Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Ursprung des Weltsystems. der Erde eben so fremd zu seyn scheinen, als jene der Sonne.Diese Kometen sehen jenen Nebelmassen zuweilen so täuschend ähnlich, daß man sie oft genug mit ihnen verwechselt hat, und daß man sie nur durch ihre eigene Bewegung von jenen unter- scheiden kann. Auch zeigen sie uns, wie ihre in den Aphelien vielleicht sehr feste Masse durch die hohe Temperatur, welcher sie in ihren Sonnennähen ausgesetzt sind, sich bis zu einer luftförmigen Dunstwolke von einer so geringen Dichtigkeit verbreitet, daß man durch dieselbe, ihres enormen Volums ungeachtet, doch noch die feinsten Sterne durchblicken sieht. Warum sollte ein Zustand, den diese Körper bei jedem ihrer Durchgänge durch das Perihe- lium erfahren, nicht auch einmal bei der Sonne selbst zur Zeit ihrer Entstehung möglich gewesen seyn? Man kann daher annehmen, daß unser Sonnensystem an- Nicht minder genügend wird auch dadurch die große Excentri- Dieß mag die Ursache seyn, warum wir noch keinen Kometen Urſprung des Weltſyſtems. der Erde eben ſo fremd zu ſeyn ſcheinen, als jene der Sonne.Dieſe Kometen ſehen jenen Nebelmaſſen zuweilen ſo täuſchend ähnlich, daß man ſie oft genug mit ihnen verwechſelt hat, und daß man ſie nur durch ihre eigene Bewegung von jenen unter- ſcheiden kann. Auch zeigen ſie uns, wie ihre in den Aphelien vielleicht ſehr feſte Maſſe durch die hohe Temperatur, welcher ſie in ihren Sonnennähen ausgeſetzt ſind, ſich bis zu einer luftförmigen Dunſtwolke von einer ſo geringen Dichtigkeit verbreitet, daß man durch dieſelbe, ihres enormen Volums ungeachtet, doch noch die feinſten Sterne durchblicken ſieht. Warum ſollte ein Zuſtand, den dieſe Körper bei jedem ihrer Durchgänge durch das Perihe- lium erfahren, nicht auch einmal bei der Sonne ſelbſt zur Zeit ihrer Entſtehung möglich geweſen ſeyn? Man kann daher annehmen, daß unſer Sonnenſyſtem an- Nicht minder genügend wird auch dadurch die große Excentri- Dieß mag die Urſache ſeyn, warum wir noch keinen Kometen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0216" n="204"/><fw place="top" type="header">Urſprung des Weltſyſtems.</fw><lb/> der Erde eben ſo fremd zu ſeyn ſcheinen, als jene der Sonne.<lb/> Dieſe Kometen ſehen jenen Nebelmaſſen zuweilen ſo täuſchend<lb/> ähnlich, daß man ſie oft genug mit ihnen verwechſelt hat, und<lb/> daß man ſie nur durch ihre eigene Bewegung von jenen unter-<lb/> ſcheiden kann. Auch zeigen ſie uns, wie ihre in den Aphelien<lb/> vielleicht ſehr feſte Maſſe durch die hohe Temperatur, welcher ſie<lb/> in ihren Sonnennähen ausgeſetzt ſind, ſich bis zu einer luftförmigen<lb/> Dunſtwolke von einer ſo geringen Dichtigkeit verbreitet, daß man<lb/> durch dieſelbe, ihres enormen Volums ungeachtet, doch noch die<lb/> feinſten Sterne durchblicken ſieht. Warum ſollte ein Zuſtand,<lb/> den dieſe Körper bei jedem ihrer Durchgänge durch das Perihe-<lb/> lium erfahren, nicht auch einmal bei der Sonne ſelbſt zur Zeit<lb/> ihrer Entſtehung möglich geweſen ſeyn?</p><lb/> <p>Man kann daher annehmen, daß unſer Sonnenſyſtem an-<lb/> fänglich bloß aus dem Hauptkörper, aus der Sonne ſelbſt, die<lb/> aber damals einen viel größeren Raum einnahm, beſtanden habe,<lb/> und daß dieſelbe von den in allen Gegenden des Weltraums<lb/> zerſtreuten, ihr ſelbſt aber fremden, Kometen umkreist worden<lb/> ſey. Da ſie ſonach auf ihren Bahnen der Sonne mit verſchiede-<lb/> nen Geſchwindigkeiten und in verſchiedenen Richtungen begegneten,<lb/> ſo mußten auch ihre Neigungen alle möglichen Lagen gegen die<lb/> Ecliptik haben, wie dieß den Beobachtungen vollkommen gemäß iſt.</p><lb/> <p>Nicht minder genügend wird auch dadurch die große Excentri-<lb/> cität der Bahnen dieſer Kometen erklärt. Wenn ſie elliptiſch ſind,<lb/> ſo müſſen ſie auch zugleich ſehr länglich ſeyn, weil ihre großen<lb/> Axen wenigſtens ſo groß, als der Durchmeſſer der Sonne zu der<lb/> Zeit ſeyn mußten, da dieſer Centralkörper ſelbſt noch ſo ſtark aus-<lb/> gedehnt war. Viele dieſer Bahnen ſind aber auch ohne Zweifel<lb/> hyperboliſch; allein da wir die Kometen nur dann ſehen können,<lb/> wenn ſie der Erde, alſo auch der Sonne näher kommen, ſo wird<lb/> in dieſer Nähe der hyperboliſche Bogen der Bahn, wegen der<lb/> ungemeinen Größe ſeiner Axe, einem paraboliſchen immer ſehr<lb/> nahe kommen, und daher leicht mit ihm verwechſelt werden<lb/> können.</p><lb/> <p>Dieß mag die Urſache ſeyn, warum wir noch keinen Kometen<lb/> gefunden haben, deſſen Bahn ganz ſicher als eine hyperboliſche<lb/> erkannt wurde, da im Gegentheile bei den meiſten derſelben<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0216]
Urſprung des Weltſyſtems.
der Erde eben ſo fremd zu ſeyn ſcheinen, als jene der Sonne.
Dieſe Kometen ſehen jenen Nebelmaſſen zuweilen ſo täuſchend
ähnlich, daß man ſie oft genug mit ihnen verwechſelt hat, und
daß man ſie nur durch ihre eigene Bewegung von jenen unter-
ſcheiden kann. Auch zeigen ſie uns, wie ihre in den Aphelien
vielleicht ſehr feſte Maſſe durch die hohe Temperatur, welcher ſie
in ihren Sonnennähen ausgeſetzt ſind, ſich bis zu einer luftförmigen
Dunſtwolke von einer ſo geringen Dichtigkeit verbreitet, daß man
durch dieſelbe, ihres enormen Volums ungeachtet, doch noch die
feinſten Sterne durchblicken ſieht. Warum ſollte ein Zuſtand,
den dieſe Körper bei jedem ihrer Durchgänge durch das Perihe-
lium erfahren, nicht auch einmal bei der Sonne ſelbſt zur Zeit
ihrer Entſtehung möglich geweſen ſeyn?
Man kann daher annehmen, daß unſer Sonnenſyſtem an-
fänglich bloß aus dem Hauptkörper, aus der Sonne ſelbſt, die
aber damals einen viel größeren Raum einnahm, beſtanden habe,
und daß dieſelbe von den in allen Gegenden des Weltraums
zerſtreuten, ihr ſelbſt aber fremden, Kometen umkreist worden
ſey. Da ſie ſonach auf ihren Bahnen der Sonne mit verſchiede-
nen Geſchwindigkeiten und in verſchiedenen Richtungen begegneten,
ſo mußten auch ihre Neigungen alle möglichen Lagen gegen die
Ecliptik haben, wie dieß den Beobachtungen vollkommen gemäß iſt.
Nicht minder genügend wird auch dadurch die große Excentri-
cität der Bahnen dieſer Kometen erklärt. Wenn ſie elliptiſch ſind,
ſo müſſen ſie auch zugleich ſehr länglich ſeyn, weil ihre großen
Axen wenigſtens ſo groß, als der Durchmeſſer der Sonne zu der
Zeit ſeyn mußten, da dieſer Centralkörper ſelbſt noch ſo ſtark aus-
gedehnt war. Viele dieſer Bahnen ſind aber auch ohne Zweifel
hyperboliſch; allein da wir die Kometen nur dann ſehen können,
wenn ſie der Erde, alſo auch der Sonne näher kommen, ſo wird
in dieſer Nähe der hyperboliſche Bogen der Bahn, wegen der
ungemeinen Größe ſeiner Axe, einem paraboliſchen immer ſehr
nahe kommen, und daher leicht mit ihm verwechſelt werden
können.
Dieß mag die Urſache ſeyn, warum wir noch keinen Kometen
gefunden haben, deſſen Bahn ganz ſicher als eine hyperboliſche
erkannt wurde, da im Gegentheile bei den meiſten derſelben
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