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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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gründlicher und tiefer zu untersuchen und zu be-
leuchten, da man hoffentlich besser von der Sache
wird urtheilen können. GOtt der HErr hat in
den Menschen verschiedene Kräfte geleget, nach dem
Unterscheid der Objecten oder des Gegenwurffs.
Er hat uns einen mit vielen Gliedern begabeten
Leib; eine Seele als den Sitz der Vernunfft zu
dessen Regierung und Bewürckung in denen äusser-
lichen, sinnlichen und zum natürlichen Leben gehö-
rigen Dingen gegeben, welche wir mit denen Thie-
ren gemein haben. Und einen ewigen aus ihm
urständenden Geist, als sein Ebenbild; welcher sich
nach diesem seinem principio sehnet, und ausser dem-
selben keine Ruhe findet: Wie der natürliche oder
thierische nach der thierischen; so der himmlische
nach dem himmlischen. Dieser himmlische Geist
solte der Director aller übrigen Kräfften in dem
Menschen seyn, und den gantzen Menschen in einer
wohl-harmonirenden Ordnung halten. Da er mit
dem Auge dieses göttlichen Gemüthes stets auf
GOtt schauende; in heiliger Ehrfurcht vor ihm
wandelnde, ihn im Geist und Wahrheit anbetende,
von dessen Liebe so erquicket einen himmlischen Frie-
den und Freude in dem Heiligen Geiste geniessende,
würcklich einen Vorschmack der ewigen Freuden
empfindet und erfähret, welche alle Vernunfft und
sinnliche Freude weit übertrifft. Testibus expe-
rientia
vieler Millionen Heiligen. Welches Gött-
liche Principium aber in dem natürlichen, sinnlichen,
thierischen Menschen gantz verdunckelt, verfinstert
und als todt darnieder leget. Daher es kommt:
daß
C 3


gruͤndlicher und tiefer zu unterſuchen und zu be-
leuchten, da man hoffentlich beſſer von der Sache
wird urtheilen koͤnnen. GOtt der HErr hat in
den Menſchen verſchiedene Kraͤfte geleget, nach dem
Unterſcheid der Objecten oder des Gegenwurffs.
Er hat uns einen mit vielen Gliedern begabeten
Leib; eine Seele als den Sitz der Vernunfft zu
deſſen Regierung und Bewuͤrckung in denen aͤuſſer-
lichen, ſinnlichen und zum natuͤrlichen Leben gehoͤ-
rigen Dingen gegeben, welche wir mit denen Thie-
ren gemein haben. Und einen ewigen aus ihm
urſtaͤndenden Geiſt, als ſein Ebenbild; welcher ſich
nach dieſem ſeinem principio ſehnet, und auſſer dem-
ſelben keine Ruhe findet: Wie der natuͤrliche oder
thieriſche nach der thieriſchen; ſo der himmliſche
nach dem himmliſchen. Dieſer himmliſche Geiſt
ſolte der Director aller uͤbrigen Kraͤfften in dem
Menſchen ſeyn, und den gantzen Menſchen in einer
wohl-harmonirenden Ordnung halten. Da er mit
dem Auge dieſes goͤttlichen Gemuͤthes ſtets auf
GOtt ſchauende; in heiliger Ehrfurcht vor ihm
wandelnde, ihn im Geiſt und Wahrheit anbetende,
von deſſen Liebe ſo erquicket einen himmliſchen Frie-
den und Freude in dem Heiligen Geiſte genieſſende,
wuͤrcklich einen Vorſchmack der ewigen Freuden
empfindet und erfaͤhret, welche alle Vernunfft und
ſinnliche Freude weit uͤbertrifft. Teſtibus expe-
rientia
vieler Millionen Heiligen. Welches Goͤtt-
liche Principium aber in dem natuͤrlichen, ſinnlichen,
thieriſchen Menſchen gantz verdunckelt, verfinſtert
und als todt darnieder leget. Daher es kommt:
daß
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[37/0043] gruͤndlicher und tiefer zu unterſuchen und zu be- leuchten, da man hoffentlich beſſer von der Sache wird urtheilen koͤnnen. GOtt der HErr hat in den Menſchen verſchiedene Kraͤfte geleget, nach dem Unterſcheid der Objecten oder des Gegenwurffs. Er hat uns einen mit vielen Gliedern begabeten Leib; eine Seele als den Sitz der Vernunfft zu deſſen Regierung und Bewuͤrckung in denen aͤuſſer- lichen, ſinnlichen und zum natuͤrlichen Leben gehoͤ- rigen Dingen gegeben, welche wir mit denen Thie- ren gemein haben. Und einen ewigen aus ihm urſtaͤndenden Geiſt, als ſein Ebenbild; welcher ſich nach dieſem ſeinem principio ſehnet, und auſſer dem- ſelben keine Ruhe findet: Wie der natuͤrliche oder thieriſche nach der thieriſchen; ſo der himmliſche nach dem himmliſchen. Dieſer himmliſche Geiſt ſolte der Director aller uͤbrigen Kraͤfften in dem Menſchen ſeyn, und den gantzen Menſchen in einer wohl-harmonirenden Ordnung halten. Da er mit dem Auge dieſes goͤttlichen Gemuͤthes ſtets auf GOtt ſchauende; in heiliger Ehrfurcht vor ihm wandelnde, ihn im Geiſt und Wahrheit anbetende, von deſſen Liebe ſo erquicket einen himmliſchen Frie- den und Freude in dem Heiligen Geiſte genieſſende, wuͤrcklich einen Vorſchmack der ewigen Freuden empfindet und erfaͤhret, welche alle Vernunfft und ſinnliche Freude weit uͤbertrifft. Teſtibus expe- rientia vieler Millionen Heiligen. Welches Goͤtt- liche Principium aber in dem natuͤrlichen, ſinnlichen, thieriſchen Menſchen gantz verdunckelt, verfinſtert und als todt darnieder leget. Daher es kommt: daß C 3

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/43>, abgerufen am 31.10.2024.