Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Tägliche Bewegung der Erde. Je kleiner daher mit der Annäherung zu den beiden Polen Während aber die Schwungkraft von dem Aequator zu den In allen übrigen Punkten der Erdoberfläche bilden diese bei- Die folgende kleine Tafel gibt, für verschiedene Entfernungen Tägliche Bewegung der Erde. Je kleiner daher mit der Annäherung zu den beiden Polen Während aber die Schwungkraft von dem Aequator zu den In allen übrigen Punkten der Erdoberfläche bilden dieſe bei- Die folgende kleine Tafel gibt, für verſchiedene Entfernungen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0087" n="75"/> <fw place="top" type="header">Tägliche Bewegung der Erde.</fw><lb/> <p>Je kleiner daher mit der Annäherung zu den beiden Polen<lb/> die Parallelkreiſe der Erde werden, deſto kleiner wird auch die<lb/> Schwungkraft, und an den beiden Polen ſelbſt verſchwindet ſie<lb/> gänzlich, weil dort auch die Halbmeſſer der Parallelkreiſe ver-<lb/> ſchwinden. An den beiden Polen iſt daher die beobachtete Schwere<lb/> gleich 30,<hi rendition="#sub">2068</hi> Fuß, oder ſo groß, als ſie bei einer rotirenden<lb/> Erde auf allen Punkten ihrer Oberfläche ſeyn würde.</p><lb/> <p>Während aber die Schwungkraft von dem Aequator zu den<lb/> Polen wie die Halbmeſſer der Parallelkreiſe abnimmt, nimmt die<lb/> Schwere der Erde nicht in demſelben Verhältniſſe zu. Dieß würde<lb/> nur dann der Fall ſeyn, wenn dieſe beiden Kräfte in ihren Rich-<lb/> tungen einander immer entgegengeſetzt wären. Allein dieß ſind<lb/> ſie nur am Aequator, wo die eine Kraft, die Schwere, die Körper<lb/> ſenkrecht abwärts, und die andere, die Schwungkraft, dieſelben<lb/> ſenkrecht aufwärts treibt.</p><lb/> <p>In allen übrigen Punkten der Erdoberfläche bilden dieſe bei-<lb/> den Richtungen immer kleinere Winkel, je näher man gegen die<lb/> Pole zu geht, weil die Richtung der Schwere, ihrer Natur nach,<lb/> gegen den Mittelpunkt, alſo überall ſenkrecht auf die Oberfläche<lb/> der Erde, wirkt, während die der Schwungkraft in der Ebene des<lb/> Parallelkreiſes liegt, der nicht durch den Mittelpunkt der Erde<lb/> geht. Die Folge davon iſt, daß die Schwere der Erde nicht bloß<lb/> im Verhältniſſe der Halbmeſſer der Parallelkreiſe, ſondern daß ſie<lb/> langſamer vermindert wird, d. h. daß ſie gegen die Pole zu<lb/> ſchneller wächst, weil ſie nämlich nicht durch die ganze Schwung-<lb/> kraft, wie am Aequator, ſondern, wegen der ſchiefen Lage derſelben,<lb/> nur um einen Theil dieſer Schwungkraft vermindert wird, und<lb/> da dieſe Theile ſich ebenfalls wie die Halbmeſſer der Parallelkreiſe<lb/> verhalten, ſo nimmt auf der um ihre Axe rotirenden Erde die<lb/> immer gegen ihren Mittelpunkt gerichtete Schwere zu, wie das<lb/> Quadrat der Halbmeſſer der Parallelkreiſe.</p><lb/> <p>Die folgende kleine Tafel gibt, für verſchiedene Entfernungen<lb/> vom Aequator oder für verſchiedene <hi rendition="#g">Breiten</hi>, die Größe der da-<lb/> ſelbſt Statt findenden Schwere, wie ſie unmittelbar aus der vor-<lb/> hergehenden Betrachtung abgeleitet wurden:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0087]
Tägliche Bewegung der Erde.
Je kleiner daher mit der Annäherung zu den beiden Polen
die Parallelkreiſe der Erde werden, deſto kleiner wird auch die
Schwungkraft, und an den beiden Polen ſelbſt verſchwindet ſie
gänzlich, weil dort auch die Halbmeſſer der Parallelkreiſe ver-
ſchwinden. An den beiden Polen iſt daher die beobachtete Schwere
gleich 30,2068 Fuß, oder ſo groß, als ſie bei einer rotirenden
Erde auf allen Punkten ihrer Oberfläche ſeyn würde.
Während aber die Schwungkraft von dem Aequator zu den
Polen wie die Halbmeſſer der Parallelkreiſe abnimmt, nimmt die
Schwere der Erde nicht in demſelben Verhältniſſe zu. Dieß würde
nur dann der Fall ſeyn, wenn dieſe beiden Kräfte in ihren Rich-
tungen einander immer entgegengeſetzt wären. Allein dieß ſind
ſie nur am Aequator, wo die eine Kraft, die Schwere, die Körper
ſenkrecht abwärts, und die andere, die Schwungkraft, dieſelben
ſenkrecht aufwärts treibt.
In allen übrigen Punkten der Erdoberfläche bilden dieſe bei-
den Richtungen immer kleinere Winkel, je näher man gegen die
Pole zu geht, weil die Richtung der Schwere, ihrer Natur nach,
gegen den Mittelpunkt, alſo überall ſenkrecht auf die Oberfläche
der Erde, wirkt, während die der Schwungkraft in der Ebene des
Parallelkreiſes liegt, der nicht durch den Mittelpunkt der Erde
geht. Die Folge davon iſt, daß die Schwere der Erde nicht bloß
im Verhältniſſe der Halbmeſſer der Parallelkreiſe, ſondern daß ſie
langſamer vermindert wird, d. h. daß ſie gegen die Pole zu
ſchneller wächst, weil ſie nämlich nicht durch die ganze Schwung-
kraft, wie am Aequator, ſondern, wegen der ſchiefen Lage derſelben,
nur um einen Theil dieſer Schwungkraft vermindert wird, und
da dieſe Theile ſich ebenfalls wie die Halbmeſſer der Parallelkreiſe
verhalten, ſo nimmt auf der um ihre Axe rotirenden Erde die
immer gegen ihren Mittelpunkt gerichtete Schwere zu, wie das
Quadrat der Halbmeſſer der Parallelkreiſe.
Die folgende kleine Tafel gibt, für verſchiedene Entfernungen
vom Aequator oder für verſchiedene Breiten, die Größe der da-
ſelbſt Statt findenden Schwere, wie ſie unmittelbar aus der vor-
hergehenden Betrachtung abgeleitet wurden:
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