Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. ihm den Kopff mit seinen Fesseln entzwey und hierauff auch Catulus. Fürst Sesi-tach will des Varus Leib nicht auff dem Altare verbrennen lassen. Fürst Siges- mund erzehlt: wie er das Römische Priesterthum verlassen/ und opffert des Varus Leiche selbst auff. Neßelrod ziehet einen Brieff herfür/ den Segesthes für der Schlacht an Varus geschrieben. Das Kriegs Volck wird auff Segesthen dadurch hefftig er- bittert/ begehret an die Priester ihn zum Tode zu verdammen. Segesthes wird ge- holet/ Herrmann hierüber bekümmert. Ganasch dringt auff Segesthens Tod/ Herr- mann redet für ihn. Segesthes erkennet seine Schuld/ und wil sterben. Libys wird gezwungen auszusprechen: Segesthes müsse entweder vom Hencker/ oder/ da er seinem Ursprunge und Bürgerrechte abschwüre/ von Priestern sterben. Segesthes erkieset vom Hencker zu sterben; bittet aber ihm einen eigenhändigen Tod zu erlauben. Thuß- nelde verdammet den Eigenmord/ und erbeut sich vermöge ihrer Landes-Gesetze den Tod für ihren Vater auch wider ihren Willen auszustehen. Bey aller Anwesenden Erstarrung will sie dem Priester Libys das Opffer-Messer aus der Hand reißen; Herrmann verhindert es. Thußnelda verweiset ihm die Verwehrung ihres Todes/ und entdeckt zugleich ihre zusammen gepflogene Liebe. Libys sireicht die seltzamen Schi- ckungen der gütigen Götter heraus und erkennet: daß die Liebe und Verlobung mit dem Feld-Herrn Thußnelden vom erkieseten Tode errette. Segesthes willigt in sei- ner Tochter Heyrath. Der Verlobten Vergnügen/ des Volcks Freude hierüber. Ari- nia wirfft zu Befreyung des Fürsten/ Zeno und Rhemetalies ihnen ihren Krantz und Gürtel zu. Alle ziehen nach Deutschburg zurücke. Des Ersten Theiles [Spaltenumbruch]
Erstes Buch. KOm hatte sich bereit so fan- A 3
Arminius und Thußnelda. ihm den Kopff mit ſeinen Feſſeln entzwey und hierauff auch Catulus. Fuͤrſt Seſi-tach will des Varus Leib nicht auff dem Altare verbrennen laſſen. Fuͤrſt Siges- mund erzehlt: wie er das Roͤmiſche Prieſterthum verlaſſen/ und opffert des Varus Leiche ſelbſt auff. Neßelrod ziehet einen Brieff herfuͤr/ den Segeſthes fuͤr der Schlacht an Varus geſchrieben. Das Kriegs Volck wird auff Segeſthen dadurch hefftig er- bittert/ begehret an die Prieſter ihn zum Tode zu verdammen. Segeſthes wird ge- holet/ Herrmann hieruͤber bekuͤmmert. Ganaſch dringt auff Segeſthens Tod/ Herr- mann redet fuͤr ihn. Segeſthes erkennet ſeine Schuld/ und wil ſterben. Libys wird gezwungen auszuſprechen: Segeſthes muͤſſe entweder vom Hencker/ oder/ da er ſeinem Urſprunge und Buͤrgerrechte abſchwuͤre/ von Prieſtern ſterben. Segeſthes erkieſet vom Hencker zu ſterben; bittet aber ihm einen eigenhaͤndigen Tod zu erlauben. Thuß- nelde verdammet den Eigenmord/ und erbeut ſich vermoͤge ihrer Landes-Geſetze den Tod fuͤr ihren Vater auch wider ihren Willen auszuſtehen. Bey aller Anweſenden Erſtarrung will ſie dem Prieſter Libys das Opffer-Meſſer aus der Hand reißen; Herrmann verhindert es. Thußnelda verweiſet ihm die Verwehrung ihres Todes/ und entdeckt zugleich ihre zuſammen gepflogene Liebe. Libys ſireicht die ſeltzamen Schi- ckungen der guͤtigen Goͤtter heraus und erkennet: daß die Liebe und Verlobung mit dem Feld-Herrn Thußnelden vom erkieſeten Tode errette. Segeſthes willigt in ſei- ner Tochter Heyrath. Der Verlobten Vergnuͤgen/ des Volcks Freude hieruͤber. Ari- nia wirfft zu Befreyung des Fuͤrſten/ Zeno und Rhemetalies ihnen ihren Krantz und Guͤrtel zu. Alle ziehen nach Deutſchburg zuruͤcke. Des Erſten Theiles [Spaltenumbruch]
Erſtes Buch. KOm hatte ſich bereit ſo fan- A 3
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Arminius und Thußnelda.
ihm den Kopff mit ſeinen Feſſeln entzwey und hierauff auch Catulus. Fuͤrſt Seſi-
tach will des Varus Leib nicht auff dem Altare verbrennen laſſen. Fuͤrſt Siges-
mund erzehlt: wie er das Roͤmiſche Prieſterthum verlaſſen/ und opffert des Varus
Leiche ſelbſt auff. Neßelrod ziehet einen Brieff herfuͤr/ den Segeſthes fuͤr der Schlacht
an Varus geſchrieben. Das Kriegs Volck wird auff Segeſthen dadurch hefftig er-
bittert/ begehret an die Prieſter ihn zum Tode zu verdammen. Segeſthes wird ge-
holet/ Herrmann hieruͤber bekuͤmmert. Ganaſch dringt auff Segeſthens Tod/ Herr-
mann redet fuͤr ihn. Segeſthes erkennet ſeine Schuld/ und wil ſterben. Libys wird
gezwungen auszuſprechen: Segeſthes muͤſſe entweder vom Hencker/ oder/ da er ſeinem
Urſprunge und Buͤrgerrechte abſchwuͤre/ von Prieſtern ſterben. Segeſthes erkieſet
vom Hencker zu ſterben; bittet aber ihm einen eigenhaͤndigen Tod zu erlauben. Thuß-
nelde verdammet den Eigenmord/ und erbeut ſich vermoͤge ihrer Landes-Geſetze den
Tod fuͤr ihren Vater auch wider ihren Willen auszuſtehen. Bey aller Anweſenden
Erſtarrung will ſie dem Prieſter Libys das Opffer-Meſſer aus der Hand reißen;
Herrmann verhindert es. Thußnelda verweiſet ihm die Verwehrung ihres Todes/
und entdeckt zugleich ihre zuſammen gepflogene Liebe. Libys ſireicht die ſeltzamen Schi-
ckungen der guͤtigen Goͤtter heraus und erkennet: daß die Liebe und Verlobung mit
dem Feld-Herrn Thußnelden vom erkieſeten Tode errette. Segeſthes willigt in ſei-
ner Tochter Heyrath. Der Verlobten Vergnuͤgen/ des Volcks Freude hieruͤber. Ari-
nia wirfft zu Befreyung des Fuͤrſten/ Zeno und Rhemetalies ihnen ihren Krantz und
Guͤrtel zu. Alle ziehen nach Deutſchburg zuruͤcke.
Des Erſten Theiles
Erſtes Buch.
KOm hatte ſich bereit ſo
vergroͤſſert: daß es ſeiner ei-
genen Gewalt uͤberlegen
war/ und es gebrach ihm
itzt nichts mehr/ als das
Maaß ſeiner Kraͤfften.
Denn nach dem Buͤrger ge-
wohnt waren/ gantze Koͤnigceiche zubeherꝛſchen/
fuͤr Landvoͤgten ſich große Fuͤrſten beugten/ die
Buͤrgermeiſter Koͤnige fuͤr ihre Siegs-Wagen
ſpanneten/ konte die Gleichheit des Buͤrgerli-
chen Standes ihren Begierden nicht mehr die
Wagehalten. Hieraus entſpannen ſich die in-
nerlichen Kriege/ welche dem Kaͤyſer Julius das
Hefft allein in die Hand ſpielten/ als der große
Pompejus in der Pharſaliſchen Schlacht ſeine
Kraͤfften/ das Roͤmiſche Volck aber ſeine Frey-
heit verlohr/ und jenem uͤber Hoffen die Erde
zum Begraͤbnuͤße gebrach/ dem ſie kurtz vor-
her zu Ausbreitung ſeiner Siege gefehlet hatte.
Deñ ob zwar der andere großmuͤthige Brutus/
durch einen in des Julius Bruſt geſtochenen
Dolch/ das Joch der Roͤmer zu zerſchneiden/ dem
Vaterlande die Freyheit/ ſeinem Geſchlechte
zum andernmal den Nahmen eines Erloͤſers
zuerwerben trachtete/ ſo ſchlug doch ſein nichts
ſchlimmerer Anſchlag viel aͤrger als des erſten
Brutus aus. Alſo haͤnget ein gewuͤnſchter Aus-
ſchlag nicht von der Gerechtigkeit der Sache/
nicht von der Kuͤhnheit eines hertzhafften Unter-
fan-
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