Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Andere Buch. Da waltzet sie sich her mit hoch erhabnem bauche/Erreget ihr gezisch und schäumendes gehauche/ Erhebet sich empor zur sonne fipperend Mit dreygespitzter zung/ und nach der wärme brennt. bey Pyrrh sich auch Periph ein tapffrer man und strei- Wie auch Audomedon Achillis sein bereiter (ter/ Und waffenträger fand: Es kömmt zugleich herbey Das gantze Scyrer heer mit hefftigem geschrey Und ziehen vor das schloß/ man wirffet feuerballen Auffs dach/ die aber doch ohn alle wirckung fallen: Er aber Pyrrh ergreifft mit flammender begier Ein axt und schläget an die eisen-feste thür/ So lange bis sie bricht/ und reist das thür gestelle Fast aus dem angel weg. Es war die pfost und schwelle Nunmehr gehauen aus/ da bohrt er mehr und mehr Durchs eichen-starcke holtz/ und stürmet schrecklich sehr. Da kömmet er so weit/ daß er durch so viel stösse Zum einfall macht ein loch von ungeheurer grösse/ Da kan man überall ins königs zimmer sehn/ Man sieht den langen saal hin durch weit offen stehn/ Da so viel könige mit langer reyh fürdessen In gutem fried und ruh regieret und gesessen: Man nimmt in eingang auch bewehrter männer wahr; Die alda warten auff zu wehren ab gefahr. Immittelst aber wird das schloß erfüllt darinnen Mit kläglichem geseufftz/ erbärmlichen beginnen Und schrecklichen tumult: Das frauenzimmer schreyt Und schlägt sich an die brust/ man höret weit und breit Ihr F 4
Das Andere Buch. Da waltzet ſie ſich her mit hoch erhabnem bauche/Erreget ihr geziſch und ſchaͤumendes gehauche/ Erhebet ſich empor zur ſonne fipperend Mit dreygeſpitzter zung/ und nach der waͤrme brennt. bey Pyrrh ſich auch Periph ein tapffrer man und ſtrei- Wie auch Audomedon Achillis ſein bereiter (ter/ Und waffentraͤger fand: Es koͤmmt zugleich herbey Das gantze Scyrer heer mit hefftigem geſchrey Und ziehen vor das ſchloß/ man wirffet feuerballen Auffs dach/ die aber doch ohn alle wirckung fallen: Er aber Pyrrh ergreifft mit flammender begier Ein axt und ſchlaͤget an die eiſen-feſte thuͤr/ So lange bis ſie bricht/ und reiſt das thuͤr geſtelle Faſt aus dem angel weg. Es war die pfoſt und ſchwelle Nunmehr gehauen aus/ da bohrt er mehr und mehr Durchs eichen-ſtarcke holtz/ und ſtuͤrmet ſchrecklich ſehr. Da koͤmmet er ſo weit/ daß er durch ſo viel ſtoͤſſe Zum einfall macht ein loch von ungeheurer groͤſſe/ Da kan man uͤberall ins koͤnigs zimmer ſehn/ Man ſieht den langen ſaal hin durch weit offen ſtehn/ Da ſo viel koͤnige mit langer reyh fuͤrdeſſen In gutem fried und ruh regieret und geſeſſen: Man nimmt in eingang auch bewehrter maͤnner wahr; Die alda warten auff zu wehren ab gefahr. Immittelſt aber wird das ſchloß erfuͤllt darinnen Mit klaͤglichem geſeufftz/ erbaͤrmlichen beginnen Und ſchrecklichen tumult: Das frauenzimmer ſchreyt Und ſchlaͤgt ſich an die bruſt/ man hoͤret weit und breit Ihr F 4
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Das Andere Buch.
Da waltzet ſie ſich her mit hoch erhabnem bauche/
Erreget ihr geziſch und ſchaͤumendes gehauche/
Erhebet ſich empor zur ſonne fipperend
Mit dreygeſpitzter zung/ und nach der waͤrme brennt.
bey Pyrrh ſich auch Periph ein tapffrer man und ſtrei-
Wie auch Audomedon Achillis ſein bereiter (ter/
Und waffentraͤger fand: Es koͤmmt zugleich herbey
Das gantze Scyrer heer mit hefftigem geſchrey
Und ziehen vor das ſchloß/ man wirffet feuerballen
Auffs dach/ die aber doch ohn alle wirckung fallen:
Er aber Pyrrh ergreifft mit flammender begier
Ein axt und ſchlaͤget an die eiſen-feſte thuͤr/
So lange bis ſie bricht/ und reiſt das thuͤr geſtelle
Faſt aus dem angel weg. Es war die pfoſt und ſchwelle
Nunmehr gehauen aus/ da bohrt er mehr und mehr
Durchs eichen-ſtarcke holtz/ und ſtuͤrmet ſchrecklich ſehr.
Da koͤmmet er ſo weit/ daß er durch ſo viel ſtoͤſſe
Zum einfall macht ein loch von ungeheurer groͤſſe/
Da kan man uͤberall ins koͤnigs zimmer ſehn/
Man ſieht den langen ſaal hin durch weit offen ſtehn/
Da ſo viel koͤnige mit langer reyh fuͤrdeſſen
In gutem fried und ruh regieret und geſeſſen:
Man nimmt in eingang auch bewehrter maͤnner wahr;
Die alda warten auff zu wehren ab gefahr.
Immittelſt aber wird das ſchloß erfuͤllt darinnen
Mit klaͤglichem geſeufftz/ erbaͤrmlichen beginnen
Und ſchrecklichen tumult: Das frauenzimmer ſchreyt
Und ſchlaͤgt ſich an die bruſt/ man hoͤret weit und breit
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/109>, abgerufen am 15.06.2024. |