trage / daß er sehe / nicht auff seinen Gewinst / sondern auff den Gewinst der Seelen / vnd hindenan setze allen seinen Nutzen / auch das Leben / nur daß er seinem HErrn einen grossen Gewinst zuführe / wer also prediget / der ist getrew / vnd mehr wird von jhm nicht erfordert.
Wir schreiten zum andern / vnd besehen das vnzeitige GerichtPars 2. De temerario mundi judicio, cui subjectus est, ut omnisstatus, ita maxime Pastorum. der Welt. Es ist ja wol ein jeglicher Stand dem richten vnterworffen; Wann eine Obrigkeit es noch so gut meynet / mit ehrbarlichen Ordnungen / so kan es doch leicht böse außgedeutet werden. Was auch ein jeglicher in seinem Hause thut / kan nicht so gut seyn / daß nicht ein böses Vrtheil darüber gefället werde. Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10. verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen.
Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. Gleich wie Johannes der Täuffer zu erst von den Juden gar zu einem Messias solte erwehlet werden / die doch bald hernach leiden konten / daß jhm
trage / daß er sehe / nicht auff seinen Gewinst / sondern auff den Gewinst der Seelen / vnd hindenan setze allen seinen Nutzen / auch das Leben / nur daß er seinem HErrn einen grossen Gewinst zuführe / wer also prediget / der ist getrew / vnd mehr wird von jhm nicht erfordert.
Wir schreiten zum andern / vnd besehen das vnzeitige GerichtPars 2. De temerario mundi judicio, cui subjectus est, ut omnisstatus, ita maximè Pastorum. der Welt. Es ist ja wol ein jeglicher Stand dem richten vnterworffen; Wann eine Obrigkeit es noch so gut meynet / mit ehrbarlichen Ordnungen / so kan es doch leicht böse außgedeutet werden. Was auch ein jeglicher in seinem Hause thut / kan nicht so gut seyn / daß nicht ein böses Vrtheil darüber gefället werde. Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10. verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen.
Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. Gleich wie Johannes der Täuffer zu erst von den Juden gar zu einem Messias solte erwehlet werden / die doch bald hernach leiden konten / daß jhm
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0063"n="43"/>
trage / daß er sehe / nicht auff seinen Gewinst / sondern auff den Gewinst der Seelen / vnd hindenan setze allen seinen Nutzen / auch das Leben / nur daß er seinem HErrn einen grossen Gewinst zuführe / wer also prediget / der ist getrew / vnd mehr wird von jhm nicht erfordert.</p><p>Wir schreiten zum andern / vnd besehen das vnzeitige Gericht<noteplace="right">Pars 2. De temerario mundi judicio, cui subjectus est, ut omnisstatus, ita maximè Pastorum.</note> der Welt. Es ist ja wol ein jeglicher Stand dem richten vnterworffen; Wann eine Obrigkeit es noch so gut meynet / mit ehrbarlichen Ordnungen / so kan es doch leicht böse außgedeutet werden. Was auch ein jeglicher in seinem Hause thut / kan nicht so gut seyn / daß nicht ein böses Vrtheil darüber gefället werde. Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen<noteplace="right">1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10.</note> verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen.</p><p>Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. Gleich wie Johannes der Täuffer zu erst von den Juden gar zu einem Messias solte erwehlet werden / die doch bald hernach leiden konten / daß jhm
</p></div></body></text></TEI>
[43/0063]
trage / daß er sehe / nicht auff seinen Gewinst / sondern auff den Gewinst der Seelen / vnd hindenan setze allen seinen Nutzen / auch das Leben / nur daß er seinem HErrn einen grossen Gewinst zuführe / wer also prediget / der ist getrew / vnd mehr wird von jhm nicht erfordert.
Wir schreiten zum andern / vnd besehen das vnzeitige Gericht der Welt. Es ist ja wol ein jeglicher Stand dem richten vnterworffen; Wann eine Obrigkeit es noch so gut meynet / mit ehrbarlichen Ordnungen / so kan es doch leicht böse außgedeutet werden. Was auch ein jeglicher in seinem Hause thut / kan nicht so gut seyn / daß nicht ein böses Vrtheil darüber gefället werde. Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen.
Pars 2. De temerario mundi judicio, cui subjectus est, ut omnisstatus, ita maximè Pastorum.
1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10. Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. Gleich wie Johannes der Täuffer zu erst von den Juden gar zu einem Messias solte erwehlet werden / die doch bald hernach leiden konten / daß jhm
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/63>, abgerufen am 10.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.