Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
daß sothane Eltern ihre Kinder mit an das herr-
liche Freuden-Mahl nehmen solten, das der
Heilige Geist selber zurichtet auf den Kinds-
Tauff-Tag/
an welchem das neue Gnaden-
Kind als ein Mit-Erb Christi aus GOtt geboh-
ren, und mit dem Heiligen Geist von der aller-
höchsten Majestät GOttes des Vaters in Chri-
sto getauffet wird? Und wie wolten und könn-
ten sie doch ihre Kinder mit hinziehen zu der
Göttlichen Mahlzeit der Hertz-entzückenden Tracta-
menten, so da bestellet ist auf den Tag der
Vermählung
mit dem Bräutigam Chri-
sto, da der Heilige Geist vor unsäglicher Liebe
und Freude, daß ers mit der Seelen so weit
gebracht, selber des HErrn Brautigams und der
begnadigten Menschen-Seele, als neuen Jung-
frau Hochzeiterin, Aufwärter seyn und den Ehren-
Wein schencken will.

§. 7.

Und was soll ich sagen vom tummen Land-
Volck? Es gibt noch wohl Herren-Leute die
Menge, die so unbescheiden sind, daß sie dem
Teuffel das Wort reden, seinem Blend-Werck
Recht geben, und sagen: Das seyen für
das Bauren-Volck zu hohe Sachen/
die ihren Begriff übersteigen.
Grad als
wann 1) die Bauren-Seelen einen andern Ur-
sprung hätten, und nicht eben so wohl als an-
dere Seelen von GOTT herkämen. Als wann
2) die fleischliche Vernunfft Göttliche Geheimnisse

offen-
K 2

der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
daß ſothane Eltern ihre Kinder mit an das herr-
liche Freuden-Mahl nehmen ſolten, das der
Heilige Geiſt ſelber zurichtet auf den Kinds-
Tauff-Tag/
an welchem das neue Gnaden-
Kind als ein Mit-Erb Chriſti aus GOtt geboh-
ren, und mit dem Heiligen Geiſt von der aller-
hoͤchſten Majeſtaͤt GOttes des Vaters in Chri-
ſto getauffet wird? Und wie wolten und koͤnn-
ten ſie doch ihre Kinder mit hinziehen zu der
Goͤttlichen Mahlzeit der Hertz-entzuͤckenden Tracta-
menten, ſo da beſtellet iſt auf den Tag der
Vermaͤhlung
mit dem Braͤutigam Chri-
ſto, da der Heilige Geiſt vor unſaͤglicher Liebe
und Freude, daß ers mit der Seelen ſo weit
gebracht, ſelber des HErrn Brautigams und der
begnadigten Menſchen-Seele, als neuen Jung-
frau Hochzeiterin, Aufwaͤrter ſeyn und den Ehren-
Wein ſchencken will.

§. 7.

Und was ſoll ich ſagen vom tummen Land-
Volck? Es gibt noch wohl Herren-Leute die
Menge, die ſo unbeſcheiden ſind, daß ſie dem
Teuffel das Wort reden, ſeinem Blend-Werck
Recht geben, und ſagen: Das ſeyen fuͤr
das Bauren-Volck zu hohe Sachen/
die ihren Begriff uͤberſteigen.
Grad als
wann 1) die Bauren-Seelen einen andern Ur-
ſprung haͤtten, und nicht eben ſo wohl als an-
dere Seelen von GOTT herkaͤmen. Als wann
2) die fleiſchliche Vernunfft Goͤttliche Geheimniſſe

offen-
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0165" n="147"/><fw place="top" type="header">der Eltern in An&#x017F;ehung ihrer Kinder.</fw><lb/>
daß &#x017F;othane Eltern ihre Kinder mit an das herr-<lb/>
liche Freuden-Mahl nehmen &#x017F;olten, das der<lb/>
Heilige Gei&#x017F;t &#x017F;elber zurichtet auf den <hi rendition="#fr">Kinds-<lb/>
Tauff-Tag/</hi> an welchem das neue Gnaden-<lb/>
Kind als ein Mit-Erb Chri&#x017F;ti aus GOtt geboh-<lb/>
ren, und mit dem Heiligen Gei&#x017F;t von der aller-<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Maje&#x017F;ta&#x0364;t GOttes des Vaters in Chri-<lb/>
&#x017F;to getauffet wird? Und wie wolten und ko&#x0364;nn-<lb/>
ten &#x017F;ie doch ihre Kinder mit hinziehen zu der<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Mahlzeit der Hertz-entzu&#x0364;ckenden Tracta-<lb/>
menten, &#x017F;o da be&#x017F;tellet i&#x017F;t auf den <hi rendition="#fr">Tag der<lb/>
Verma&#x0364;hlung</hi> mit dem Bra&#x0364;utigam Chri-<lb/>
&#x017F;to, da der Heilige Gei&#x017F;t vor un&#x017F;a&#x0364;glicher Liebe<lb/>
und Freude, daß ers mit der Seelen &#x017F;o weit<lb/>
gebracht, &#x017F;elber des HErrn Brautigams und der<lb/>
begnadigten Men&#x017F;chen-Seele, als neuen Jung-<lb/>
frau Hochzeiterin, Aufwa&#x0364;rter &#x017F;eyn und den Ehren-<lb/>
Wein &#x017F;chencken will.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head><lb/>
            <p>Und was &#x017F;oll ich &#x017F;agen vom tummen Land-<lb/>
Volck? Es gibt noch wohl <hi rendition="#fr">Herren-Leute</hi> die<lb/>
Menge, die &#x017F;o unbe&#x017F;cheiden &#x017F;ind, daß &#x017F;ie dem<lb/>
Teuffel das Wort reden, &#x017F;einem Blend-Werck<lb/>
Recht geben, und &#x017F;agen: <hi rendition="#fr">Das &#x017F;eyen fu&#x0364;r<lb/>
das Bauren-Volck zu hohe Sachen/<lb/>
die ihren Begriff u&#x0364;ber&#x017F;teigen.</hi> Grad als<lb/>
wann 1) die Bauren-Seelen einen andern Ur-<lb/>
&#x017F;prung ha&#x0364;tten, und nicht eben &#x017F;o wohl als an-<lb/>
dere Seelen von GOTT herka&#x0364;men. Als wann<lb/>
2) die flei&#x017F;chliche Vernunfft Go&#x0364;ttliche Geheimni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">offen-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0165] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. daß ſothane Eltern ihre Kinder mit an das herr- liche Freuden-Mahl nehmen ſolten, das der Heilige Geiſt ſelber zurichtet auf den Kinds- Tauff-Tag/ an welchem das neue Gnaden- Kind als ein Mit-Erb Chriſti aus GOtt geboh- ren, und mit dem Heiligen Geiſt von der aller- hoͤchſten Majeſtaͤt GOttes des Vaters in Chri- ſto getauffet wird? Und wie wolten und koͤnn- ten ſie doch ihre Kinder mit hinziehen zu der Goͤttlichen Mahlzeit der Hertz-entzuͤckenden Tracta- menten, ſo da beſtellet iſt auf den Tag der Vermaͤhlung mit dem Braͤutigam Chri- ſto, da der Heilige Geiſt vor unſaͤglicher Liebe und Freude, daß ers mit der Seelen ſo weit gebracht, ſelber des HErrn Brautigams und der begnadigten Menſchen-Seele, als neuen Jung- frau Hochzeiterin, Aufwaͤrter ſeyn und den Ehren- Wein ſchencken will. §. 7. Und was ſoll ich ſagen vom tummen Land- Volck? Es gibt noch wohl Herren-Leute die Menge, die ſo unbeſcheiden ſind, daß ſie dem Teuffel das Wort reden, ſeinem Blend-Werck Recht geben, und ſagen: Das ſeyen fuͤr das Bauren-Volck zu hohe Sachen/ die ihren Begriff uͤberſteigen. Grad als wann 1) die Bauren-Seelen einen andern Ur- ſprung haͤtten, und nicht eben ſo wohl als an- dere Seelen von GOTT herkaͤmen. Als wann 2) die fleiſchliche Vernunfft Goͤttliche Geheimniſſe offen- K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/165
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/165>, abgerufen am 31.10.2024.