Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
tunc tua, maxime rex, Martia facta canam.
tu modo versiculis ne spernas vilibus ausum
auguror et res est ista futura brevi!
sis foelix, fortisque diu, vive optime princeps,
omnia, et ut possis vincere, dura. Vale! *)

Als sie nun schwiege, sprach Se. Majestät: pro¬
prius accedas patria virgo
, ut te osculer **), wor¬
auf sie, sich verfärbende ihm an das Roß trat. Und
gläubete ich, er würde sie nur auf die Stirne küssen, wie
sonsten die Potentaten zu thun pflegen, aber nein! er
küßete sie also gerade auf den Mund daß es schmatzete
und seine langen Hutfedern ihr umb den Nacken hingen,
so daß mir abermal ganz bange vor sie wurd. Doch
richtete er sich bald wieder in die Höhe, nahm die gül¬
dene Kette sich ab, an welcher unten sein Conterfett bum¬
melte, und hing sie meinem Töchterlein mit diesen Wor¬
ten umb ihren Hals: hocce tuae pulchritudini! et si
favente deo redux fuero victor
, prommissum car¬
men et praeterea duo oscula exspecto. ***)

*) d. i.
Einst wird kommen die Zeit, wo du, siegfreudiger Rächer
Wirst heimkehren zur Flur meines befreieten Volks;
Dann, ein besseres Lied bringt dir die Muse des Sängers,
Denn sie preiset o Herr deine heroische That!
Drum verachte ihr heut nicht dies verwegene Stammeln:
Sie weissaget ja nur dein nachwaltendes Glück.
Geh, leb wohl, sei tapfer und stark, o bester der Fürsten,
Daß du alles besiegst, selber das harte Gesschick!
**) Komm näher, vaterländische Jungfrau, damit ich
dich küsse.
***) Dies deiner Schönheit und, wenn ich mit Gottes
tunc tua, maxime rex, Martia facta canam.
tu modo versiculis ne spernas vilibus ausum
auguror et res est ista futura brevi!
sis foelix, fortisque diu, vive optime princeps,
omnia, et ut possis vincere, dura. Vale! *)

Als ſie nun ſchwiege, ſprach Se. Majeſtät: pro¬
prius accedas patria virgo
, ut te osculer **), wor¬
auf ſie, ſich verfärbende ihm an das Roß trat. Und
gläubete ich, er würde ſie nur auf die Stirne küſſen, wie
ſonſten die Potentaten zu thun pflegen, aber nein! er
küßete ſie alſo gerade auf den Mund daß es ſchmatzete
und ſeine langen Hutfedern ihr umb den Nacken hingen,
ſo daß mir abermal ganz bange vor ſie wurd. Doch
richtete er ſich bald wieder in die Höhe, nahm die gül¬
dene Kette ſich ab, an welcher unten ſein Conterfett bum¬
melte, und hing ſie meinem Töchterlein mit dieſen Wor¬
ten umb ihren Hals: hocce tuae pulchritudini! et si
favente deo redux fuero victor
, prommissum car¬
men et praeterea duo oscula exspecto. ***)

*) d. i.
Einſt wird kommen die Zeit, wo du, ſiegfreudiger Rächer
Wirſt heimkehren zur Flur meines befreieten Volks;
Dann, ein beſſeres Lied bringt dir die Muſe des Sängers,
Denn ſie preiſet o Herr deine heroiſche That!
Drum verachte ihr heut nicht dies verwegene Stammeln:
Sie weiſſaget ja nur dein nachwaltendes Glück.
Geh, leb wohl, ſei tapfer und ſtark, o beſter der Fürſten,
Daß du alles beſiegſt, ſelber das harte Geſschick!
**) Komm näher, vaterländiſche Jungfrau, damit ich
dich küſſe.
***) Dies deiner Schönheit und, wenn ich mit Gottes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0130" n="114"/>
          <lg n="2">
            <l> <hi rendition="#aq">tunc tua, maxime rex, Martia facta canam.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">tu modo versiculis ne spernas vilibus ausum</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">auguror et res est ista futura brevi!</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">sis foelix, fortisque diu, vive optime princeps,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">omnia, et ut possis vincere, dura. Vale!</hi> <note place="foot" n="*)">d. i.<lb/>
Ein&#x017F;t wird kommen die Zeit, wo du, &#x017F;iegfreudiger Rächer<lb/>
Wir&#x017F;t heimkehren zur Flur meines befreieten Volks;<lb/>
Dann, ein be&#x017F;&#x017F;eres Lied bringt dir die Mu&#x017F;e des Sängers,<lb/>
Denn &#x017F;ie prei&#x017F;et o Herr deine heroi&#x017F;che That!<lb/>
Drum verachte ihr heut nicht dies verwegene Stammeln:<lb/>
Sie wei&#x017F;&#x017F;aget ja nur dein nachwaltendes Glück.<lb/>
Geh, leb wohl, &#x017F;ei tapfer und &#x017F;tark, o be&#x017F;ter der Für&#x017F;ten,<lb/>
Daß du alles be&#x017F;ieg&#x017F;t, &#x017F;elber das harte Ge&#x017F;schick!<lb/></note>
            </l>
          </lg>
        </lg>
        <p>Als &#x017F;ie nun &#x017F;chwiege, &#x017F;prach Se. Maje&#x017F;tät: <hi rendition="#aq">pro¬<lb/>
prius accedas patria virgo</hi>, <hi rendition="#aq">ut te osculer</hi> <note place="foot" n="**)">Komm näher, vaterländi&#x017F;che Jungfrau, damit ich<lb/>
dich kü&#x017F;&#x017F;e.</note>, wor¬<lb/>
auf &#x017F;ie, &#x017F;ich verfärbende ihm an das Roß trat. Und<lb/>
gläubete ich, er würde &#x017F;ie nur auf die Stirne kü&#x017F;&#x017F;en, wie<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten die Potentaten zu thun pflegen, aber nein! er<lb/>
küßete &#x017F;ie al&#x017F;o gerade auf den Mund daß es &#x017F;chmatzete<lb/>
und &#x017F;eine langen Hutfedern ihr umb den Nacken hingen,<lb/>
&#x017F;o daß mir abermal ganz bange vor &#x017F;ie wurd. Doch<lb/>
richtete er &#x017F;ich bald wieder in die Höhe, nahm die gül¬<lb/>
dene Kette &#x017F;ich ab, an welcher unten &#x017F;ein Conterfett bum¬<lb/>
melte, und hing &#x017F;ie meinem Töchterlein mit die&#x017F;en Wor¬<lb/>
ten umb ihren Hals: <hi rendition="#aq">hocce tuae pulchritudini! et si<lb/>
favente deo redux fuero victor</hi>, <hi rendition="#aq">prommissum car</hi>¬<lb/><hi rendition="#aq">men et praeterea duo oscula exspecto.</hi> <note xml:id="note-0130" next="#note-0131" place="foot" n="***)">Dies deiner Schönheit und, wenn ich mit Gottes</note> </p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0130] tunc tua, maxime rex, Martia facta canam. tu modo versiculis ne spernas vilibus ausum auguror et res est ista futura brevi! sis foelix, fortisque diu, vive optime princeps, omnia, et ut possis vincere, dura. Vale! *) Als ſie nun ſchwiege, ſprach Se. Majeſtät: pro¬ prius accedas patria virgo, ut te osculer **), wor¬ auf ſie, ſich verfärbende ihm an das Roß trat. Und gläubete ich, er würde ſie nur auf die Stirne küſſen, wie ſonſten die Potentaten zu thun pflegen, aber nein! er küßete ſie alſo gerade auf den Mund daß es ſchmatzete und ſeine langen Hutfedern ihr umb den Nacken hingen, ſo daß mir abermal ganz bange vor ſie wurd. Doch richtete er ſich bald wieder in die Höhe, nahm die gül¬ dene Kette ſich ab, an welcher unten ſein Conterfett bum¬ melte, und hing ſie meinem Töchterlein mit dieſen Wor¬ ten umb ihren Hals: hocce tuae pulchritudini! et si favente deo redux fuero victor, prommissum car¬ men et praeterea duo oscula exspecto. ***) *) d. i. Einſt wird kommen die Zeit, wo du, ſiegfreudiger Rächer Wirſt heimkehren zur Flur meines befreieten Volks; Dann, ein beſſeres Lied bringt dir die Muſe des Sängers, Denn ſie preiſet o Herr deine heroiſche That! Drum verachte ihr heut nicht dies verwegene Stammeln: Sie weiſſaget ja nur dein nachwaltendes Glück. Geh, leb wohl, ſei tapfer und ſtark, o beſter der Fürſten, Daß du alles beſiegſt, ſelber das harte Geſschick! **) Komm näher, vaterländiſche Jungfrau, damit ich dich küſſe. ***) Dies deiner Schönheit und, wenn ich mit Gottes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/130
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/130>, abgerufen am 01.06.2024.