Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Güte / die du verborgen hast denen / die dich fürchten! im 31. Psalm. So ists beschaffen mit der Seligkeit / zu der vns das Liecht führet / so lang wir hie auff Erden seyn. Im Himmel wird sie noch grösser. O wie selige Leute seyn wir in Zion! Hie thut GOtt so viel an vns / als wann er die Todte lebendig macht. Halt nur gegen einander die böse wilde Natur / die du deiner sündlichen Geburt halben hast / vnd die ernewerte Seele / so kanstu sagen: GOtt hat den Wolff in ein Schaaff / den Löwen in ein Lamb / die Schlange in eine Taube / den wilden Baum in eine fruchtbare Pflantze deß Paradises verwandelt. Sihe / so grosse Dinge hat GOtt an vns gethan. Wann dich GOtt zu einem Fürsten gemacht hätte über die gantze Welt / was wäre dir damit gedienet / so du nicht zum Liecht in Zion gekommen wärest? Daß du aber zum Liecht kommen bist / hastu dir nicht / sondern GOTT zu dancken. Wann Finsternüß das Erdreich bedecket; vnd über dir die Herrligkeit Gottes erscheinet / ist das eine geringe Barmhertzigkeit / die Gott dir er zeiget? So sey nun ermahnet / lieber Christ / trachte darnach / wie du dieses Liechts recht gebrauchest. Es seyn leider viel / die das Liecht sehen / wollen es aber nicht gebrauchen / man merckt keinen Vnterscheid zwischen Heyden vnd Christen / die Vrsach ist: sie lieben die Finsternüß mehr als das Liecht; sie halten mehr von der Herrligkeit der Welt / als der Herrligkeit Gottes. Wenn einer bey jhm selbsten vnd in der Welt nicht elend wird / sondern suchet vnd findet Trost vnd Ergetzligkeit in sich vnd in der Welt / kan er den Trost vnd die Ergetzligkeit in Christo nicht empfinden. Da gehets zu / als wann ein bittere Feuchtigkeit die Zunge eingenommen / da kan man den rechten Schmack der Speise nicht empfinden. Darumb / zu erst / bleib nicht ligen in deinen fleischlichen Lüsten / wenn das Liecht auffgehet. Mache dich auff / werde liecht / denn dein Liecht kompt. Wenn die Sonne scheinet / bedarff man keiner Kertzen. Wenn Gott das Hertz erfrewet / achtet Güte / die du verborgen hast denen / die dich fürchten! im 31. Psalm. So ists beschaffen mit der Seligkeit / zu der vns das Liecht führet / so lang wir hie auff Erden seyn. Im Himmel wird sie noch grösser. O wie selige Leute seyn wir in Zion! Hie thut GOtt so viel an vns / als wann er die Todte lebendig macht. Halt nur gegen einander die böse wilde Natur / die du deiner sündlichen Geburt halben hast / vnd die ernewerte Seele / so kanstu sagen: GOtt hat den Wolff in ein Schaaff / den Löwen in ein Lamb / die Schlange in eine Taube / den wilden Baum in eine fruchtbare Pflantze deß Paradises verwandelt. Sihe / so grosse Dinge hat GOtt an vns gethan. Wann dich GOtt zu einem Fürsten gemacht hätte über die gantze Welt / was wäre dir damit gedienet / so du nicht zum Liecht in Zion gekommen wärest? Daß du aber zum Liecht kommen bist / hastu dir nicht / sondern GOTT zu dancken. Wann Finsternüß das Erdreich bedecket; vnd über dir die Herrligkeit Gottes erscheinet / ist das eine geringe Barmhertzigkeit / die Gott dir er zeiget? So sey nun ermahnet / lieber Christ / trachte darnach / wie du dieses Liechts recht gebrauchest. Es seyn leider viel / die das Liecht sehen / wollen es aber nicht gebrauchen / man merckt keinen Vnterscheid zwischen Heyden vnd Christen / die Vrsach ist: sie lieben die Finsternüß mehr als das Liecht; sie halten mehr von der Herrligkeit der Welt / als der Herrligkeit Gottes. Wenn einer bey jhm selbsten vnd in der Welt nicht elend wird / sondern suchet vnd findet Trost vnd Ergetzligkeit in sich vnd in der Welt / kan er den Trost vnd die Ergetzligkeit in Christo nicht empfinden. Da gehets zu / als wann ein bittere Feuchtigkeit die Zunge eingenommen / da kan man den rechten Schmack der Speise nicht empfinden. Darumb / zu erst / bleib nicht ligen in deinen fleischlichen Lüsten / wenn das Liecht auffgehet. Mache dich auff / werde liecht / denn dein Liecht kompt. Wenn die Sonne scheinet / bedarff man keiner Kertzen. Wenn Gott das Hertz erfrewet / achtet <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0236" n="216"/> Güte / die du verborgen hast denen / die dich fürchten! im 31. Psalm. So ists beschaffen mit der Seligkeit / zu der vns das Liecht führet / so lang wir hie auff Erden seyn. Im Himmel wird sie noch grösser. O wie selige Leute seyn wir in Zion! Hie thut GOtt so viel an vns / als wann er die Todte lebendig macht. Halt nur gegen einander die böse wilde Natur / die du deiner sündlichen Geburt halben hast / vnd die ernewerte Seele / so kanstu sagen: GOtt hat den Wolff in ein Schaaff / den Löwen in ein Lamb / die Schlange in eine Taube / den wilden Baum in eine fruchtbare Pflantze deß Paradises verwandelt. Sihe / so grosse Dinge hat GOtt an vns gethan. Wann dich GOtt zu einem Fürsten gemacht hätte über die gantze Welt / was wäre dir damit gedienet / so du nicht zum Liecht in Zion gekommen wärest? Daß du aber zum Liecht kommen bist / hastu dir nicht / sondern GOTT zu dancken. Wann Finsternüß das Erdreich bedecket; vnd über dir die Herrligkeit Gottes erscheinet / ist das eine geringe Barmhertzigkeit / die Gott dir er zeiget?</p> <note place="left">2. Ad salutaremluminis usum.</note> <p>So sey nun ermahnet / lieber Christ / trachte darnach / wie du dieses Liechts recht gebrauchest. Es seyn leider viel / die das Liecht sehen / wollen es aber nicht gebrauchen / man merckt keinen Vnterscheid zwischen Heyden vnd Christen / die Vrsach ist: sie lieben die Finsternüß mehr als das Liecht; sie halten mehr von der Herrligkeit der Welt / als der Herrligkeit Gottes. Wenn einer bey jhm selbsten vnd in der Welt nicht elend wird / sondern suchet vnd findet Trost vnd Ergetzligkeit in sich vnd in der Welt / kan er den Trost vnd die Ergetzligkeit in Christo nicht empfinden. Da gehets zu / als wann ein bittere Feuchtigkeit die Zunge eingenommen / da kan man den rechten Schmack der Speise nicht empfinden.</p> <p>Darumb / zu erst / bleib nicht ligen in deinen fleischlichen Lüsten / wenn das Liecht auffgehet. Mache dich auff / werde liecht / denn dein Liecht kompt. Wenn die Sonne scheinet / bedarff man keiner Kertzen. Wenn Gott das Hertz erfrewet / achtet </p> </div> </body> </text> </TEI> [216/0236]
Güte / die du verborgen hast denen / die dich fürchten! im 31. Psalm. So ists beschaffen mit der Seligkeit / zu der vns das Liecht führet / so lang wir hie auff Erden seyn. Im Himmel wird sie noch grösser. O wie selige Leute seyn wir in Zion! Hie thut GOtt so viel an vns / als wann er die Todte lebendig macht. Halt nur gegen einander die böse wilde Natur / die du deiner sündlichen Geburt halben hast / vnd die ernewerte Seele / so kanstu sagen: GOtt hat den Wolff in ein Schaaff / den Löwen in ein Lamb / die Schlange in eine Taube / den wilden Baum in eine fruchtbare Pflantze deß Paradises verwandelt. Sihe / so grosse Dinge hat GOtt an vns gethan. Wann dich GOtt zu einem Fürsten gemacht hätte über die gantze Welt / was wäre dir damit gedienet / so du nicht zum Liecht in Zion gekommen wärest? Daß du aber zum Liecht kommen bist / hastu dir nicht / sondern GOTT zu dancken. Wann Finsternüß das Erdreich bedecket; vnd über dir die Herrligkeit Gottes erscheinet / ist das eine geringe Barmhertzigkeit / die Gott dir er zeiget?
So sey nun ermahnet / lieber Christ / trachte darnach / wie du dieses Liechts recht gebrauchest. Es seyn leider viel / die das Liecht sehen / wollen es aber nicht gebrauchen / man merckt keinen Vnterscheid zwischen Heyden vnd Christen / die Vrsach ist: sie lieben die Finsternüß mehr als das Liecht; sie halten mehr von der Herrligkeit der Welt / als der Herrligkeit Gottes. Wenn einer bey jhm selbsten vnd in der Welt nicht elend wird / sondern suchet vnd findet Trost vnd Ergetzligkeit in sich vnd in der Welt / kan er den Trost vnd die Ergetzligkeit in Christo nicht empfinden. Da gehets zu / als wann ein bittere Feuchtigkeit die Zunge eingenommen / da kan man den rechten Schmack der Speise nicht empfinden.
Darumb / zu erst / bleib nicht ligen in deinen fleischlichen Lüsten / wenn das Liecht auffgehet. Mache dich auff / werde liecht / denn dein Liecht kompt. Wenn die Sonne scheinet / bedarff man keiner Kertzen. Wenn Gott das Hertz erfrewet / achtet
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