ungen, an Säulen, Pfeilern etc. deren sie bedürfen, und welche wieder mehr oder weniger kostbare Fundamentirungen erfordern.
Auch kann man mit dieser Anordnung nicht willkürlich große Räume ohne Unterstützung überspannen, wie bei den andern Gewöl- ben im sogenannten Steinschnitt, und außerdem gewähren sie wegen der Eigenthümlichkeit ihrer Anordnung und weil ihre Stützen keine übermäßige Höhe erlauben, ebenfalls verhältnißmäßig nur geringe Höhe des überdeckten Raumes, folglich keinen so großartigen Anblick für den Beschauer, als die den Raum frei überspannenden Gewölbe. Uebrigens üben sie keinen Seitenschub.
Gewölbe mit Fugenschnitt nach irgend einer gekrümmten Linie von Hausteinen aufgeführt, und nicht mit Mörtel verbunden, erfordern eine sehr sorgfältige Bearbeitung, und sehr starke Unterstützungsmauern, da ihr Seitenschub ein immerwährender ist, indem jeder einzelne Stein, weil sie nicht durch Mörtel verbunden sind, ein immerwährendes Bestreben zur Bewegung, vermöge seiner schiefen Lage und seines Fugenschnittes hat. Sie sind aus diesen Gründen nie zu sehr großen Wölbungen verwendet worden.
Die Gewölbe von gebrannten Steinen mit Mörtel verbunden, erhärten zu einer Masse und üben im erhärteten Zustande keinen Seitenschub auf ihre Unterstützungsmauern, können deshalb verhält- nißmäßig schwächer sein, auch sind sie an sich leichter.
Man könnte den Seitenschub während der Zeit wo sie naß sind, dadurch aufheben, daß man sie mit eisernen Ankern so lange zusam- menhielt, bis sie ausgetrocknet wären. Nach der Austrocknung könnte man die Anker wieder entfernen.
Die Einrichtung der Anker selbst wäre hierbei sehr einfach, jeder bestünde aus 3 Stücken, die beiden Endstücken würden vermauert, und blieben vermauert, das Mittelstück würde nur so lange dazwischen geschraubt, bis das Gewölbe ausgetrocknet ist, alsdann nimmt man den Mittelanker fort, weil der Seitenschub aufgehört hat.
Gewölbe in Gußwerk sind die leichtesten, üben also schon des- wegen einen geringeren Seitenschub und erfordern demnach nur schwä- chere Unterstützungsmauern als die vorhergehenden, weil sie zugleich zu einer festen Masse erhärten.
Man könnte demnach, um möglichst schwache Unterstützungs- mauern zu erhalten, ebenfalls eiserne Zuganker so lange einlegen bis die Gewölbe erhärtet sind, und nach der Erhärtung die Zuganker wieder entfernen. Es geht also hieraus hervor, daß die Gewölbe von Ziegeln mit Mörtel gewölbt, oder die von Gußwerk für die meisten
ungen, an Säulen, Pfeilern ꝛc. deren ſie bedürfen, und welche wieder mehr oder weniger koſtbare Fundamentirungen erfordern.
Auch kann man mit dieſer Anordnung nicht willkürlich große Räume ohne Unterſtützung überſpannen, wie bei den andern Gewöl- ben im ſogenannten Steinſchnitt, und außerdem gewähren ſie wegen der Eigenthümlichkeit ihrer Anordnung und weil ihre Stützen keine übermäßige Höhe erlauben, ebenfalls verhältnißmäßig nur geringe Höhe des überdeckten Raumes, folglich keinen ſo großartigen Anblick für den Beſchauer, als die den Raum frei überſpannenden Gewölbe. Uebrigens üben ſie keinen Seitenſchub.
Gewölbe mit Fugenſchnitt nach irgend einer gekrümmten Linie von Hauſteinen aufgeführt, und nicht mit Mörtel verbunden, erfordern eine ſehr ſorgfältige Bearbeitung, und ſehr ſtarke Unterſtützungsmauern, da ihr Seitenſchub ein immerwährender iſt, indem jeder einzelne Stein, weil ſie nicht durch Mörtel verbunden ſind, ein immerwährendes Beſtreben zur Bewegung, vermöge ſeiner ſchiefen Lage und ſeines Fugenſchnittes hat. Sie ſind aus dieſen Gründen nie zu ſehr großen Wölbungen verwendet worden.
Die Gewölbe von gebrannten Steinen mit Mörtel verbunden, erhärten zu einer Maſſe und üben im erhärteten Zuſtande keinen Seitenſchub auf ihre Unterſtützungsmauern, können deshalb verhält- nißmäßig ſchwächer ſein, auch ſind ſie an ſich leichter.
Man könnte den Seitenſchub während der Zeit wo ſie naß ſind, dadurch aufheben, daß man ſie mit eiſernen Ankern ſo lange zuſam- menhielt, bis ſie ausgetrocknet wären. Nach der Austrocknung könnte man die Anker wieder entfernen.
Die Einrichtung der Anker ſelbſt wäre hierbei ſehr einfach, jeder beſtünde aus 3 Stücken, die beiden Endſtücken würden vermauert, und blieben vermauert, das Mittelſtück würde nur ſo lange dazwiſchen geſchraubt, bis das Gewölbe ausgetrocknet iſt, alsdann nimmt man den Mittelanker fort, weil der Seitenſchub aufgehört hat.
Gewölbe in Gußwerk ſind die leichteſten, üben alſo ſchon des- wegen einen geringeren Seitenſchub und erfordern demnach nur ſchwä- chere Unterſtützungsmauern als die vorhergehenden, weil ſie zugleich zu einer feſten Maſſe erhärten.
Man könnte demnach, um möglichſt ſchwache Unterſtützungs- mauern zu erhalten, ebenfalls eiſerne Zuganker ſo lange einlegen bis die Gewölbe erhärtet ſind, und nach der Erhärtung die Zuganker wieder entfernen. Es geht alſo hieraus hervor, daß die Gewölbe von Ziegeln mit Mörtel gewölbt, oder die von Gußwerk für die meiſten
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ungen, an Säulen, Pfeilern ꝛc. deren ſie bedürfen, und welche wieder
mehr oder weniger koſtbare Fundamentirungen erfordern.
Auch kann man mit dieſer Anordnung nicht willkürlich große
Räume ohne Unterſtützung überſpannen, wie bei den andern Gewöl-
ben im ſogenannten Steinſchnitt, und außerdem gewähren ſie wegen
der Eigenthümlichkeit ihrer Anordnung und weil ihre Stützen keine
übermäßige Höhe erlauben, ebenfalls verhältnißmäßig nur geringe
Höhe des überdeckten Raumes, folglich keinen ſo großartigen Anblick
für den Beſchauer, als die den Raum frei überſpannenden Gewölbe.
Uebrigens üben ſie keinen Seitenſchub.
Gewölbe mit Fugenſchnitt nach irgend einer gekrümmten Linie von
Hauſteinen aufgeführt, und nicht mit Mörtel verbunden, erfordern eine ſehr
ſorgfältige Bearbeitung, und ſehr ſtarke Unterſtützungsmauern, da ihr
Seitenſchub ein immerwährender iſt, indem jeder einzelne Stein, weil
ſie nicht durch Mörtel verbunden ſind, ein immerwährendes Beſtreben
zur Bewegung, vermöge ſeiner ſchiefen Lage und ſeines Fugenſchnittes
hat. Sie ſind aus dieſen Gründen nie zu ſehr großen Wölbungen
verwendet worden.
Die Gewölbe von gebrannten Steinen mit Mörtel verbunden,
erhärten zu einer Maſſe und üben im erhärteten Zuſtande keinen
Seitenſchub auf ihre Unterſtützungsmauern, können deshalb verhält-
nißmäßig ſchwächer ſein, auch ſind ſie an ſich leichter.
Man könnte den Seitenſchub während der Zeit wo ſie naß ſind,
dadurch aufheben, daß man ſie mit eiſernen Ankern ſo lange zuſam-
menhielt, bis ſie ausgetrocknet wären. Nach der Austrocknung könnte
man die Anker wieder entfernen.
Die Einrichtung der Anker ſelbſt wäre hierbei ſehr einfach, jeder
beſtünde aus 3 Stücken, die beiden Endſtücken würden vermauert,
und blieben vermauert, das Mittelſtück würde nur ſo lange dazwiſchen
geſchraubt, bis das Gewölbe ausgetrocknet iſt, alsdann nimmt man
den Mittelanker fort, weil der Seitenſchub aufgehört hat.
Gewölbe in Gußwerk ſind die leichteſten, üben alſo ſchon des-
wegen einen geringeren Seitenſchub und erfordern demnach nur ſchwä-
chere Unterſtützungsmauern als die vorhergehenden, weil ſie zugleich
zu einer feſten Maſſe erhärten.
Man könnte demnach, um möglichſt ſchwache Unterſtützungs-
mauern zu erhalten, ebenfalls eiſerne Zuganker ſo lange einlegen bis
die Gewölbe erhärtet ſind, und nach der Erhärtung die Zuganker
wieder entfernen. Es geht alſo hieraus hervor, daß die Gewölbe von
Ziegeln mit Mörtel gewölbt, oder die von Gußwerk für die meiſten
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/172>, abgerufen am 13.06.2024.
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