hülfe Mittel haben.
Nahm wer, wir helfen auf und machen flott,
Im Lebensſteeplechaſe zu kurz den Graben,
Und laſſen dann ihn ohne Hohn und Spott,
Und ohne viel zu fragen, weiter traben.
Punkt. Lack, ſo rot wie’n Krebs, ein gut gekochter.
Und in die Thüre trit Thay Thayſen’s Tochter.
Thay Thaſen’s hübſches achtzehnjährig Kind
Muß mir den Thee bereiten, Kaffee kochen,
Flickt meine Wäſche, ſtärkt mich mit Abſinth,
Will mich ein Hungermangel unterjochen.
Sie ſtäubt den Schreibtiſch ab, mein Kleiderſpind,
Und dient mir ſo ſeit vier und zwanzig Wochen.
Entlaſſen mußt’ ich meinen Kammerdiener,
Ihm ſchmeckte gar zu ſchön mein Benediktiner.
Thay Thayſen iſt mein Hausvogt, Moiken’s Vater.
Er lehrte früh ſie jede Fiſcherregel.
Beim Krabbenfangen iſt er Schlickdurchwater,
Wie er hantiert auch ſie mit Seil und Segel.
Was immer für ſie thun er konnte, „that er,“
Doch las er nicht mit ihr Horaz und Hegel.
Für meine Einſamkeit ganz wie geſchaffen,
Mußt’ ich in Moiken mählig mich vergaffen.
Ich liebe ſehr die kühne Reigerbeize,
Zur Seiten einer wunderholden Frau.
Dornhecken über ohne viel Geſpreize,
Hep! über Gräben, Hürd’, Verhack, Verhau.
Das Alles hat ja ganz beſondre Reize:
Die ſchöne Frau, die Falken, Himmesblau.
Zum Wechſel doch einmal in vollen Zügen
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Zitationshilfe: | Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/128>, abgerufen am 17.06.2024. |