Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Erstes Tausend Freude wuchs auß Traurigkeit:Stärcke von Gebrechligkeit: Sterben brachte zu dem Leben/ Vnd das fallen/ zum erheben. 97. Hoffertige Gerechtigkeit. DA man hieng die Dieb ans Holtz War das Recht niemanden stoltz: Nun man Rauber henckt in Gold Jst dem armen Recht nicht hold. 98. Sicher Armut. Ein Armer hat es gut/ er fürchtet selten sehr/ Dieweil er mehr nichts hat/ daß er verliere mehr. 99. Frölicher Tod. ES ist ein frölich Ding um eines Menschen sterben/ Es freuen sich darauff die gerne-reichen Erben: Die Priester freuen sich/ das Opffer zu genissen: Die Würme freuen sich/ an einem guten Bissen: Die Engel freuen sich/ die Seele nauff zu führen: Der Teuffel freuet sich/ wenn sie wil jhm gebühren. 100. Wolthat. Die Wolthat übel angewand Wird Vbelthat gar wol genant. Erſtes Tauſend Freude wuchs auß Traurigkeit:Staͤrcke von Gebrechligkeit: Sterben brachte zu dem Leben/ Vnd das fallen/ zum erheben. 97. Hoffertige Gerechtigkeit. DA man hieng die Dieb ans Holtz War das Recht niemanden ſtoltz: Nun man Rauber henckt in Gold Jſt dem armen Recht nicht hold. 98. Sicher Armut. Ein Armer hat es gut/ er fuͤrchtet ſelten ſehr/ Dieweil er mehr nichts hat/ daß er verliere mehr. 99. Froͤlicher Tod. ES iſt ein froͤlich Ding um eines Menſchen ſterben/ Es freuen ſich darauff die gerne-reichen Erben: Die Prieſter freuen ſich/ das Opffer zu geniſſen: Die Wuͤrme freuen ſich/ an einem guten Biſſen: Die Engel freuen ſich/ die Seele nauff zu fuͤhren: Der Teuffel freuet ſich/ wenn ſie wil jhm gebuͤhren. 100. Wolthat. Die Wolthat uͤbel angewand Wird Vbelthat gar wol genant. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0090" n="74"/> <fw place="top" type="header">Erſtes Tauſend</fw><lb/> <l>Freude wuchs auß Traurigkeit:</l><lb/> <l>Staͤrcke von Gebrechligkeit:</l><lb/> <l>Sterben brachte zu dem Leben/</l><lb/> <l>Vnd das fallen/ zum erheben.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">97.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Hoffertige Gerechtigkeit.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">D</hi>A man hieng die Dieb ans Holtz</l><lb/> <l>War das Recht niemanden ſtoltz:</l><lb/> <l>Nun man Rauber henckt in Gold</l><lb/> <l>Jſt dem armen Recht nicht hold.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">98.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Sicher Armut.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Ein Armer hat es gut/ er fuͤrchtet ſelten ſehr/</l><lb/> <l>Dieweil er mehr nichts hat/ daß er verliere mehr.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">99.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Froͤlicher Tod.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">E</hi>S iſt ein froͤlich Ding um eines Menſchen ſterben/</l><lb/> <l>Es freuen ſich darauff die gerne-reichen Erben:</l><lb/> <l>Die Prieſter freuen ſich/ das Opffer zu geniſſen:</l><lb/> <l>Die Wuͤrme freuen ſich/ an einem guten Biſſen:</l><lb/> <l>Die Engel freuen ſich/ die Seele nauff zu fuͤhren:</l><lb/> <l>Der Teuffel freuet ſich/ wenn ſie wil jhm gebuͤhren.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">100.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Wolthat.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Die Wolthat uͤbel angewand</l><lb/> <l>Wird Vbelthat gar wol genant.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [74/0090]
Erſtes Tauſend
Freude wuchs auß Traurigkeit:
Staͤrcke von Gebrechligkeit:
Sterben brachte zu dem Leben/
Vnd das fallen/ zum erheben.
97.
Hoffertige Gerechtigkeit.
DA man hieng die Dieb ans Holtz
War das Recht niemanden ſtoltz:
Nun man Rauber henckt in Gold
Jſt dem armen Recht nicht hold.
98.
Sicher Armut.
Ein Armer hat es gut/ er fuͤrchtet ſelten ſehr/
Dieweil er mehr nichts hat/ daß er verliere mehr.
99.
Froͤlicher Tod.
ES iſt ein froͤlich Ding um eines Menſchen ſterben/
Es freuen ſich darauff die gerne-reichen Erben:
Die Prieſter freuen ſich/ das Opffer zu geniſſen:
Die Wuͤrme freuen ſich/ an einem guten Biſſen:
Die Engel freuen ſich/ die Seele nauff zu fuͤhren:
Der Teuffel freuet ſich/ wenn ſie wil jhm gebuͤhren.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/90>, abgerufen am 16.06.2024. |