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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Massen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.

Für die Erde z. B. ist jene Fallhöhe 15 Fuß. Der Halb-
messer derselben aber ist 19642400 Fuß. Wird also die letzte
Zahl zweimal genommen, und durch 15 multiplicirt, so erhält
man 589272000 und von dieser Zahl ist die Quadratwurzel 24275.

Unsere Kanone müßte also eine Ladung erhalten, nach wel-
cher die Kugel in der ersten Sekunde ihres Laufes einen Weg
von 24275 Par. Fuß zurücklegte. Davon sind aber unsere Kano-
nenkugeln, die höchstens 700 Fuß in der ersten Sekunde zurück-
legen, noch weit entfernt.

Die Mondsbewohner aber, vorausgesetzt, daß sie mit bessern
Geschützen versehen sind, könnten einen solchen Versuch, der für
uns noch unmöglich ist, schon viel leichter ausführen; denn da
bei ihnen die Schwere der Körper nur den fünften Theil unserer
Schwere beträgt, so wird auch schon der fünfte Theil jener La-
dung hinreichen, die Kugel zu einem Satelliten des Mondes, zu
einem Monde des zweiten Ranges zu machen. Eine anfängliche
Geschwindigkeit von 5000 Fuß würde diese Kugel bereits um den
Mond herum treiben. Da aber auch diese Geschwindigkeit über
siebenmale größer ist, als die von unsern Kanonen erzeugte, so
werden auch sie noch einige Schwierigkeiten bei der Ausführung
dieses Experiments zu überwinden haben, besonders wenn sie, wie
man vermuthen darf, noch nicht so weit, wie wir, in der Ballistik
vorgerückt seyn, oder wenn sie vielleicht noch ganz und gar keine
Kanonen haben sollten.

§. 46. (Vortheile der Mondsbewohner.) Immer aber werden
sich die Seleniten in allen den Fällen eines großen Vortheiles
über uns zu erfreuen haben, wo es sich darum handelt, der Kraft
der Schwere entgegen zu arbeiten. Wenn sie z. B. ihre Wagen,
ihre Hebel, ihr Rad an der Welle u. dgl., durch elastische Fe-
dern, durch entwickelte Dämpfe oder durch ihre eigene oder durch
die Muskelkraft ihrer Thiere in Bewegung setzen wollen, so wer-
den sie mit einem fünfmal geringeren Kraftaufwande schon ihr
Ziel erreichen. So würden unsere Pferde auf dem Monde, unter
übrigens gleichen Umständen, viel größere Lasten ziehen und ohne
zu ermüden viel schneller laufen können, als auf der Erde, so wie
auch die Grotesque-Tänzer des Mondes, wenn es solche gibt, und
wenn sie dieselbe Muskelkraft, wie die unsern, besitzen, mit der-

Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.

Für die Erde z. B. iſt jene Fallhöhe 15 Fuß. Der Halb-
meſſer derſelben aber iſt 19642400 Fuß. Wird alſo die letzte
Zahl zweimal genommen, und durch 15 multiplicirt, ſo erhält
man 589272000 und von dieſer Zahl iſt die Quadratwurzel 24275.

Unſere Kanone müßte alſo eine Ladung erhalten, nach wel-
cher die Kugel in der erſten Sekunde ihres Laufes einen Weg
von 24275 Par. Fuß zurücklegte. Davon ſind aber unſere Kano-
nenkugeln, die höchſtens 700 Fuß in der erſten Sekunde zurück-
legen, noch weit entfernt.

Die Mondsbewohner aber, vorausgeſetzt, daß ſie mit beſſern
Geſchützen verſehen ſind, könnten einen ſolchen Verſuch, der für
uns noch unmöglich iſt, ſchon viel leichter ausführen; denn da
bei ihnen die Schwere der Körper nur den fünften Theil unſerer
Schwere beträgt, ſo wird auch ſchon der fünfte Theil jener La-
dung hinreichen, die Kugel zu einem Satelliten des Mondes, zu
einem Monde des zweiten Ranges zu machen. Eine anfängliche
Geſchwindigkeit von 5000 Fuß würde dieſe Kugel bereits um den
Mond herum treiben. Da aber auch dieſe Geſchwindigkeit über
ſiebenmale größer iſt, als die von unſern Kanonen erzeugte, ſo
werden auch ſie noch einige Schwierigkeiten bei der Ausführung
dieſes Experiments zu überwinden haben, beſonders wenn ſie, wie
man vermuthen darf, noch nicht ſo weit, wie wir, in der Balliſtik
vorgerückt ſeyn, oder wenn ſie vielleicht noch ganz und gar keine
Kanonen haben ſollten.

§. 46. (Vortheile der Mondsbewohner.) Immer aber werden
ſich die Seleniten in allen den Fällen eines großen Vortheiles
über uns zu erfreuen haben, wo es ſich darum handelt, der Kraft
der Schwere entgegen zu arbeiten. Wenn ſie z. B. ihre Wagen,
ihre Hebel, ihr Rad an der Welle u. dgl., durch elaſtiſche Fe-
dern, durch entwickelte Dämpfe oder durch ihre eigene oder durch
die Muskelkraft ihrer Thiere in Bewegung ſetzen wollen, ſo wer-
den ſie mit einem fünfmal geringeren Kraftaufwande ſchon ihr
Ziel erreichen. So würden unſere Pferde auf dem Monde, unter
übrigens gleichen Umſtänden, viel größere Laſten ziehen und ohne
zu ermüden viel ſchneller laufen können, als auf der Erde, ſo wie
auch die Grotesque-Tänzer des Mondes, wenn es ſolche gibt, und
wenn ſie dieſelbe Muskelkraft, wie die unſern, beſitzen, mit der-

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[73/0085] Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper. Für die Erde z. B. iſt jene Fallhöhe 15 Fuß. Der Halb- meſſer derſelben aber iſt 19642400 Fuß. Wird alſo die letzte Zahl zweimal genommen, und durch 15 multiplicirt, ſo erhält man 589272000 und von dieſer Zahl iſt die Quadratwurzel 24275. Unſere Kanone müßte alſo eine Ladung erhalten, nach wel- cher die Kugel in der erſten Sekunde ihres Laufes einen Weg von 24275 Par. Fuß zurücklegte. Davon ſind aber unſere Kano- nenkugeln, die höchſtens 700 Fuß in der erſten Sekunde zurück- legen, noch weit entfernt. Die Mondsbewohner aber, vorausgeſetzt, daß ſie mit beſſern Geſchützen verſehen ſind, könnten einen ſolchen Verſuch, der für uns noch unmöglich iſt, ſchon viel leichter ausführen; denn da bei ihnen die Schwere der Körper nur den fünften Theil unſerer Schwere beträgt, ſo wird auch ſchon der fünfte Theil jener La- dung hinreichen, die Kugel zu einem Satelliten des Mondes, zu einem Monde des zweiten Ranges zu machen. Eine anfängliche Geſchwindigkeit von 5000 Fuß würde dieſe Kugel bereits um den Mond herum treiben. Da aber auch dieſe Geſchwindigkeit über ſiebenmale größer iſt, als die von unſern Kanonen erzeugte, ſo werden auch ſie noch einige Schwierigkeiten bei der Ausführung dieſes Experiments zu überwinden haben, beſonders wenn ſie, wie man vermuthen darf, noch nicht ſo weit, wie wir, in der Balliſtik vorgerückt ſeyn, oder wenn ſie vielleicht noch ganz und gar keine Kanonen haben ſollten. §. 46. (Vortheile der Mondsbewohner.) Immer aber werden ſich die Seleniten in allen den Fällen eines großen Vortheiles über uns zu erfreuen haben, wo es ſich darum handelt, der Kraft der Schwere entgegen zu arbeiten. Wenn ſie z. B. ihre Wagen, ihre Hebel, ihr Rad an der Welle u. dgl., durch elaſtiſche Fe- dern, durch entwickelte Dämpfe oder durch ihre eigene oder durch die Muskelkraft ihrer Thiere in Bewegung ſetzen wollen, ſo wer- den ſie mit einem fünfmal geringeren Kraftaufwande ſchon ihr Ziel erreichen. So würden unſere Pferde auf dem Monde, unter übrigens gleichen Umſtänden, viel größere Laſten ziehen und ohne zu ermüden viel ſchneller laufen können, als auf der Erde, ſo wie auch die Grotesque-Tänzer des Mondes, wenn es ſolche gibt, und wenn ſie dieſelbe Muskelkraft, wie die unſern, beſitzen, mit der-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/85>, abgerufen am 31.10.2024.