Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-
worbenen Ausländer besolden können/ sein Ge-
biete in drey Theile der Welt ausgebreitet.
Durch das vom Chrisitis empfangene Gold ha
be König Philipp den Grundstein zum Mace-
donischen Reiche gelegt. Weßwegen er seines
Orts für eine der grösten Klugheiten eines Für-
sten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf
einen guten Vorrath desselbten Ertztes bey Zei-
ten sinnete/ welches auch die Ameisen/ als die
Fürbilder eines wohlbestellten gemeinen We-
sens/ zusammen trügen/ und für den Men-
schen zu verstecken bemüht wären/ ja dessen
Gewalt gleichsam eine Gleichheit mit der gött-
lichen hätte/ weil niemand wäre/ der sich nicht
der Botmäßigkeit des Goldes unterwürffe.

Rhemetalces gab bey diesem gemachten Un-
terschiede dem Fürsten Zeno leicht Beyfall/
und setzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem
Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine
güldene Katze anbeten solte; Die Vertilgung
des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht
gerne sehen/ weil die Persen solches nicht um-
sonst der Sonne/ die Lacedemonier dem Del-
phischen Apollo/ als ein mehr den Göttern als
Menschen gehöriges Kleinod gewiedmet/ die
weise Natur es aber gantz unversehrlich gezei-
get hätte/ daß ihm das sonst alles verzehrende
Feuer keinen Abbruch thun könte; welch Vor-
recht kein ander irrdisches Ding in der Welt hät-
te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und
fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel-
ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie
das Gold/ unversehrlich/ und dem Feuer zu wi-
derstehen mächtig wäre. Rhemetalces antwor-
tete: Er hätte grössern Zweiffel/ ob das unver-
brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls
in der Welt gewest/ und von Menschen zu be-
reiten wäre/ als man aus geringerm Ertzte Gold
machen könte? Zeno fing an: es wäre an jenem
keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz
Rom zu erzehlen wüste/ daß der Bürgermeister
[Spaltenumbruch] Cicero in das Grab seiner Tochter Tullia ewi-
ges Feuer gesetzt/ und daß an der Tiber in ei-
ner Höle/ worein der vom Turnus erlegte Rie-
se Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam-
pe brenne. So habe er auch in den Egypti-
schen Grüfften mit seinen Augen solche unaus-
leschliche Lichter gesehen. Malovend bege-
gnete ihm lächelnde: Zeno möchte ihm verzeihen/
daß er seinem Unglauben einen andern nun-
mehr entgegen setzte. Denn ihm wäre zwar
nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu
machen sich bemühet/ auch darauff gekommen
zu seyn vermeinet hätten; es habe aber gleich-
wohl damit nicht Bestand gehabt. So sey
auch hin und wieder bey Eröffnung der Tod-
ten-Grüffte und Hölen eine unvermuthete
Flamme oder lichter Strahl einem ins Gesich-
te gefallen; allein es wäre diß nichts anders/
als die von langer Zeit verschlossene Lufft und
fette Dünste gewest/ welche von der neu ein-
dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an
sump sichten Oertern/ angezündet worden; wie
denn auch ohne diß dergleichen Jrrwische gar
gemein um die Grabstädte gefunden würden.
Jn Egypten wäre das Erdreich voll Peches
und rinnenden Hartztes/ welches die Priester
durch heimliche Röhrlein in ihre derogestalt
leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen sie un-
verbrennliche Tachter hätten. Derogleichen
Tacht habe auch Callimachus in Athen zu seiner
Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren-
net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen
auszuleschen gewest. Und würden solche aus
dem bekandten Flachse/ der in Arcadien/ für-
nehmlich aber in dem heissesten Jndien wach-
se/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/
gar schwerlich Leinwand macht/ darinnen der
Könige Leichname verbrennet werden/ um ih-
re von der Holtz-Asche abzusondern/ zubereitet.
Jn dem Scythischen Reiche Tanyu wachse ein
Kraut auff Steinen/ welches im Wasser zwar
in Koth zerfleust/ im Feuer aber nur glüend/

doch
Z 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-
worbenen Auslaͤnder beſolden koͤnnen/ ſein Ge-
biete in drey Theile der Welt ausgebreitet.
Durch das vom Chriſitis empfangene Gold ha
be Koͤnig Philipp den Grundſtein zum Mace-
doniſchen Reiche gelegt. Weßwegen er ſeines
Orts fuͤr eine der groͤſten Klugheiten eines Fuͤr-
ſten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf
einen guten Vorrath deſſelbten Ertztes bey Zei-
ten ſinnete/ welches auch die Ameiſen/ als die
Fuͤrbilder eines wohlbeſtellten gemeinen We-
ſens/ zuſammen truͤgen/ und fuͤr den Men-
ſchen zu verſtecken bemuͤht waͤren/ ja deſſen
Gewalt gleichſam eine Gleichheit mit der goͤtt-
lichen haͤtte/ weil niemand waͤre/ der ſich nicht
der Botmaͤßigkeit des Goldes unterwuͤrffe.

Rhemetalces gab bey dieſem gemachten Un-
terſchiede dem Fuͤrſten Zeno leicht Beyfall/
und ſetzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem
Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine
guͤldene Katze anbeten ſolte; Die Vertilgung
des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht
gerne ſehen/ weil die Perſen ſolches nicht um-
ſonſt der Sonne/ die Lacedemonier dem Del-
phiſchen Apollo/ als ein mehr den Goͤttern als
Menſchen gehoͤriges Kleinod gewiedmet/ die
weiſe Natur es aber gantz unverſehrlich gezei-
get haͤtte/ daß ihm das ſonſt alles verzehrende
Feuer keinen Abbruch thun koͤnte; welch Vor-
recht kein ander irrdiſches Ding in der Welt haͤt-
te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und
fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel-
ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie
das Gold/ unverſehrlich/ und dem Feuer zu wi-
derſtehen maͤchtig waͤre. Rhemetalces antwor-
tete: Er haͤtte groͤſſern Zweiffel/ ob das unver-
brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls
in der Welt geweſt/ und von Menſchen zu be-
reiten waͤre/ als man aus geringerm Ertzte Gold
machen koͤnte? Zeno fing an: es waͤre an jenem
keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz
Rom zu erzehlen wuͤſte/ daß der Buͤrgermeiſter
[Spaltenumbruch] Cicero in das Grab ſeiner Tochter Tullia ewi-
ges Feuer geſetzt/ und daß an der Tiber in ei-
ner Hoͤle/ worein der vom Turnus erlegte Rie-
ſe Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam-
pe brenne. So habe er auch in den Egypti-
ſchen Gruͤfften mit ſeinen Augen ſolche unaus-
leſchliche Lichter geſehen. Malovend bege-
gnete ihm laͤchelnde: Zeno moͤchte ihm verzeihen/
daß er ſeinem Unglauben einen andern nun-
mehr entgegen ſetzte. Denn ihm waͤre zwar
nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu
machen ſich bemuͤhet/ auch darauff gekommen
zu ſeyn vermeinet haͤtten; es habe aber gleich-
wohl damit nicht Beſtand gehabt. So ſey
auch hin und wieder bey Eroͤffnung der Tod-
ten-Gruͤffte und Hoͤlen eine unvermuthete
Flamme oder lichter Strahl einem ins Geſich-
te gefallen; allein es waͤre diß nichts anders/
als die von langer Zeit verſchloſſene Lufft und
fette Duͤnſte geweſt/ welche von der neu ein-
dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an
ſump ſichten Oertern/ angezuͤndet worden; wie
denn auch ohne diß dergleichen Jrrwiſche gar
gemein um die Grabſtaͤdte gefunden wuͤrden.
Jn Egypten waͤre das Erdreich voll Peches
und rinnenden Hartztes/ welches die Prieſter
durch heimliche Roͤhrlein in ihre derogeſtalt
leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen ſie un-
verbrennliche Tachter haͤtten. Derogleichen
Tacht habe auch Callimachus in Athen zu ſeiner
Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren-
net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen
auszuleſchen geweſt. Und wuͤrden ſolche aus
dem bekandten Flachſe/ der in Arcadien/ fuͤr-
nehmlich aber in dem heiſſeſten Jndien wach-
ſe/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/
gar ſchwerlich Leinwand macht/ darinnen der
Koͤnige Leichname verbrennet werden/ um ih-
re von der Holtz-Aſche abzuſondern/ zubereitet.
Jn dem Scythiſchen Reiche Tanyu wachſe ein
Kraut auff Steinen/ welches im Waſſer zwar
in Koth zerfleuſt/ im Feuer aber nur gluͤend/

doch
Z 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0231" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-<lb/>
worbenen Ausla&#x0364;nder be&#x017F;olden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;ein Ge-<lb/>
biete in drey Theile der Welt ausgebreitet.<lb/>
Durch das vom Chri&#x017F;itis empfangene Gold ha<lb/>
be Ko&#x0364;nig Philipp den Grund&#x017F;tein zum Mace-<lb/>
doni&#x017F;chen Reiche gelegt. Weßwegen er &#x017F;eines<lb/>
Orts fu&#x0364;r eine der gro&#x0364;&#x017F;ten Klugheiten eines Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf<lb/>
einen guten Vorrath de&#x017F;&#x017F;elbten Ertztes bey Zei-<lb/>
ten &#x017F;innete/ welches auch die Amei&#x017F;en/ als die<lb/>
Fu&#x0364;rbilder eines wohlbe&#x017F;tellten gemeinen We-<lb/>
&#x017F;ens/ zu&#x017F;ammen tru&#x0364;gen/ und fu&#x0364;r den Men-<lb/>
&#x017F;chen zu ver&#x017F;tecken bemu&#x0364;ht wa&#x0364;ren/ ja de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Gewalt gleich&#x017F;am eine Gleichheit mit der go&#x0364;tt-<lb/>
lichen ha&#x0364;tte/ weil niemand wa&#x0364;re/ der &#x017F;ich nicht<lb/>
der Botma&#x0364;ßigkeit des Goldes unterwu&#x0364;rffe.</p><lb/>
          <p>Rhemetalces gab bey die&#x017F;em gemachten Un-<lb/>
ter&#x017F;chiede dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten Zeno leicht Beyfall/<lb/>
und &#x017F;etzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem<lb/>
Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine<lb/>
gu&#x0364;ldene Katze anbeten &#x017F;olte; Die Vertilgung<lb/>
des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht<lb/>
gerne &#x017F;ehen/ weil die Per&#x017F;en &#x017F;olches nicht um-<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t der Sonne/ die Lacedemonier dem Del-<lb/>
phi&#x017F;chen Apollo/ als ein mehr den Go&#x0364;ttern als<lb/>
Men&#x017F;chen geho&#x0364;riges Kleinod gewiedmet/ die<lb/>
wei&#x017F;e Natur es aber gantz unver&#x017F;ehrlich gezei-<lb/>
get ha&#x0364;tte/ daß ihm das &#x017F;on&#x017F;t alles verzehrende<lb/>
Feuer keinen Abbruch thun ko&#x0364;nte; welch Vor-<lb/>
recht kein ander irrdi&#x017F;ches Ding in der Welt ha&#x0364;t-<lb/>
te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und<lb/>
fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel-<lb/>
ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie<lb/>
das Gold/ unver&#x017F;ehrlich/ und dem Feuer zu wi-<lb/>
der&#x017F;tehen ma&#x0364;chtig wa&#x0364;re. Rhemetalces antwor-<lb/>
tete: Er ha&#x0364;tte gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Zweiffel/ ob das unver-<lb/>
brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls<lb/>
in der Welt gewe&#x017F;t/ und von Men&#x017F;chen zu be-<lb/>
reiten wa&#x0364;re/ als man aus geringerm Ertzte Gold<lb/>
machen ko&#x0364;nte? Zeno fing an: es wa&#x0364;re an jenem<lb/>
keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz<lb/>
Rom zu erzehlen wu&#x0364;&#x017F;te/ daß der Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter<lb/><cb/>
Cicero in das Grab &#x017F;einer Tochter Tullia ewi-<lb/>
ges Feuer ge&#x017F;etzt/ und daß an der Tiber in ei-<lb/>
ner Ho&#x0364;le/ worein der vom Turnus erlegte Rie-<lb/>
&#x017F;e Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam-<lb/>
pe brenne. So habe er auch in den Egypti-<lb/>
&#x017F;chen Gru&#x0364;fften mit &#x017F;einen Augen &#x017F;olche unaus-<lb/>
le&#x017F;chliche Lichter ge&#x017F;ehen. Malovend bege-<lb/>
gnete ihm la&#x0364;chelnde: Zeno mo&#x0364;chte ihm verzeihen/<lb/>
daß er &#x017F;einem Unglauben einen andern nun-<lb/>
mehr entgegen &#x017F;etzte. Denn ihm wa&#x0364;re zwar<lb/>
nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu<lb/>
machen &#x017F;ich bemu&#x0364;het/ auch darauff gekommen<lb/>
zu &#x017F;eyn vermeinet ha&#x0364;tten; es habe aber gleich-<lb/>
wohl damit nicht Be&#x017F;tand gehabt. So &#x017F;ey<lb/>
auch hin und wieder bey Ero&#x0364;ffnung der Tod-<lb/>
ten-Gru&#x0364;ffte und Ho&#x0364;len eine unvermuthete<lb/>
Flamme oder lichter Strahl einem ins Ge&#x017F;ich-<lb/>
te gefallen; allein es wa&#x0364;re diß nichts anders/<lb/>
als die von langer Zeit ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Lufft und<lb/>
fette Du&#x0364;n&#x017F;te gewe&#x017F;t/ welche von der neu ein-<lb/>
dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an<lb/>
&#x017F;ump &#x017F;ichten Oertern/ angezu&#x0364;ndet worden; wie<lb/>
denn auch ohne diß dergleichen Jrrwi&#x017F;che gar<lb/>
gemein um die Grab&#x017F;ta&#x0364;dte gefunden wu&#x0364;rden.<lb/>
Jn Egypten wa&#x0364;re das Erdreich voll Peches<lb/>
und rinnenden Hartztes/ welches die Prie&#x017F;ter<lb/>
durch heimliche Ro&#x0364;hrlein in ihre deroge&#x017F;talt<lb/>
leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen &#x017F;ie un-<lb/>
verbrennliche Tachter ha&#x0364;tten. Derogleichen<lb/>
Tacht habe auch Callimachus in Athen zu &#x017F;einer<lb/>
Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren-<lb/>
net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen<lb/>
auszule&#x017F;chen gewe&#x017F;t. Und wu&#x0364;rden &#x017F;olche aus<lb/>
dem bekandten Flach&#x017F;e/ der in Arcadien/ fu&#x0364;r-<lb/>
nehmlich aber in dem hei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Jndien wach-<lb/>
&#x017F;e/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/<lb/>
gar &#x017F;chwerlich Leinwand macht/ darinnen der<lb/>
Ko&#x0364;nige Leichname verbrennet werden/ um ih-<lb/>
re von der Holtz-A&#x017F;che abzu&#x017F;ondern/ zubereitet.<lb/>
Jn dem Scythi&#x017F;chen Reiche Tanyu wach&#x017F;e ein<lb/>
Kraut auff Steinen/ welches im Wa&#x017F;&#x017F;er zwar<lb/>
in Koth zerfleu&#x017F;t/ im Feuer aber nur glu&#x0364;end/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 3</fw><fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0231] Arminius und Thußnelda. gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge- worbenen Auslaͤnder beſolden koͤnnen/ ſein Ge- biete in drey Theile der Welt ausgebreitet. Durch das vom Chriſitis empfangene Gold ha be Koͤnig Philipp den Grundſtein zum Mace- doniſchen Reiche gelegt. Weßwegen er ſeines Orts fuͤr eine der groͤſten Klugheiten eines Fuͤr- ſten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf einen guten Vorrath deſſelbten Ertztes bey Zei- ten ſinnete/ welches auch die Ameiſen/ als die Fuͤrbilder eines wohlbeſtellten gemeinen We- ſens/ zuſammen truͤgen/ und fuͤr den Men- ſchen zu verſtecken bemuͤht waͤren/ ja deſſen Gewalt gleichſam eine Gleichheit mit der goͤtt- lichen haͤtte/ weil niemand waͤre/ der ſich nicht der Botmaͤßigkeit des Goldes unterwuͤrffe. Rhemetalces gab bey dieſem gemachten Un- terſchiede dem Fuͤrſten Zeno leicht Beyfall/ und ſetzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine guͤldene Katze anbeten ſolte; Die Vertilgung des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht gerne ſehen/ weil die Perſen ſolches nicht um- ſonſt der Sonne/ die Lacedemonier dem Del- phiſchen Apollo/ als ein mehr den Goͤttern als Menſchen gehoͤriges Kleinod gewiedmet/ die weiſe Natur es aber gantz unverſehrlich gezei- get haͤtte/ daß ihm das ſonſt alles verzehrende Feuer keinen Abbruch thun koͤnte; welch Vor- recht kein ander irrdiſches Ding in der Welt haͤt- te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel- ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie das Gold/ unverſehrlich/ und dem Feuer zu wi- derſtehen maͤchtig waͤre. Rhemetalces antwor- tete: Er haͤtte groͤſſern Zweiffel/ ob das unver- brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls in der Welt geweſt/ und von Menſchen zu be- reiten waͤre/ als man aus geringerm Ertzte Gold machen koͤnte? Zeno fing an: es waͤre an jenem keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz Rom zu erzehlen wuͤſte/ daß der Buͤrgermeiſter Cicero in das Grab ſeiner Tochter Tullia ewi- ges Feuer geſetzt/ und daß an der Tiber in ei- ner Hoͤle/ worein der vom Turnus erlegte Rie- ſe Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam- pe brenne. So habe er auch in den Egypti- ſchen Gruͤfften mit ſeinen Augen ſolche unaus- leſchliche Lichter geſehen. Malovend bege- gnete ihm laͤchelnde: Zeno moͤchte ihm verzeihen/ daß er ſeinem Unglauben einen andern nun- mehr entgegen ſetzte. Denn ihm waͤre zwar nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu machen ſich bemuͤhet/ auch darauff gekommen zu ſeyn vermeinet haͤtten; es habe aber gleich- wohl damit nicht Beſtand gehabt. So ſey auch hin und wieder bey Eroͤffnung der Tod- ten-Gruͤffte und Hoͤlen eine unvermuthete Flamme oder lichter Strahl einem ins Geſich- te gefallen; allein es waͤre diß nichts anders/ als die von langer Zeit verſchloſſene Lufft und fette Duͤnſte geweſt/ welche von der neu ein- dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an ſump ſichten Oertern/ angezuͤndet worden; wie denn auch ohne diß dergleichen Jrrwiſche gar gemein um die Grabſtaͤdte gefunden wuͤrden. Jn Egypten waͤre das Erdreich voll Peches und rinnenden Hartztes/ welches die Prieſter durch heimliche Roͤhrlein in ihre derogeſtalt leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen ſie un- verbrennliche Tachter haͤtten. Derogleichen Tacht habe auch Callimachus in Athen zu ſeiner Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren- net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen auszuleſchen geweſt. Und wuͤrden ſolche aus dem bekandten Flachſe/ der in Arcadien/ fuͤr- nehmlich aber in dem heiſſeſten Jndien wach- ſe/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/ gar ſchwerlich Leinwand macht/ darinnen der Koͤnige Leichname verbrennet werden/ um ih- re von der Holtz-Aſche abzuſondern/ zubereitet. Jn dem Scythiſchen Reiche Tanyu wachſe ein Kraut auff Steinen/ welches im Waſſer zwar in Koth zerfleuſt/ im Feuer aber nur gluͤend/ doch Z 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/231
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/231>, abgerufen am 31.10.2024.