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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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frewet wird. Frawenliebe nimpt das Hertz auch sehr in. So ists auch mit der Menschenlieb vnd Leutseligkeit. Ach wie weit ist doch ein Mensch davon? Ein Abbilde der Menschenliebe hat die Natur in etlichen Thieren gepflantzet / allermeist in den Hunden / die natürliche Lust vnd Liebe zu den Menschen haben / thun sich zu jhnen / vnd dienen jhnen gern / mit höchster Lust vnd Trewe / sie erfrewen sich auch über kein ding so sehr / als wann sie jhren verlohrnen Herrn wieder ansichtig werden. Ist eine Abbildung der Leutseligkeit / vnd zeiget / was für ein Hertz ein Mensch zum andern tragen solte.

So gehöret nun zur Leutseligkeit vnd Freundligkeit / 1. Lust vnd Lieb zu den Leuten im Hertzen / 2. solche hertzliche Lust vnd Liebe eusserlich in süssen Worten vnd freundlichen Geberden scheinen lassen / 3. sich zu den Leuten halten / mit angenehmer süsser Gesellschafft / 4. gerne dienen; vnd das alles / wann schon die Leute es vnwürdig seyn / daß also 5. jederman mit guter Zuversicht zu solchem leutseligen Menschen gehen kan / vnd mit jhm handeln.

Dieses alles findet sich nun auch bey GOtt / daß Moses mit Deut 33, 3.Verwunderung von jhm saget in seinem letzten Segen: Wie hat Psal. 34, 9. 5. 6. 7.Er die Leute so lieb! Wie auch David im 34. Psalm: Schmecket vnd sehet / wie freundlich der HERR ist / wol dem der auff jhn trawet! Da ich den HERRN suchte / antwortet er mir / vnd errettet mich auß aller meiner Furcht. Welche jhn ansehen vnd anlauffen (sich zu jhm dringen) derer Angesicht wird nicht zu Schanden. Da dieser Elender rieff / höret der HERR / vnd halff jhm auß allen seinen Nöthen.

Also hat GOtt im Werck seine Freundligkeit vnd Leutseligkeit erzeiget / denn die Freundligkeit Gottes bestehet nicht in einem solchen guten Willen vnd wolgewogenen Zuneigung / die ohne

frewet wird. Frawenliebe nimpt das Hertz auch sehr in. So ists auch mit der Menschenlieb vnd Leutseligkeit. Ach wie weit ist doch ein Mensch davon? Ein Abbilde der Menschenliebe hat die Natur in etlichen Thieren gepflantzet / allermeist in den Hunden / die natürliche Lust vnd Liebe zu den Menschen haben / thun sich zu jhnen / vnd dienen jhnen gern / mit höchster Lust vnd Trewe / sie erfrewen sich auch über kein ding so sehr / als wann sie jhren verlohrnen Herrn wieder ansichtig werden. Ist eine Abbildung der Leutseligkeit / vnd zeiget / was für ein Hertz ein Mensch zum andern tragen solte.

So gehöret nun zur Leutseligkeit vnd Freundligkeit / 1. Lust vnd Lieb zu den Leuten im Hertzen / 2. solche hertzliche Lust vnd Liebe eusserlich in süssen Worten vnd freundlichen Geberden scheinen lassen / 3. sich zu den Leuten halten / mit angenehmer süsser Gesellschafft / 4. gerne dienen; vnd das alles / wann schon die Leute es vnwürdig seyn / daß also 5. jederman mit guter Zuversicht zu solchem leutseligen Menschen gehen kan / vnd mit jhm handeln.

Dieses alles findet sich nun auch bey GOtt / daß Moses mit Deut 33, 3.Verwunderung von jhm saget in seinem letzten Segen: Wie hat Psal. 34, 9. 5. 6. 7.Er die Leute so lieb! Wie auch David im 34. Psalm: Schmecket vnd sehet / wie freundlich der HERR ist / wol dem der auff jhn trawet! Da ich den HERRN suchte / antwortet er mir / vnd errettet mich auß aller meiner Furcht. Welche jhn ansehen vnd anlauffen (sich zu jhm dringen) derer Angesicht wird nicht zu Schanden. Da dieser Elender rieff / höret der HERR / vnd halff jhm auß allen seinen Nöthen.

Also hat GOtt im Werck seine Freundligkeit vnd Leutseligkeit erzeiget / denn die Freundligkeit Gottes bestehet nicht in einem solchen guten Willen vnd wolgewogenen Zuneigung / die ohne

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[188/0208] frewet wird. Frawenliebe nimpt das Hertz auch sehr in. So ists auch mit der Menschenlieb vnd Leutseligkeit. Ach wie weit ist doch ein Mensch davon? Ein Abbilde der Menschenliebe hat die Natur in etlichen Thieren gepflantzet / allermeist in den Hunden / die natürliche Lust vnd Liebe zu den Menschen haben / thun sich zu jhnen / vnd dienen jhnen gern / mit höchster Lust vnd Trewe / sie erfrewen sich auch über kein ding so sehr / als wann sie jhren verlohrnen Herrn wieder ansichtig werden. Ist eine Abbildung der Leutseligkeit / vnd zeiget / was für ein Hertz ein Mensch zum andern tragen solte. So gehöret nun zur Leutseligkeit vnd Freundligkeit / 1. Lust vnd Lieb zu den Leuten im Hertzen / 2. solche hertzliche Lust vnd Liebe eusserlich in süssen Worten vnd freundlichen Geberden scheinen lassen / 3. sich zu den Leuten halten / mit angenehmer süsser Gesellschafft / 4. gerne dienen; vnd das alles / wann schon die Leute es vnwürdig seyn / daß also 5. jederman mit guter Zuversicht zu solchem leutseligen Menschen gehen kan / vnd mit jhm handeln. Dieses alles findet sich nun auch bey GOtt / daß Moses mit Verwunderung von jhm saget in seinem letzten Segen: Wie hat Er die Leute so lieb! Wie auch David im 34. Psalm: Schmecket vnd sehet / wie freundlich der HERR ist / wol dem der auff jhn trawet! Da ich den HERRN suchte / antwortet er mir / vnd errettet mich auß aller meiner Furcht. Welche jhn ansehen vnd anlauffen (sich zu jhm dringen) derer Angesicht wird nicht zu Schanden. Da dieser Elender rieff / höret der HERR / vnd halff jhm auß allen seinen Nöthen. Deut 33, 3. Psal. 34, 9. 5. 6. 7. Also hat GOtt im Werck seine Freundligkeit vnd Leutseligkeit erzeiget / denn die Freundligkeit Gottes bestehet nicht in einem solchen guten Willen vnd wolgewogenen Zuneigung / die ohne

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/208>, abgerufen am 01.11.2024.