Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.XLII. Von einem Ehebrecher. EJn Prediger straffet offentlich in der Pre- D. Bern- D
XLII. Von einem Ehebrecher. EJn Prediger ſtraffet offentlich in der Pre- D. Bern- D
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0053" n="49"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XLII.</hi></hi> Von einem Ehebrecher.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>Jn Prediger ſtraffet offentlich in der Pre-<lb/> digt einen Ehebrecher/ er aber beſſert ſich<lb/> gar nit hierab/ ließ es zu einem Ohr ein vnd<lb/> zũ andern wider auß gehen. Hierauf fengt<lb/> der Prieſter jhn nochmals zu ſtraffen an/ vnd ſagt:<lb/> Jch hab dich vngezaͤmten Ochſen hiebevor zum<lb/> offtermahl vermahnet/ du ſolteſt dich an deinem ehr-<lb/> lichen Weib benuͤgen laſſen/ vnd dem ſuͤndlichen le-<lb/> ben der vnzucht abſaͤgen. Aber alles was ich biß da-<lb/> her gered/ hab ich einem Stein geſagt/ vnd du haſt<lb/> mein trewlich vermahnen zu einem Ohr ein vnnd<lb/> zum andern wider aͤußgehen laſſen/ vnnd begereſt<lb/> dich alſo keines wegs zu beſſern. Meineſtu mir ſey<lb/> dein newe vnzucht vnd Ehebruch verborgen? War-<lb/> lich du jrꝛeſt dich: Dann es iſt mir alles mehr als<lb/> zu viel offenbar. Weil ich dann nun ſehe/ dz du dich<lb/> keines wegs beſſern wilt/ ſo muſt ich zu einem har-<lb/> ten knoden einen harten keil brauchen/ nimpt mit<lb/> den worten einen Stein auß dem Ermel/ vnnd<lb/> ſpricht/ hoͤrſtu geſell/ mit dieſem Pfeil will ich dich<lb/> ſchieſſen/ dan ich ſehe wol wo du ſteheſt/ das ich dich<lb/> ohn muͤhe wol mit dieſem Stein getrawe zutreffen.<lb/> Hebt den ſtein hiemit auff/ als ob er jtzt auff jhn wer-<lb/> fen wolte. Von ſtund fallen auff zwantzig Burger/<lb/> ſo vmb jhn her ſtehen/ zu ruck/ vnd meinet ein jeder/<lb/> er hab jhn werffen wollen/ vnd lauffen mit einander<lb/> zur Kirchen hinauß. Da der Prieſter diß ſihet/<lb/> ſpricht er/ behuͤt Gott was ſehe ich? Jch hab ge-<lb/> meinet/ es ſey nur einer vorhanden/ ſo ehebruch be-<lb/> gangen/ ſo befind ich auch dieſem flihen/ das ſie vaſt<lb/><hi rendition="#c">all mit einander Ehebrecher ſindt. Diß muß<lb/> man dem boͤſen gewiſſen zu-<lb/> ſchreiben.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">D. Bern-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [49/0053]
XLII. Von einem Ehebrecher.
EJn Prediger ſtraffet offentlich in der Pre-
digt einen Ehebrecher/ er aber beſſert ſich
gar nit hierab/ ließ es zu einem Ohr ein vnd
zũ andern wider auß gehen. Hierauf fengt
der Prieſter jhn nochmals zu ſtraffen an/ vnd ſagt:
Jch hab dich vngezaͤmten Ochſen hiebevor zum
offtermahl vermahnet/ du ſolteſt dich an deinem ehr-
lichen Weib benuͤgen laſſen/ vnd dem ſuͤndlichen le-
ben der vnzucht abſaͤgen. Aber alles was ich biß da-
her gered/ hab ich einem Stein geſagt/ vnd du haſt
mein trewlich vermahnen zu einem Ohr ein vnnd
zum andern wider aͤußgehen laſſen/ vnnd begereſt
dich alſo keines wegs zu beſſern. Meineſtu mir ſey
dein newe vnzucht vnd Ehebruch verborgen? War-
lich du jrꝛeſt dich: Dann es iſt mir alles mehr als
zu viel offenbar. Weil ich dann nun ſehe/ dz du dich
keines wegs beſſern wilt/ ſo muſt ich zu einem har-
ten knoden einen harten keil brauchen/ nimpt mit
den worten einen Stein auß dem Ermel/ vnnd
ſpricht/ hoͤrſtu geſell/ mit dieſem Pfeil will ich dich
ſchieſſen/ dan ich ſehe wol wo du ſteheſt/ das ich dich
ohn muͤhe wol mit dieſem Stein getrawe zutreffen.
Hebt den ſtein hiemit auff/ als ob er jtzt auff jhn wer-
fen wolte. Von ſtund fallen auff zwantzig Burger/
ſo vmb jhn her ſtehen/ zu ruck/ vnd meinet ein jeder/
er hab jhn werffen wollen/ vnd lauffen mit einander
zur Kirchen hinauß. Da der Prieſter diß ſihet/
ſpricht er/ behuͤt Gott was ſehe ich? Jch hab ge-
meinet/ es ſey nur einer vorhanden/ ſo ehebruch be-
gangen/ ſo befind ich auch dieſem flihen/ das ſie vaſt
all mit einander Ehebrecher ſindt. Diß muß
man dem boͤſen gewiſſen zu-
ſchreiben.
D. Bern-
D
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |