Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Dritte Buch. Als er nun hatte gnug gefüllet seinen kragenUnd so viel rohes fleisch geschlungen in den magen/ Auch grosse menge weins gesoffen gierig ein/ War er so tumm und voll/ daß er auff keinem bein Mehr stehen kunte/ streckt sich auff die erde nieder/ So lang die höhle war und spye aus alles wieder/ Was er gefressen hat. Wir sahens an mit scheu/ Wir rochen auch den wust/ wie auff der schinderey Es schwummen hin und her die stücken fleisch vermischet Mit weine/ der vom blut und rothen schaume gischet/ Wir halten das gebät mit heilgem andachts sinn/ Uud richten unsern wuntsch zum grossen Göttern hin. Als wir nun unter uns vertheilen ort und stellen Und umb ihn stehen her den grossen schmidgesellen/ Da bohren wir durchs aug/ das er hat an der stirn/ Ihm einen spitzen pfahl hinein bis ans gehirn/ Das war der grösse nach mit einen schild verglichen/ Das in dem felde wird getragen von den Griechen/ Und gläntzte wie die sonn an stern-gewölbten thron. Auff diese weis empfieng der wütrich seinen lohn. Und rächeten an ihm dem so unmilden würger Daß er mit tollem grimm geschlachtet unsre bürger/ Doch aber lässet sichs nicht machen hier viel wort. Ach fliehet fliehet nur ihr guten leute fort Und haut die seile loß/ daß ihr vom Haven kommet/ Denn schrecklich Polyphem in weiter höhle brummet/ Das wollen-schöne vieh verschleust und ihm auszeucht die milch: so schrecklich sind noch hundert/ wie mich deucht Die K 3
Das Dritte Buch. Als er nun hatte gnug gefuͤllet ſeinen kragenUnd ſo viel rohes fleiſch geſchlungen in den magen/ Auch groſſe menge weins geſoffen gierig ein/ War er ſo tumm und voll/ daß er auff keinem bein Mehr ſtehen kunte/ ſtreckt ſich auff die erde nieder/ So lang die hoͤhle war und ſpye aus alles wieder/ Was er gefreſſen hat. Wir ſahens an mit ſcheu/ Wir rochen auch den wuſt/ wie auff der ſchinderey Es ſchwummen hin und her die ſtuͤcken fleiſch vermiſchet Mit weine/ der vom blut und rothen ſchaume giſchet/ Wir halten das gebaͤt mit heilgem andachts ſinn/ Uud richten unſern wuntſch zum groſſen Goͤttern hin. Als wir nun unter uns vertheilen ort und ſtellen Und umb ihn ſtehen her den groſſen ſchmidgeſellen/ Da bohren wir durchs aug/ das er hat an der ſtirn/ Ihm einen ſpitzen pfahl hinein bis ans gehirn/ Das war der groͤſſe nach mit einen ſchild veꝛglichen/ Das in dem felde wird getragen von den Griechen/ Und glaͤntzte wie die ſonn an ſtern-gewoͤlbten thron. Auff dieſe weiſ empfieng der wuͤtrich ſeinen lohn. Und raͤcheten an ihm dem ſo unmilden wuͤrger Daß er mit tollem grimm geſchlachtet unſre buͤrger/ Doch aber laͤſſet ſichs nicht machen hier viel wort. Ach fliehet fliehet nur ihr guten leute fort Und haut die ſeile loß/ daß ihr vom Haven kommet/ Denn ſchrecklich Polyphem in weiter hoͤhle brummet/ Das wollen-ſchoͤne vieh verſchleuſt und ihm auszeucht die milch: ſo ſchꝛecklich ſind noch hundeꝛt/ wie mich deucht Die K 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0171" n="149"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Dritte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Als er nun hatte gnug gefuͤllet ſeinen kragen</l><lb/> <l>Und ſo viel rohes fleiſch geſchlungen in den magen/</l><lb/> <l>Auch groſſe menge weins geſoffen gierig ein/</l><lb/> <l>War er ſo tumm und voll/ daß er auff keinem bein</l><lb/> <l>Mehr ſtehen kunte/ ſtreckt ſich auff die erde nieder/</l><lb/> <l>So lang die hoͤhle war und ſpye aus alles wieder/</l><lb/> <l>Was er gefreſſen hat. Wir ſahens an mit ſcheu/</l><lb/> <l>Wir rochen auch den wuſt/ wie auff der ſchinderey</l><lb/> <l>Es ſchwummen hin und her die ſtuͤcken fleiſch vermiſchet</l><lb/> <l>Mit weine/ der vom blut und rothen ſchaume giſchet/</l><lb/> <l>Wir halten das gebaͤt mit heilgem andachts ſinn/</l><lb/> <l>Uud richten unſern wuntſch zum groſſen Goͤttern hin.</l><lb/> <l>Als wir nun unter uns vertheilen ort und ſtellen</l><lb/> <l>Und umb ihn ſtehen her den groſſen ſchmidgeſellen/</l><lb/> <l>Da bohren wir durchs aug/ das er hat an der ſtirn/</l><lb/> <l>Ihm einen ſpitzen pfahl hinein bis ans gehirn/</l><lb/> <l>Das war der groͤſſe nach mit einen ſchild veꝛglichen/</l><lb/> <l>Das in dem felde wird getragen von den Griechen/</l><lb/> <l>Und glaͤntzte wie die ſonn an ſtern-gewoͤlbten thron.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">A</hi>uff dieſe weiſ empfieng der wuͤtrich ſeinen lohn.</l><lb/> <l>Und raͤcheten an ihm dem ſo unmilden wuͤrger</l><lb/> <l>Daß er mit tollem grimm geſchlachtet unſre buͤrger/</l><lb/> <l>Doch aber laͤſſet ſichs nicht machen hier viel wort.</l><lb/> <l>Ach fliehet fliehet nur ihr guten leute fort</l><lb/> <l>Und haut die ſeile loß/ daß ihr vom Haven kommet/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>enn ſchrecklich Polyphem in weiter hoͤhle brummet/</l><lb/> <l>Das wollen-ſchoͤne vieh verſchleuſt und ihm auszeucht</l><lb/> <l>die milch: ſo ſchꝛecklich ſind noch hundeꝛt/ wie mich deucht</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [149/0171]
Das Dritte Buch.
Als er nun hatte gnug gefuͤllet ſeinen kragen
Und ſo viel rohes fleiſch geſchlungen in den magen/
Auch groſſe menge weins geſoffen gierig ein/
War er ſo tumm und voll/ daß er auff keinem bein
Mehr ſtehen kunte/ ſtreckt ſich auff die erde nieder/
So lang die hoͤhle war und ſpye aus alles wieder/
Was er gefreſſen hat. Wir ſahens an mit ſcheu/
Wir rochen auch den wuſt/ wie auff der ſchinderey
Es ſchwummen hin und her die ſtuͤcken fleiſch vermiſchet
Mit weine/ der vom blut und rothen ſchaume giſchet/
Wir halten das gebaͤt mit heilgem andachts ſinn/
Uud richten unſern wuntſch zum groſſen Goͤttern hin.
Als wir nun unter uns vertheilen ort und ſtellen
Und umb ihn ſtehen her den groſſen ſchmidgeſellen/
Da bohren wir durchs aug/ das er hat an der ſtirn/
Ihm einen ſpitzen pfahl hinein bis ans gehirn/
Das war der groͤſſe nach mit einen ſchild veꝛglichen/
Das in dem felde wird getragen von den Griechen/
Und glaͤntzte wie die ſonn an ſtern-gewoͤlbten thron.
Auff dieſe weiſ empfieng der wuͤtrich ſeinen lohn.
Und raͤcheten an ihm dem ſo unmilden wuͤrger
Daß er mit tollem grimm geſchlachtet unſre buͤrger/
Doch aber laͤſſet ſichs nicht machen hier viel wort.
Ach fliehet fliehet nur ihr guten leute fort
Und haut die ſeile loß/ daß ihr vom Haven kommet/
Denn ſchrecklich Polyphem in weiter hoͤhle brummet/
Das wollen-ſchoͤne vieh verſchleuſt und ihm auszeucht
die milch: ſo ſchꝛecklich ſind noch hundeꝛt/ wie mich deucht
Die
K 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/171 |
Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/171>, abgerufen am 15.06.2024. |