Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente. aber auch durch den erhabenen Gegenstand, auf den es gerichtetist, und durch die Genüsse, die ein glücklicher Erfolg desselben gewährt, ein edles und in hohem Grade beglückendes Geschäft, um welches ihn der größte Theil der übrigen Menschen beneiden würde, wenn sie die Annehmlichkeiten desselben näher kennen möchten. Wir wollen nun diese Instrumente und die Art, sie anzuwen- §. 3. (Instrumente der Alten: Gnomon.) Das älteste und Die Alten beobachteten die Sonne am Gnomon vorzüglich zur Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. aber auch durch den erhabenen Gegenſtand, auf den es gerichtetiſt, und durch die Genüſſe, die ein glücklicher Erfolg deſſelben gewährt, ein edles und in hohem Grade beglückendes Geſchäft, um welches ihn der größte Theil der übrigen Menſchen beneiden würde, wenn ſie die Annehmlichkeiten deſſelben näher kennen möchten. Wir wollen nun dieſe Inſtrumente und die Art, ſie anzuwen- §. 3. (Inſtrumente der Alten: Gnomon.) Das älteſte und Die Alten beobachteten die Sonne am Gnomon vorzüglich zur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0242" n="230"/><fw place="top" type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/> aber auch durch den erhabenen Gegenſtand, auf den es gerichtet<lb/> iſt, und durch die Genüſſe, die ein glücklicher Erfolg deſſelben<lb/> gewährt, ein edles und in hohem Grade beglückendes Geſchäft,<lb/> um welches ihn der größte Theil der übrigen Menſchen beneiden<lb/> würde, wenn ſie die Annehmlichkeiten deſſelben näher kennen<lb/> möchten.</p><lb/> <p>Wir wollen nun dieſe Inſtrumente und die Art, ſie anzuwen-<lb/> den, ſo weit dieſes mit dem Zwecke der gegenwärtigen Schrift<lb/> vereinbar iſt, näher betrachten.</p><lb/> <p>§. 3. (Inſtrumente der Alten: Gnomon.) Das älteſte und<lb/> zugleich einfachſte Inſtrument, welches wir kennen, iſt der <hi rendition="#g">Gno-<lb/> mon</hi>, von dem wir bereits früher (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 209) geſprochen haben.<lb/> Er beſteht in einer auf den Horizont vertical ſtehenden Säule,<lb/> und iſt vorzüglich zu Sonnenbeobachtungen beſtimmt. Indem<lb/> man nämlich die Länge des Schattens mißt, welche dieſe von<lb/> der Sonne beſchienene Säule auf den horizontalen Boden wirft,<lb/> auf welchem ſie ſteht, kann man daraus und aus der bekannten<lb/> Länge der Säule ſelbſt die <hi rendition="#g">Höhe</hi> der Sonne finden, wie an dem<lb/> erwähnten Orte gezeigt worden iſt. Wenn man nämlich die<lb/> Länge der Säule durch die des Schattens dividirt, ſo erhält man<lb/> die Tangente der Höhe der Sonne.</p><lb/> <p>Die Alten beobachteten die Sonne am Gnomon vorzüglich zur<lb/> Zeit der beiden Solſtitien (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 103) oder im Anfange des<lb/> Sommers und des Winters, wo die Sonne im Mittage am<lb/> höchſten oder am tiefſten ſteht, um daraus die wahre Größe der<lb/> Schiefe der Ecliptik (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 107) abzuleiten. Wir haben bereits an<lb/> dem angeführten Orte die älteſte Beobachtung an den Gnomon, und<lb/> überhaupt die älteſte aller aſtronomiſchen Beobachtungen, die auf<lb/> uns gekommen iſt, angeführt, die in dem Jahre 1100 vor Chr. G.<lb/> in China gemacht, und uns von dem Jeſuiten Gaubil mitgetheilt<lb/> worden iſt. Verbinden wir damit noch eine andere, die ebenfalls<lb/> durch ihr hohes Alterthum ausgezeichnet iſt. Der Grieche Pytheas,<lb/> der durch ſeine aſtronomiſchen Kenntniſſe, und durch ſeine zur<lb/> Verbeſſerung der Geographie unternommenen großen Reiſen bei<lb/> den Alten in hohem Anſehen ſtand, beobachtete in Marſeille im<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0242]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
aber auch durch den erhabenen Gegenſtand, auf den es gerichtet
iſt, und durch die Genüſſe, die ein glücklicher Erfolg deſſelben
gewährt, ein edles und in hohem Grade beglückendes Geſchäft,
um welches ihn der größte Theil der übrigen Menſchen beneiden
würde, wenn ſie die Annehmlichkeiten deſſelben näher kennen
möchten.
Wir wollen nun dieſe Inſtrumente und die Art, ſie anzuwen-
den, ſo weit dieſes mit dem Zwecke der gegenwärtigen Schrift
vereinbar iſt, näher betrachten.
§. 3. (Inſtrumente der Alten: Gnomon.) Das älteſte und
zugleich einfachſte Inſtrument, welches wir kennen, iſt der Gno-
mon, von dem wir bereits früher (I. S. 209) geſprochen haben.
Er beſteht in einer auf den Horizont vertical ſtehenden Säule,
und iſt vorzüglich zu Sonnenbeobachtungen beſtimmt. Indem
man nämlich die Länge des Schattens mißt, welche dieſe von
der Sonne beſchienene Säule auf den horizontalen Boden wirft,
auf welchem ſie ſteht, kann man daraus und aus der bekannten
Länge der Säule ſelbſt die Höhe der Sonne finden, wie an dem
erwähnten Orte gezeigt worden iſt. Wenn man nämlich die
Länge der Säule durch die des Schattens dividirt, ſo erhält man
die Tangente der Höhe der Sonne.
Die Alten beobachteten die Sonne am Gnomon vorzüglich zur
Zeit der beiden Solſtitien (I. S. 103) oder im Anfange des
Sommers und des Winters, wo die Sonne im Mittage am
höchſten oder am tiefſten ſteht, um daraus die wahre Größe der
Schiefe der Ecliptik (I. S. 107) abzuleiten. Wir haben bereits an
dem angeführten Orte die älteſte Beobachtung an den Gnomon, und
überhaupt die älteſte aller aſtronomiſchen Beobachtungen, die auf
uns gekommen iſt, angeführt, die in dem Jahre 1100 vor Chr. G.
in China gemacht, und uns von dem Jeſuiten Gaubil mitgetheilt
worden iſt. Verbinden wir damit noch eine andere, die ebenfalls
durch ihr hohes Alterthum ausgezeichnet iſt. Der Grieche Pytheas,
der durch ſeine aſtronomiſchen Kenntniſſe, und durch ſeine zur
Verbeſſerung der Geographie unternommenen großen Reiſen bei
den Alten in hohem Anſehen ſtand, beobachtete in Marſeille im
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